Hallo Kollegen,
leider hab ich es in den letzten 2-3 Tagen nicht mehr geschafft, die angekündigten Messungen der Masseverbindung beim Miditech 8x8 durchzuführen, doch heute fand ich hierfür eine freie Minute und präsentiere Euch (für diejenigen die sich dafür interessieren) folgende Messergebnisse:
- Standardsituation: Wie bekannt, bei - sagen wir mal - einer "Standarisierten Beschaltung von MIDI-Anschlussbuchsen" ist davon auszugehen, daß auf der MIDI-In-Seite eines Interfaces die Gerätemasse nicht mit dem Pin 2 der 5-poligen MIDI-Buchse verbunden ist. Diese fehlende Verbindung sorgt für eine galvanische Trennung zwischen den MIDI-Komponenten; nur das Nutzsignal wird über die Optokoppler im Eingangsweg übertragen. Die Ausgangsseite ist dagegen an Pin 2 i.d.R. mit der Gerätemasse sehr wohl verbunden (Abschirmung der MIDI-Leitung), was jedoch nicht von Bedeutung ist, weil das OUT-Kabel in die MIDI-In Buchse des Gegengerätes eingesteckt wird, auf der wie gesagt keine Masseverbindung zum Gerät hin vorliegt. Diese Methode sorgt für eine saubere Trennung der Massepotentiale, es können sich im Normalfall keine Brummgeräusche über die MIDI-Leitungen übertragen (was allerdings in Anbetracht der Tatsache, daß die Studiogeräte sowieso über die Masse der Audioleitungen miteinander verbunden sind, überhaupt keine Rolle spielt).
Test:
- Bei dem Miditech-Interface besteht logischerweise zwischen Gerätemasse und Pin 2 der MIDI-In Buchsen ebenfalls keine Null-Ohm-Verbindung - eine elektrische Verbindung besteht auf den ersten Blick überraschenderweise aber dennoch und zwar in der Größenordnung von 1 MOhm...
Messung Zwischen Gerätemasse und Pin 2 an der MIDI-In-Buchse:
Genau diesen hohen Widerstand messe ich (ebenfalls überraschenderweise) auch zwischen Gerätemasse und Pin 2 der MIDI-Out Buchse, an der im Normalfall eine Null-Ohm Verbindung zur Gerätemasse bestehen sollte. Die Messungen ergeben somit folgende Masseverbindungen zwischen den MIDI-Buchsen innerhalb des Gerätes:
- Zum Vergleich: Hier habe ich eine Messung an einem Alten Motu-XT durchgeführt, dort ist es erwartungsgemäß genau so, wie es Standardmäßig sein sollte: MIDI-In = keine Masse / kein Widerstand vom Pin 2 zur Masse messbar, MIDI-Out = Null Ohm zwischen Masse und Pin 2.
- Folglich: Die Firma Miditech scheint sich entgegen meiner anfänglichen Überzeugung tatsächlich nicht wirklich an den "üblichen Beschaltungs-Standards" zu orientieren, wie es vielleicht Motu korrekterweise macht. ABER! Aufpassen: Die Tatsache, daß das Massepotential des Gerätes über einen sehr hohen Widerstand mit der Masse der MIDI-Buchsen verbunden ist heißt nicht automatisch, daß es nicht funktioniert bzw. grundsätzlich zu Störgeräuschen, Brummen etc. führt! Die Ströme, die hier über den sehr hohen Widerstand fließen würden, lägen in einem solch niedrigen Bereich, daß es eben dennoch zu keinen Störungen kommt/kommen sollte. Und sogar wenn, dann liegt die Ursache meiner Ansicht nach nicht beim Miditech-Interface, sondern am Hardwaresetup allgemein, weil höchstwahrscheinlich an irgendeiner anderen Stelle keine oder schlechte Masse bei den Audioverbindungen verwendet wird, die letztendlich zu Signalstörungen führt, die sich über das Miditech "als Knotenpunkt" übertragen. Will jetzt hier Miditech und deren sonderbare Schaltung nicht großartig verteidigen, doch bevor sie ihr Produkt vermarktet haben, hat das Produkt mit Sicherheit etliche Funktionstests durchlaufen müssen, die es auch offensichtlich bestanden hat. Deswegen ist die hier evtl. "etwas vom Standard abweichende Anschlussart" nicht automatisch als "eine komplett falsche" zu bezeichnen die sofort Signalstörungen verursacht (sonst würde es ja nirgendwo funktionieren, was nat. nicht der Fall ist). Mit der bei Miditech verwendeten Schaltung wollte man lediglich auf eine einfache Art und Weise beide Leitungen (In/OUT) mit Masse/Abschirmung versehen.
Unterm Strich: Auch wenn bei mir alles sauber funktioniert und die Miditech-Interfaces (3 Stück) noch nie für Probleme gesorgt haben, würde ich nach diesem Test sehr wohl vom Hersteller Miditech erwarten, daß bei einem Produkt für über 300€ (Miditech 16) die MIDI-Buchsen laut "Standardschaltung" an das System angebunden sein sollten, wie man es auch bei Konkurenzprodukten vorfindet. Diese sonderbare Ausführng der Masseverbindung hat aber auch nichts mit dem niedrigeren Preis für ein Interface zu tun (im Vergleich zu Geräten die preislich höher angesiedelt sind), denn es handelt sich hier lediglich um geringfügig andere Leiterbahnführung auf der Geräteplatine und vermutlich einen einzigen, winzigen 1 MOhm-SMD-Widerstand für 5 Cent.
Danke,
Gruß