Paar Ergänzungen:
Wiard 300 ist through hole. Wiard 1200 war SMT. Wiard-Malekko war wieder through hole, obwohl Portierung der 1200 series. Richter-Malekko ist wieder SMT. (Mehr dazu gleich)
Der Omni ist (wenn ich das gerade richtig erinnere... hab mich so lange nicht mehr mit Theorie beschäftigt) technisch gesehen kein Multimode Filter, auch State Variable genannt, obwohl er, wenn die Begriffe wörtlich zu nehmen wären, natürlich einer der wenigen wirklich Zustands-"variablen" statt
parallelen Filter ist (andere sind Blacet Filthy und die Borgs, neuere kenn ich vielleicht nur noch nicht)... ist halt etwas blöd im Englischen, aber MM/ SV meint eigentlich eine ganz bestimmte Architektur mit 12 dB/o und LP/BP/HP/N parallel, nicht umschaltbar oder morphbar.
(Und nur zur Sicherheit: ja, ich finde den Omni auch sehr geil. Wobei es nicht "den" Omni gibt, sondern mindestens drei stark verschiedene Versionen bei angeblich nur 20-25 je gebauten Exemplaren. Und ich muss sagen, die 1st generation, die kratzigste und ungezähmteste, ist die beste.)
Wieder zum Thema Bauweisen, aber auch Thema Qualität: das ist anscheinend sehr subjektiv. Schon bei through hole vs SMT allgemein scheiden sich die Aussagen. Paul Schreiber (den ich durchaus sympathisch finde, und Grant ist ja auch nicht gerade pflegeleicht, gelle,
smoo?
...) Paul also schrieb auf Muffwiggler kürzlich eine kleine "Verteidigung" der SMT, die mir als Laien sehr viel einleuchtender erschien als die meisten Gegenargumente (und die auch nicht kontra TH war, sondern für pragmatische Koexistenz). Ich denke, Viele haben bei dem Thema da einfach einen Vintage-Fetisch. - So, aber konkreter zu Wiard (und du warst im letzten Satz natürlich nicht gemeint,
smoo) - ein paar gesammelte Meinungen, kreuz und quer:
- die Wiard-Malekko-PCBs seinen angeblich nicht so gut für Audio geeignet gewesen wie die PCBs der Wiard 1200
- die Richter-Malekko-Module klängen etwas "zahm und leblos" im Vergleich zu den 1200ern
- Malekko-Module hätten grundsätzlich weniger Crosstalk/ Bleedthrough als Wiard 300 (derjenige hatte ein paar "durchgerutschte" 300er erwischt)
- Wiard 1200 sei wegen der SMT auf Dauer heikel, weil schwer zu reparieren (--> ich rate zum Lesen von Paul Schreibers Meinung)
- Wiard 1200 hätte nicht so sauber und fett geklungen wie Wiard 300
Und jetzt meine eigenen Erfahrungen (mit denen ich hier nicht betont irgendwas kontrastieren möchte, einfach nur alles neutral nebeneinanderstellen):
- Wiard 300 klingt allgemein fantastisch von den analogen Wellenformen und Filtern her
- der 300er Borg kann starke Probleme mit Crosstalk in andere Module verursachen, wenn man sehr komplexe Patches macht (die LFOs modulieren dann irgendwas "sonstwo" via
Netzteil und das geht teils auch durch Ziehen sämtlicher Kabel nicht mehr weg, bis man ausschaltet)
- der Envelator ist eine sehr flexible und sehr angenehm zu bedienende Hüllkurve (wer die Zeiten nicht gerne anticlockwise aufdreht, sieht das nicht so); andererseits sind neuere Sachen wie Maths noch flexibler, und das Nichtansprechen auf Trigger während der Attack-Phase kann manche Arten von Patches verhindern oder umständlich machen (ihr wisst schon, so "Rückwärts-Sounds").
- Die 1200er-Filter (Boogie und Borg II) klingen nochmal sehr viel basslastiger und druckvoller als der Borg I. Bei mir jedenfalls. Mein Borg I ist aber ein etwas merkwürdiges Spezialmodell, kann also bei Anderen anders sein. Zu Malekko-XY kann ich nichts sagen. Jedenfalls ist die oben zitierte, entgegengesetzte Meinung sehr merkwürdig.
- Die Waveform City brauche ich wohl nicht kommentieren, die (vom digitalen Teil her) angeblich (laut Cary Grace, Wiard CEO) identische MiniWave ist ja weit verbreitet. 8bit-Sound muss man halt mögen bzw damit ästhetisch umgehen können; ich mag's und ich kann's.
- Nochmal Thema Crosstalk, und Präzision generell: in dieser Hinsicht sind meine bisherigen 300er-Module (überwiegend Baujahr 2001) nicht umwerfend gut gebaut. Ein (simpler) Bug wurde in einem späteren Baujahr korrigiert (durch die Normalisierung ist bei alten Classic VCOs der Pulse-Out im VCA immer leicht zu hören, auch wenn die Verbindung unterbrochen wird), und die meisten Envelators sollten auch eigentlich 0-10V nominal ausgeben - bei mir sind's leider nur 0-8V, so dass ich die VCAs und die schönen Lopass Gates gar nicht ganz öffnen kann, oder auch nicht ganz einen Wavetable durchfahren kann (kommt auf den Table an, ob das Sinn macht,
smoo - wenn man die WFC für CV-Zwecke nutzt, finde ich es essentiell, wie z.B. Puls-Multiplikation, also das Gegenteil vom Blacet Frequency Divider).
Und zum Thema West vs East Coast - ich finde, man sollte das in Erinnerung behalten. Viele, die heute zu Modulsystemen kommen, kennen schon die Geschichte der letzten 10, 15 Jahre nicht, das ist ein bisschen schade. Gerade Grant Richter war ein Pionier, genaugenommen - er hat als Erster "resonant lopass gates" gemacht, Buchla-inspirierte uncertainty-Module entwickelt und abgefahrene Faceplate-Designs gehabt; und damals hat man sich um so was noch richtig gezofft... aber ich glaube, ab hier wiederhole ich mich.
Darum nur eins noch: wiederum heißt das auch, dass die Designs halt schon 15 Jahre alt sind und in Sachen Funktionalität längst nicht mehr so was Ungewöhnliches, schwer zu bekommendes sind wie damals. Und wenn man zwei Malekko Envelators (mit viel größerer Range und einer zusätzlichen Delay-Stage, was im Gegensatz zu dem Crossfader der 300er-Version nicht durch ein anderes Modul ersetzt werden kann) gebraucht für zusammen 200 Euro kriegt und der 300er Dual Envelator knapp 700 kostet (bzw. mit dem Range-Mod noch mehr), dann sollte man sich schon sehr klar überlegen, was man will und braucht.
Übrigens wollte Grant damals eine "Kreuzung zwischen dem Easel und dem 2600" machen - noch ein Grund, warum ich den Markt für Wiard heutzutage eher skeptisch sehe: hochwertige Buchla-Replikate kriegt man für immer weniger Geld, das Easel hat nun sogar MIDI (und wird sogar GEBAUT, wow!^^), nun noch der TTSH... ich frage mich manchmal, ob die hohen Wiard-Preise auf Leute zielen, die einfach aus Prinzip am liebsten das Teuerste kaufen, weil es für sie (irrational) den Wert der Sache steigert. Ohne die Waveform City und den Omni Filter ist das System jedenfalls nur halb so interessant (oder was meinst du,
smoo?) - und, letzter Kommentar für heute, leider hat auch das verbliebene VCO-Module noch eine ziemliche Schwäche: die PWM ist für Clocking (im LFO-Bereich) optimiert und hat daher ab einer gewissen Modulationsgeschwindigkeit in der
High (Audio-)Range den Effekt von Vibrato.
Aber der neue Controller ist ja vollgepackt mit (typisch Wiard-mäßig etwas skurill implementierten) Funktionen und das lässt hoffen, dass weitere neue Module folgen werden. Ich jedenfalls finde das System (das komplette wohlgemerkt) sehr vielseitig und "fett". West-Coast-Freiheit und East-Coast-phatness... UND PPG-Glorie, ums mal simpel auszudrücken.
P.S. Zu den Steckern: ich habe ein Testmodul mit Bantam/ TT hier (Cary tut wirklich einiges, um das Format an den Mann zu bringen) und ich muss sagen, die gehen eher
schneller zu patchen als Grants alte Miniklinken mit Doepfer-Kabeln. Natürlich sind auch TT-Stecker anfangs noch "kratzig", aber wenn sie mal eingeschliffen sind, gehen sie butterweich mit angenehmen Klicks zwischendurch... wer gebrauchte Studio-Patchbays und gebrauchte Kabel hat, kennt das ja. Nachteile sind wohl auch bekannt - die Kabel wiegen mehr und versperren schneller die Sicht auf die kleinen Wiard-Patchfelder.