Die meisten Leute, die ich kenne, machen Musik, weil sie gar nicht anders können. Das gilt für mich auch. Der Willkür eines außenstehenden Meinungsinhabers ist das dann unterworfen, ob der das für besonders klugmachend oder verdummend auslegt. Dass das Erlernen eines Instrumentes positive Nebeneffekte hat, ist tatsächlich schon nachgewiesen, ein sympathisches Beispiel sind die Slum Kids in New York, denen eine sehr engagierte Musiklehrerin Geige spielen beibringt und es ablesbar ist, dass die Kinder dadurch ihre Agressionen kanalisieren und sich ganz bodenständig mit Musik befassen anstatt mit Nebenkriegsschauplätzen wie Raufereien. Das ist so simpel wie schön, da kratzt es doch keinen, ob man das noch großartig als intelligenzfördernd einschätzen will. Es bringt lediglich die Welt einen Tick weniger an den Rand des Wahnsinns.
Alles andere erlaube ich mir jedenfalls typisch musikermäßig als ausgelebten Egoismus zu erleben, den Helden abzugeben, weil man halt was kann. Dass es Frauen anziehend finden ist auch nur die halbe Wahrheit, manche greifen nämlich lieber zum schnöden Banker, weil ihnen Musiker zwar sexy erscheinen, aber zu suspekt sind, um damit mehr als nur einen Onenightstand anzufangen.
Erwachsene Musiker sind oft auch selbstkritisch genug, eine solche Nase-oben-Haltung nur stundenweise an den Tag zu legen und den Rest des Tages demütig genug zu sein, bestimmte Talente als schicksalsgegeben aufzufassen und sie als Verpflichtung was draus zu machen aufzufassen, anstatt bequemlichkeitshalber lediglich größenwahnsinnig zu werden.
Die Folgen des Musikerdaseins sind ja auch nicht pur positiv, man kann gerade im Sozialleben auch Leute mit seinem Kram irritieren, provozieren, verstören. Je älter man wird und die Musikerseele sich weiter entwickelt, desto deutlicher die Unterschiede im Auftreten verglichen mit Leuten, die einfach ein anderes Leben führen. Damit muss man nämlich auch erst mal zurechtkommen