psicolor schrieb:
Das sehe ich anders. Ja, jede Messung hat einen Messfehler, aber es ist doch ohne Zweifel ein Unterschied, ob ich eine Größe ermittle, die unabhängig vom Beobachter ist (zB die effektive Leistung eines Signals oder den ph-Wert einer basischen Lösung), oder ob ich mit einer Messung eine Größe abschätze, die entscheident vom Subjekt abhängig ist (zB die gefühlte Lautheit eines Signals oder den Schmerz, den die basische Lösung beim Auftröpfeln auf das Auge erzeugt)
Ich hoffe, du hast den Rest meines Posts auch noch gelesen, nicht nur den zitierten Teil. Zur Sicherheit ergänze ich noch etwas, in der Hoffnung, deine Ansicht noch ändern zu können:
Die Lautheit nach ITU-R BS.1770-2
ist vom Subjekt unabhängig, denn sie ermittelt eine Signaleigenschaft (übrigens in der Einheit LKFS). Nicht unzufälligerweise (denn wir haben ja die Kenngröße genau deswegen so entwickelt) jedoch ist diese Signaleigenschaft eng verknüpft mit der menschlichen Wahrnehmung der Lautheit. Wir haben also ein berechenbares Maß und eine Einheit erschaffen, die die menschliche Wahrnehmung in sehr guter Näherung abbildet. Die erfasst also das, was bei nahezu allen Menschen gleich wahrgenommen wird. Somit ist das i. d. R. eine sehr gute Näherung an die Wahrnehmung eines einzelnen Individuums.
Quasi alle psychoakustischen Daten wurden empirisch ermittelt, (zeitliche Maskierung, spektrale Maskierung, Hörschwelle, Schmerzschwelle), und dennoch funktionieren die Erkenntnisse (z. b. MP3, jpeg etc.) bei allen Menschen.
Wie kommt es dazu? An deinem Beispiel: Du schüttest genügend Leuten die gleiche basische Lösung auf das Auge und fragst sie dann, wie stark der Schmerz war. (Dafür gibt's
Rating Skalen). Frag genug Leute, an unterschiedlichen Tagen etc. etc., und du wirst sehen, ob sich das bei den meisten Menschen ähnlich verhält (Aussagen streuen Wenig), oder nicht (Aussagen streuen sehr stark). Und bei wahrgenommener Lautheit ist es halt genau so, dass die meisten Menschen das ähnlich empfinden.
Die ITU-R BS.1770-2 ist nur eine standardisierte Formel, um von einem Signal auf die Lautheit zu schließen. Wie gut das funktioniert, haben die Leute, die die ITU-R BS.1770-2 entwickelt haben, natürlich prüfen müssen.
Das Ergebnis findest du auf Seite 9 dieses PDFs.
Und noch einmal: Natürlich ist so eine Messung nicht die absolute Wahrheit. Aber die beste Näherung, die wir haben. Vielleicht haben wir in ein paar Jahren eine bessere Näherung. Wenn ich jedoch auf gleiche Lautheit mastern wollte, würde ich mir ein Plug In mit standardisierter Lautheitsmessung besorgen. Denn nur weil es
für mich OK klingt, klingt es ja nicht gleich für alle OK. Mit so einer Lautheitsmessung kann man zumindest überprüfen, ob es für
die meisten OK klingt.
Womit ich bei mink's Frage wäre: Ob das der erste oder der zweite Schritt ist, kann ich nicht sagen. Aber ich finde es schräg, dass viele DAWs zwar sogenannte "Masteringtools" mitbringen, aber nur Broadcast DAWs eine Lautheitsmessung anbieten. Imo gehört beides zusammen.
(Und Messung hin oder her: Hören können sollte man natürlich in jedem Fall auch noch
![Wink ;-) ;-)](/synthesizer/styles/oldsmilies/icon_wink.gif)
)