Re: Elka Synthex reissue - technisch gesehen
Nachdem hier jetzt schon wieder viel über Geschmack gestritten wurde - was man angeblich nicht kann...
möchte ich zum Thema Synthex reissue zurückkehren:
Wer kennt denn hier von Euch mehr Details dazu? Ich hatte ursprünglich an eine Hoax gedacht - der 1. April war ja nicht so weit weg...
Hashtag BRINGELKABACK ist ja nicht sehr ergiebig - eher kryptisch.
Wenn's schon so losgeht, bin ich mal lieber skeptisch: Entweder es ist nichts dahinter und das Re-Issue wird ein grausames Kinderspielzeug oder die Finnischen Produzenten können vor Arroganz kaum laufen, geschweige denn mehr dazu schreiben - dann wird's ohnehin ein Prohibitivpreis für betuchte Jarre-Jünger und solche, die es noch werden wollen.
Jetzt aber konkret zur Technik:
Die Finnen schreiben, sie würden irgendwelche "vintage parts" verwenden wollen - was soll das denn sein?
Der Synthex lebt, vom genialen 4 Spur-Sequencer mal abgesehen, im Prinzip von vier klangbestimmenden Elementen:
1. Intelligente Programmierung der digital getakteten Analog-Oszillatoren
2. die Hard-Sync Option bzw. die digitale Ringmodulation
3. der komplexe Doppelchorus
4. der Multimode Filter auf Basis des CEM 3320
Ansonsten ist der Synthex ein Chipgrab mit etwa 800 Chips, die aber einfachste TTL und CMOS Logik für Flipper und Spielautomaten beinhalten. Das muss man sicher nicht 1:1 kopieren, sondern kann man heute softwaremäßig implementieren - zu einem 1/1000tel des Materialpreises und -gewichts.
Punkte 1 und 2 lassen sich heute technisch leicht ohne "vintage parts" realisieren - einen guten Programmierer, der die "Zähltricks" des Synthex zur gezielten Stimmung/Verstimmung versteht, vorausgesetzt.
Punkt 3, der Chorus: einfach die Schaltung eines aktuellen guten Chorus-Pedals auf Eimerkettentechnologie-Basis modifizieren, dass sie die Besonderheiten des Synthex-Chorus annimmt - auch kein allzu großes Problem für einen Elektroniker - "vintage parts" brauchen wir hier nicht.
Punkt 4, der CEM Filter hingegen?? Hmmm...
Dass die CEM 3320 einen ganz besonderen Klang haben, ist wohl unbestritten. Für meine Ohren klingt ein Synthex eben nach CEM3320 Filter- wie ein Oberheim OB-Xa, ein Pro-one oder ein Crumar Trilogy (um mal so die Bandbreite zu nennen). Dazu kommt aber die einmalige Mehrfachbeschaltung des Filterchips im Synthex zu 24dB LP, 12dB BP, 6dB BP und 12dB HP. Vor allem die BP und HP-Klänge des Synthex sind erste Sahne, sehr typisch und von seinen zeitgenössischen Synths nicht erreicht. Wer aber einen Moog-Bass will, braucht nicht beim Synthex zu suchen.
Bei den 24db LP Klängen ist mir aber vor einiger Zeit aufgefallen, dass ich mit Oberheim OB-Xa, Crumar Stratus/Trilogy und Synthex absolut identische Soundpatches erstellen kann. Es kommt also kaum auf die Art der Oszillatoren an, diese können bei Oberheim (VCO) Synthex (DCO) und Trilogy (Orgel TOS mit Divider) unterschiedlicher nicht sein. It is in the filters...
Ein Re-issue des Synthex kommt also niemals ohne die originale Filterschaltung aus, wenn es sich von den anderen analogen Polysynths und anderen RE-issues abheben kann - das steht für mich fest. Ein Re-issue, das nicht die typischen Synthexssounds hinbekommt und dann einfach nur hübsch aussieht und wie ein P-6, ein KARP Odyssey oder gar wie ein Voyager klingt, brauchen wir nicht.
Was meinen denn die Modularfreaks hier im Forum? Wie gut kann man den CEM 3320 durch Ersatzschaltungen simulieren?
Oder haben die Finnen beim Ausräumen in Castelfidardo etwa noch eine Kiste CEM-Chips gefunden? Möglich wär's ja. Wären das dann die "vintage parts", von denen der Webauftritt spricht? Spannend!
Ich wünschte, ich könnte am Donnerstag bei der Musikmesse dabei sein, um mir ein Bild zu machen, aber da is nur für Fachpersonal...schade.