Musik und Intelligenz

Bin mir nicht sicher, ob Herr "Ein Ton" das ebenso sieht. Oft wird "abstrakte Musik" mit "ohne Metrik, Harmonie, Melodie" gleichgesetzt.
 
EinTon schrieb:
Neo schrieb:
Klar, das ist für mich die Essenz von Musik. Etwas das mich kalt läßt, berührt mich nicht und was mich nicht berührt, ist schlicht uninteressant und Zeitverschwendung.

Auch eine sehr abstrakte Musik kann aber u. U. sehr faszinierend sein!


Sorry, aber das ist auch wieder so eine Aussage der man nicht wiedersprechen kann. so wie:"ein Hammer der einem auf den Fuß fällt, kann auch fazinierend sein und löst sogar Emotionen aus". Ja, sicher. :)

Ich meine auch Musik die Emotionen transportiert und nicht Musik die Emotionen bei mir auslöst. Das von MB. gepostete Beispiel von Stockhausen hier im Forum, hatte bei mir erstmal den Weglaufreflex strapaziert, also sogesehen auch ein Gefühl. Was manche "Künstler" als Atonal oder abstrakt bezeichnen ist für mich schlicht Krach und der Versuch "des kaisers neue kleider" zu verkaufen. Viele künstler lachen sich wahrscheinlich einen Ast ab über ihre Käufer. Es gibt Musiker und es gibt "Künstler" und wenn sich mir jemand als experimenteller künstler vorstellt löst das bei mir sofort mehrere Reflexe aus, die auch hochemotional sind, nämlich :meise: :blerk: :dancehammer: :wegrenn:
 
@Neo: Dir ist klar, dass das sehr eine subjektive Aussage ist - was dem einen "Emotionen transportiert" kann für den anderen nur "seelenloser Lärm" sein... ...hör Dir mal John Coltranes "Ascension" an - eine gleichzeitig (jedenfalls aus meiner Sicht) hochemotionale aber auch sehr von disharmonischen Zusammenklängen geprägte Platte, insofern für Dich möglicherweise "nur Krach"


Anna_Lüse schrieb:
Bin mir nicht sicher, ob Herr "Ein Ton" das ebenso sieht. Oft wird "abstrakte Musik" mit "ohne Metrik, Harmonie, Melodie" gleichgesetzt.

Das meinte ich aber nicht... ...ich wollte mir dem Begriff eher an eine absichtlich "unterkühlte" Musik umschreiben, die nicht mit flächigen Klangschichtungen oder Akkorden arbeitet ( zumal nicht dem Klischee der "warmen Flächen und fetten Bässe" ;-) ) sondern eher wie ein komplexes Muster präzise gezeichneter Einzellinien erscheint. Speziell denke ich hier an Frank Bretschneider (bzw. "Komet") - ein Stil bei der der nach "gefühlsechter" Musik gierende Blues- Soul- und Schlagerhörer recht schnell das Weite suchen dürfte ;-) :

http://www.emusic.com/samples/m3u/album/10668003/1.m3u
 
EinTon schrieb:
La Tourette wurde aber von Le Corbusier entworfen:

Xenakis war zu der Zeit sein Assistent und wesentlich an der Planung beteiligt. Ebenso wie beim Philips-Pavillion auf der Weltausstellung in Brüssel.

Gruß,
Markus
 
Neo schrieb:
Klar, das ist für mich die Essenz von Musik. Etwas das mich kalt läßt, berührt mich nicht und was mich nicht berührt, ist schlicht uninteressant und Zeitverschwendung.

Ich kann mich diesem Fazit voll und ganz anschliessen! Und ich bin mir sicher das Neo das auch gar nicht verallgemeinert hat! Das ist ein persönlicher Standpunkt zur Musik.

Ich habe mir ja ein Werk von Xenakis dank @Markus Berzborn anhören können, es besteht aus mathematischen, geometrischen und natürlich auch aus emotionalen Anteilen. Es ist für mich insofern emotional da es Bilder erzeugt durch seine nachbildung von Naturgewalten... jedenfalls höre ich das heraus. Da ich aber noch keinen Hurricane mitgemacht habe kratzt es mich nicht sonderlich.

Am besten kann ich mich emotional auf Dinge einlassen die ich schon erlebt habe.

Die Aussage Klavier spielen macht Intelligent, ist so wunderbar absichtlich provokant und dienlich für eine solch anregende Diskussion, ebenfalls auch das absichtliche missverstehen.

Neo schrieb:
Es gibt Musiker und es gibt "Künstler" und wenn sich mir jemand als experimenteller künstler vorstellt löst das bei mir sofort mehrere Reflexe aus, die auch hochemotional sind, nämlich :meise: :blerk: :dancehammer: :wegrenn:

Also "ich finde" wenn sich jemand schon selbst, ernsthaft als Künstler ausgibt, ist er das für mich nicht!
Gerade dann wenn es kompliziert wird, viele kleine Dinge die man so nach und nach entdeckt... sich viele Gedanken machen kann...
gerade dann wird es zur Kunst für mich und gibt mir unheimlich viel... ob nun abstrakt oder konkret.....

ob der "Künstler" sich selbst dabei etwas gedacht hat oder nicht ist dabei vollkommen egal... *so hab nun alles eingefangen* ;-)
 
Musik muss den Zuhörer lediglich irgendwie glücklich machen. Ob der dann weint, lacht, den Kopf hin und her schüttelt, die Synapsen Polka tanzen oder die Beine - alles egal. Hauptsache es passiert was.

Ach so, wenn man beim Zuhören die Zeit um sich rum vergisst, dann ist das auch gut.

Was den Musikmacher betrifft: Es sollte mit Liebe und Hingabe gemacht sein, manchmal auch mit Wut, wenn es nicht anders geht. Fakes gehen zwar auch, aber das rächt sich. Wie sich das rächt? Da geht dann irgendwann das kleine Flämmchen aus und es regt sich nichts mehr innen drin. Schade um solche Leute, aber man hat das teilweise selber in der Hand, muss also nicht sein. Oder das gegebene Talent geht flöten, weil man diese Gabe eitel missachtet hat.

Den ganzen Intelligenzkram würde ich nach wie vor lieber mal unter den Tisch fallen lassen, ist ein schmales Brett :D
 
Ich weiß nicht, warum viele sich so an dem Begriff "Künstler" aufhängen.
Ein Künstler ist einfach jemand, der sich mit Kunst beschäftigt, das ist doch kein Ehrentitel. Dementsprechend gibt es genauso gute und schlechte Künstler wie es auch gute und schlechte Dachdecker oder Masseure gibt.

Gruß,
Markus
 
monja schrieb:
Also "ich finde" wenn sich jemand schon selbst, ernsthaft als Künstler ausgibt, ist er das für mich nicht!

Ui, das ist eigentlich Willkürperspektive mit negativer Wertung.

Ist schon so eine Sache mit dem Selbstbild, aber sich als Künstler zu sehen ist Entschluss des Betreffenden. Ein bequemes Bekenntnis ist das schon mal nicht, denn in unserer Gesellschaft ist ein Künstler nicht besonders reputiert, von Ausnahmen abgesehen. Beantrage mal einen Kredit und trage als Berufsbezeichnung "Künstler" ein, das reicht als Reality Check. Die Außenwelt sieht einen immer gerne so, wie sie das will. Da kann einer lange ein begnadeter Künstler sein, man findet immer jemanden, der sagt: "Nö, das ist doch kein Künstler." Fragt sich dann, wer das sagt :D

Das mit dem Intelligenzkram ist ein schmales Brett, ich wiederhole mich da. Kann einer Klavier spielen wie sonstwas, und weiter? Hat vielleicht gleichzeitig ein Alkoholproblem, spricht nicht mit seiner Frau und ist als Autofahrer eine Pfeife. Haarig wird das, wenn jemand klasse Klavier spielt, kein Alkoholproblem hat, brav mit seiner Frau spricht und auch noch super Auto fährt. Ganz gemein ist das, wenn der Mann dann auch noch toll aussieht, sportlich ist, mehrere Sprachen spricht und an Weihnachten an seine Oma denkt und ihr ein Briefchen schreibt. Wie beurteilst Du das? Volksheld? Und wenn der Mann sich gar nicht so sieht, sondern einfach nur sein Leben lebt und versucht, es einigermaßen gut zu machen?
 
Der Umgang mit Drogen mancher Künstler die ich gut finde ist auch nicht gerade intelligent.

Wieso soll sich ein Künstler nicht Künstler nennen dürfen? Hat doch nichts damit zu tun dass er sich als Übermenschen darstellen will. Eine der Tiere schlachtet ist Metzger, einer der Kriege führt ist Volksvertreter, einer der Kunst macht ist Künstler.

Maaaannnn Britney hat sich ne Glatze Rasiert.... die ist auch nicht Besser!!!
in einem Jahr ist die so am Ende, dass es da garnichtsmehr zu rasieren gibt!!

Oder wenn ichs mir so recht überlege? vielleicht doch :?

;-) ;-)
 
Jetzt kommt wieder: Was ist Kunst und wer macht sie und wer ist Künstler.. Das ist oftmal mehr als nur "was machen".. Musik machen = Musiker sein? Wir wissen es nicht.. Kommt aber immer mal vorbei ;-)
 
Ich meine nicht, dass man das Thema so einfach abtun muss. Das mag widersprüchlich erscheinen, weil ich doch die ganze Zeit Überbewertungen runterspiele.

Es geht um Werte. Vor geraumer Zeit galt es als schick oder geradezu selbstverständlich, dass das Kind aus bürgerlichem Hause frühzeitig ein Instrument erlernt, möglichst Klavier oder Violine. Also etwas mit Niveau. Der vermeintliche Widerspruch löst sich genau dann auf, wenn ich niveauloses Zeug Marke DSDS als schnödes Fast Food bewerte und ein Klavierkonzert in Es Dur Opus 73 von Beethoven als wertvolle Kost einstufe. Dazu bedarf es des Beweises und den muss man auch schön vorlegen. Der Vortrag von Priscilla bei DSDS ist die Interpretation eines Songs von Tina Turner, hat was von Heizdecken verkaufen und kommt selbst per TV erkennbar ohne jede innere Beteiligung der Interpretin rüber. Van Cliburn spielt das Opus mit Hingabe, das sich auch lohnt, auf Vinyl zu schneiden. Der DSDS Beitrag hat ein Verfallsdatum, das es mit Frischmilch aufnehmen kann, während Van Cliburns Interpretation Archivcharakter hat und man es immer wieder mit neuen Erfahrungen anhören kann. Das ist musikalische Tiefe gegenüber Sachen die "sooo fläch" sind.

Das alles hat Einfluss auf die Charakterbildung. Priscilla zieht eine Fake-Show ab, jedes Lächeln ist gespielt. Van Cliburn gibt sich hin, der lässt einfach die Hosen runter. Das geht natürlich nur mit Souveränität. Die zu erwerben ist eine Art Kompetenz, die den Mann mit beiden Beinen auf den Boden stellt und ihn aufrecht stehen lässt. Priscilla dagegen ist eine, sorry, musikalische Hure, die billig genug ist, mit dem exakt gleichen Gesicht alles zu verkaufen, was es so gibt, pupsegal um welchen Inhalt es sich handelt.

Da wir alle mit dem Thema Vertrauen umzugehen haben, fällt es schwer, der Dame welches zu schenken. Das hat Auswirkungen nicht nur in der Kommunikation. Bei einem Van Cliburn ist das anders, da geht es nur mit direkt in die Augen schauen und die Tatsachen zu akzeptieren, so wie sie sind. Was genau die Basis für Augenhöhe ist und das wiederum ist der Ansatz für ein gleichwertiges Miteinander - bei aller individuellen Unterschiedlichkeit.

These: Würde sich niveauvolle Musik für Macher und Hörer durchsetzen, gäbe es weniger Vorurteile und Erniedrigung von Minderheiten, da die Basis für Augenhöhe (= Akzeptanz) damit geschaffen wird. Genau da setzt die Idee an, die NYC Slumkids Geige lernen zu lassen. Der Erfolg gibt dieser These recht.
 
Du scheinst ja ein richtiger Van Cliburn-Fan zu sein. :D
Erstaunlich, da der heute eigentlich nicht mehr SO bekannt ist.
Hast Du auch die alte amerikanische Originalpressung (LSC 2562, shaded dog)?

Gruß,
Markus
 
Meine Vinyl ist eine RCA, deutsche Lizenzpressung C.Mohn, aus den 60ern und leider etwas abgenudelt. Ich war früher ein Banause was die Behandlung der Vinyls betrifft. Van Cliburn habe ich beispielhaft genannt, meine Klassik-Vinylsammlung ist vergleichsweise bescheiden. Aber Du hast recht, seine Rachmaninoff und Tchaikovsky Interpretationen sind Hammer. Ich weiß, dass das alles in diesem Forum wegen scheinbarer Fokussierung auf Synths und Elektro nicht sonderlich populär wirkt, mir aber egal, ich finde die Sachen sind doch übertragbar und wenn man Wendy Carlos bis Larry Fast und Tomita schon mal respektiert, dann ist der Weg zu Van Cliburn, Gould und Gershwin ja nicht mehr so weit. Von Stravinsky, Debussy oder Ravel gar nicht zu reden. Gerade Elektroniker suchen doch immer wieder Inspirationen und da die Zukunft ja noch erschaffen werden will, kann man sich ja bei temporärer Inspirationsflaute in der Zwischenzeit mal in der Vergangenheit umschauen, so rein spaßeshalber :D
 
Das reine Interpretieren im Gegensatz zu eigenen Leistungen sind dabei sone Sache, Klassik kann natürlich nurnoch interpretiert werden.. Dennoch ist dieses "Remixen" nur bedingt interessant, was das Werk nicht unbedingt schlechter macht, es kann toll sein.. Aber es ist eben schon dagewesen.. DSDS will nicht mehr als dies mit "bekannten" Sachen, die haben keine eigene Identität, da sie ja nur fremde Songs singen sollen.. Das ist schade, da sich weder Bands noch Einzelleute melden können, die was vorführen, was sie auch immer wollen und was auch immer an Stilen sie wollen.. und wenn, dann würde das schnell nicht gesendet oder "nicht sendefähig" erklärt.. Kennt man ja..
 
Interpretationen sind der völlige Normalfall, da braucht man nur in einer Band zu spielen und interpretiert als Keyboarder den Song des Bassisten, Sängers, von wem auch immer. Eine Interpretation kann leichter fallen als die Wiedergabe einer Eigenkomposition, oder auch viel schwerer. Das ist aber lediglich eins der vielen Details, die in dem Kontext auftauchen.

Auch der Dirigent interpretiert und sein Job ist ganz und gar nicht einfach. Als Interpret muss man durchweg sein Instrument so gut beherrschen, dass die Spieltechnik eine völlige Selbstverständlichkeit ist und gar nicht mehr thematisiert wird. Es geht nur noch um Ausdruck und hier schließt sich der Kreis zur Argumentation hinsichtlich Musik und Emotion.

Es spielt auch eine Rolle, zu was man sich berufen fühlt. Manche Leute haben gar keine eigenen Ideen, sind aber spitze im Interpretieren. Das findet man bei Sängern besonders häufig. Andere sind lausige Instrumentalisten, haben aber sehr originäre Kompositionsideen. Wenn sie das arrangieren können ist gut, wenn nicht, dann muss derjenige sich einen Arrangeur holen, der die Seele des Stücks auf der komponierten Basis so gut versteht, dass er es durch das Arrangement noch besser macht.

Das ist ja alles völlig wertfrei. Ansonsten würde man argumentatorisch schnell auf´s Glatteis geraten, denn es gibt ne Menge Komponisten, die mal nicht so dolle Stücke schreiben Und genauso Interpreten, die auch hübsch danebenhauen. Oder gerade im Elektronikbereich könnte man mutmaßen, dass da mancher schicke Posersounds erstrahlen lässt - als Blender für mittelmäßige Kompositionen :D
 
Eben. Deshalb weise ich ja auch unermüdlich auf das Glatteis bei diesem Themenstrang hin. Ich benutze sogar Klischeesounds, wenn ich es für funktional sinnvoll halte. Schlagt mich :D
 
kpr schrieb:
Eben. Deshalb weise ich ja auch unermüdlich auf das Glatteis bei diesem Themenstrang hin. Ich benutze sogar Klischeesounds, wenn ich es für funktional sinnvoll halte. Schlagt mich :D

Ich benutze alles was ich klanglich für sinnvoll halte. Selber Sounds programmieren nur um des programmierens Willen, ist mir zu zeitintensiv und unsinnig. Ich mache meine Sounds dann selber, wenn ich etwas bestimmtes brauche was ich so nirgends so schnell finde. Kommt natürlich auch auf den Track an, dh. wie wichtig der Sound ist, bzw. was im Vordergrund stehen soll. Habe das ja schon mal geschrieben, bei meiner Musik kommt die Komposition an erster Stelle und dann erst die verwendeten Sounds, schon allein deshalb weil ich auch singe.
 
Singst Du denn zusammenhängende Texte, und wenn ja, schreibst Du die selber?

Gruß,
Markus
 
Was sind denn so Deine bevorzugten Themen? Und in welcher Sprache?

Gruß,
Markus
 


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