Aus beruflichen Gründen bin ich aufgefordert technische Fachübersetzungen aus dem Englischen im Deutschen für verschiedene deutschsprachige Zielgruppen/Leser im um-, aus-, neu- oder anders so zu formulieren, damit es gut lesbar wird, leicht verständlich ist und trotzdem dem Original entsprechend "richtig" beim Empfänger ankommt (Transkreation). zB. für Geräte der Fa. Zeiss oder der Fa. Grohe.
Ich würde es so sehen:
Begriffe, wie Velocity, Cutoff, Envelope und fast alle anderen englischsprachigen, e-musikalischen und oder synthesizer-spezifischen Fachbegriffe, werden dann zu deutschsprachigen Fachbegriffen, wenn sie im deutschsprachigen, technischen Fachdialog oder in deutschen Fachtexten und beim Beschreiben von Fachinhalten täglich oder fast täglich benutzt werden. Dann ist der Austausch von englischen Begriffen üblich: Gewohnheit im Fachkontext also.
Wenn Fachleute mit Nicht-Fachleuten reden oder für Laien schreiben ist die Verwendung der deutschsprachigen Begriffe je nach Situation durchaus überlegenswert oder angebracht, zB. in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung über Klang-Synthesetechnologien oder wenn ein Synthesizerhersteller keine Synthesizer-Fachleute ansprechen möchte – beispielsweise, wenn es um Anschlagsdynamik bei Home-E-Pianos geht. Ich kann mir auch Personen vorstellen, die Töne, Obertöne und Einschwingzeiten von Testoszillatoren aus musikfernen Gründen bedienen müssen, zB. MTAs in HNO-Praxen. Dann ist die Synthesizer-Fachsprache unüblich: Also keine Gewohnheit – und möglicherweise nicht angebracht.
Hier im Forum und in Synthesizer-Bedienungsanleitungen für Synthesizer-Spieler würde ich generell englische, also fachübliche Termini verwenden. Außer, der Hersteller hat (marketingrelevante?) Gründe, um die deutschen Begriffe zu verwenden. Was dann aber im Einzelfall nicht präzise genug sein kann: Der Begriff "Anschlagsstärke" zB. bildet den Begriff "Velocity" unzureichend ab, weil nicht die Anschlagsstärke (Druck) gemessen wird, sondern das Spieltempo. Hersteller, die zB. komplexe, contentreiche Synth-Software-Manuals, wie DAWs, in mehrere Sprachen übersetzen müssen, haben sowieso in der Regel eine Terminologie-Datenbank (und nutzen CAT-Tools), die eine unternehmensspezifische, markenkonforme, konsistente Sprachregelung vorschreibt bzw. möglich macht – gerade, wenn nur Teile neu geschrieben werden und übersetzt werden müssen.
Zum Glück gibt es "da draußen" noch keine Denglisch-Polizei. Solange darf das jeder so machen, wie er es für richtig hält. Gesunder Menschenverstand (nicht KI-Verstand) rules. Man redet ja mit Menschen.
Wenn ein kleiner Hersteller Wert auf deutschsprachige Manuals legt und englische Begriffe im Deutschen 1:1 abbilden will, kann er diese ja in Klammern dahinter setzen.
Aber das ist nur meine Meinung aus der Erfahrung in anderen Branchen, die auch englischsprachige Fachbegriffe nutzen. Ein Deutschlehrer hat möglicherweise eine andere Sicht der Dinge.