Randbemerkung: etsy ist mittlerweile ähnlich ätzend drauf, wie die großen Musikkonzerne auch:
I opened a shop for my wife to sell greeting cards. We were told an email would come with a confirmation #. It never came and we are unable to ...
www.consumeraffairs.com
Ich glaube, Etsy ist schlicht überfordert mit den intrnationalen Anforderungen, was Zoll, Steuern etc. betrifft. Klar muss da nachgebessert werden.
Andererseits würde ein vergrößertes Aufgebot an Kunden-/Verkäuferbetreuung unweigerlich die Verkäufergebühren erhöhen und damit die Preise für die Käufer.
Auf jeden Fall ist Etsy eine mit Bandcamp vergleichbare Plattform - beide ermöglichen Menschen, die etwas verkaufen möchten, dieses zu tun, und zwar ohne Unterteilung in "Profis" und "Amateure".
Egal, was der Knilch sich einbildet, was ich mit meinen musikalischen (Hobby-)Ergüssen anstelle und welche Ziele ich damit habe, geht ihn einen riesigen Haufen an.
Ich bin nicht ganz sicher, welchen der beiden "Knilche" du meinst: den, der entschieden hat, das von vielen "Amateuren" (auf Spotify etc, nicht auf Universal - da gibt's ja keine Amateure) erwirtschaftete Geld auf wenige "Profis" zu verteilen (was Jörg eben ganz richtig anmerkte), oder den, der das ungerecht findet?
Und was Herr Biegmann auch noch tut: Er packt die "kleinen" Musiker in einen Topf mit KI-generiertem Kram und Staubsaugergeräuschen (DAgegen könntet ihr doch mal was tun!), und in einem anderen Satz behauptet er, die Kernaufgabe sei die Förderung junger Musiker (denen er allerdings durch diese Gleichsetzung den Hahn abdreht). Finde nur ich das zynisch? In Wirklichkeit meint er nur die Förderung von Musikern, mit denen er später Geld verdienen kann.
Er sagt auch: "Wir sind da, wo die Fans sind". Nein. Ihr seid da, wo ihr die Fans hingelockt habt. Gewichtiger Unterschied.
Leider ist ja die reine Verteilung des Geldes noch nicht einmal das Gravierendste an der Geschichte (ich dampfe das Problem mal auf "Spotify versus Bandcamp" zusammen, was sicherlich ein paar Aspekte verschluckt), sondern die "Erziehung" des Publikums, die "Amateurliga" immer mehr zu ignorieren.
Beispiel: Kürzlich war ich auf einem Mehrere-unbekannte-Gothic-Bands-Konzert, das von den Bands selbst organisiert war. Man hat für seinen Eintritt fünf Bands bekommen, das entspricht 1,80 Euro pro Band. Es waren vielleicht fünfzig Leute da - danach war Schwarzkittel-Disco (im Eintrittspreis inkludiert), und der Laden war schlagartig voll. Wie sollen denn Musikschaffende jemals Erfahrungen sammeln und den Sprung "nach oben" schaffen, wenn keiner hingeht - selbst bei solchen Szene-Events? Der Corona-Schock, als keiner mehr auf Konzerte gehen konnte, scheint schnell vergessen worden zu sein.
Und es werden sogar die Musiker:innen dazu "erzogen", Plattformen wie Spotify als Werbeplattform zu akzeptieren, ohne die es mittlerweile kaum noch geht (was fatalerweise bis zu einem gewissen Grad sogar stimmt), "und dann kriegen wir halt kein Geld dafür, ist wohl so...".
Spotify kennt jeder, Bandcamp kennen im Grunde nur Musiker (fragt mal im Bekanntenkreis sowohl Musiker als auch Nichtmusiker!).
Übrigens: Ich hab letzten Monat das erste Mal (seit 30 Jahren) mit Live-Musik (wieder) Geld verdient. Wir hatten nen kleinen Auftritt im Maximiliansforum. Die Stadt hat mir 280,37 Euro + 7% MwSt. dafür bezahlt, weil es als Kunstperformance lief. Das muss ich versteuern. Ich mach aber nur hobbymäßig Musik. Was mich jetzt extra freut: Der Briegmann muss es zum Kotzen finden, dass ich die Knete haben WILL.
Ging mir auch kürzlich so.
Wenn man als förderungswürdige Kunst gilt bzw. sich so darstellen kann, kann man hier und da Geld aus staatlichen Fördertöpfen kriegen.
Wenn nicht, kann man höchstens noch für umme live spielen (und sich dafür Vorwürfe von anderen Musikern anhören, die wenigstens noch mit Auftritten Geld verdienen wollen und Umsonstspieler als Preisdrücker sehen) oder es bleiben lassen.
Was ist an der Haltung "Wir erbringen eine Leistung, an der andere Leute Geld verdienen, und möchten dafür entlohnt werden!" unredlich oder schwer nachzuvollziehen?
Ist das nicht (auch wenn ich Gefahr laufe, wie ein FDP-Politiker zu klingen) der Kerngedanke der Leistungsgesellschaft, in der wir leben?
Der Musikszene geht gerade der Mittelstand verloren, und das ist in keiner Gesellschaft ein gutes Zeichen...
Schöne Grüße
Bert