Nein, analoger als ein MS20 geht nicht. Das war ja für damalige Verhältnisse ein ökonomisches Wunder, geradezu ein Billigsynth, der irgendwie trotz der geringen Anzahl von Bauteilen noch halbwegs vorhersehbare Töne von sich gab. Da spürt man ja quasi jeden Transistor und jede Lötstelle. Analoger geht es kaum.
Die CPU Last kommt davon: In einem Schaltkreis passiert ja alles gleichzeitig, bzw. mit Latenzen im Bereich von Nanosekunden, also hundertausendstel Samplegenauigkeit. In einem Computerprogramm passiert alles nacheinander. Das ist an sich kein Problem, so lange der Prozess einen Anfang und ein Ende hat. Ein Filter allerdings hat ja mit der Resonanz eine Schleife, die den Ausgang wieder an den Eingang führt. Das lässt sich nur berechnen, wenn man alles "gleichzeitig" berechnen kann. Das geht aber nicht, und deshalb nehmen digitale Synths in der Regel den Ausgang vom vorherigen Sample als Resonanz. Dadurch entsteht eine Latenz von 1 sample, die wie ein Wischeffekt durch die Resonanz durchschleimt.
Wir nutzen einen fiesen Trick, um diese Latenz wegzubekommen. Wir "schätzen" einfach, was am Ausgang rauskommen müsste, rechnen dann den Filter durch und vergleichen den Ausgang mit unserem Schätzwert. Dann nutzen wir einen cleveren Algorithmus, um aus der Differenz einen neuen Schätzwert zu bekommen und rechnen den Filter nochmals durch. Diesmal ist das Ergebnis dann schon näher. Das wiederholen wir so oft, bis der Ausgang dem Schätzwert auf 20-bit Genauigkeit nahe kommt (bei Great nur 12 bit). Wichtig: Jeder neue Schätzwert produziert natürlich auch einen neuen Filterausgang.
Damit erreichen wir, das wir zu Beginn der Filterrechnung schon wissen, wie der Ausgangswert sein muss, können die Resonanz also frei von Latenzen und Schmiereffekten berechnen - genau wie in einer analogen Kiste. Allerdings dauert es halt in der Regel zwischen 3 und 7 Runden, bis der Schätzwert nahe genug an den tatsächlichen Ausgang rankommt, und das bei 4 Schätzungen parallel in hochoptimiertem SSE-Code...
Hinzu kommt, dass tatsächliche Filter eine komplexere Struktur haben als oft in der Fachliteratur beschrieben. Da wird mit Filtern im Filter gemogelt (man müsste sagen, geMoogelt), da werden Bauteile auf Schaltplänen weggelassen, und dann kommt man schnell mal auf 11 komplizierte Waveshaper und zwei Shelvingfilter innerhalb einer kleinen Transistorleiter. Was dann Gülle klingt, wenn man es nicht ordentlich oversamplet.
So erklärt sich Diva's CPU-Last, und irgendwie auch, warum es so schwierig ist, analogen Sound hinzubekommen.