Nick Name schrieb:
Schwarz ist keine farbe und rot ist der größt mögliche kontrast dazu - die kunst von "farbe" ist, das beide eine beziehung mit einander eingehen (können), das ist hier nicht gegeben.
Dazu passen dann sogenannte potentiometer - friedhöfe wie das hier: Ist auch ziemlich tot socke:
(...)
Eben der Kontrast war von Mark beabsichtigt, um - wie er selbst - das System auch in schummrigen Technoclubs auf notorisch niedrigen DJ-Pulten noch intuitiv bedienen zu können.
Ganz gelungen finde ich es ehrlich gesagt aber auch nicht, denn im Gegensatz zu den Buchla-Originalen ist (zumindest für mich) die Grenze zwischen einem und dem nächsten Modul oft unklar. Sogar weniger klar als bei den - eigentlich sogar völlig uniformen - Wiard 300 Modulen, denn die sind wenigstens immer gleich breit und die jeweils zwei zusammengehörigen Poti-Spalten durch eine LED-Zeile obendran klar gekennzeichnet.
Vielleicht gewöhnt man sich an alles, wenn man länger damit arbeitet. Aber den Vergleich zu dem Poti-Friedhof (guter Ausdruck!) finde ich unfair. DAS ist echt mal ein scheußliches Design. Und im Vergleich zu Buchlas Designphilosophie müssen fast ALLE Synths den Kürzeren ziehen. Mal nach meinem Verständnis erklärt, das durch eigenes Antesten sowie Hinweise von Mark und einem alten Buchla-Freund geprägt ist:
1. Sich vergegenwärtigen, was für eine Art Erfahrung der Benutzer machen soll
2. Ein allgemeines Konzept für einen Typ Interface erstellen
3. Konkrete Frontplatten entwerfen
4. Die Schaltungen dahinter entwerfen
5. Wenn neue Technik am Start ist, kann man dann einfach die Schaltungen austauschen, ohne wirklich große Neuerungen am Interface vorzunehmen (außer man will, natürlich).
Viele Synth-"Designer" machen es halt andersrum. Leider.
Oder sie kopieren den "Standard", an den man sich vom Minimoog her gewöhnt hat (der ja vielleicht sogar Don zum Easel inspiriert hat?).
Bei Buchla sind aber nach 1970 auch *einzelne Module* in sich selbst wie ein Minimoog oder Easel aufgebaut: Signalfluss von links nach rechts, in mehreren relativ flachen Zeilen pro Modul. So wie wir ja auch (in der westlichen Welt) von links nach rechts lesen und schreiben, oder analog dazu in Filmen unbewusst Fortbewegung und Blickwinkel als "hin" oder "zurück" interpretieren.
Filter wurden bei Buchla nach East Coast-Maßstäben eher stiefmütterlich behandelt/ bedacht (nach 1970 entweder nur LPGs oder nur Bandpass oder gleich als Monstrum 296) und vielleicht gibt's bei MakeNoise keine "klassischen", weil es nicht zu dieser Art Synths passt (was Mark dann ja anders sehen würde). Oder Tony findet einfach, dass es schon reichlich gute/ interessante Filter gibt und er seine Zeit besser nutzen kann. Oder er mutet bzw. traut dem Nutzer zu, weniger ausgetretene Pfade zu betreten/ mehr forschen zu müssen, wie man auch ohne die bekanntesten Mittel gute Sounds hinbekommt. Oder oder. Aber:
Moogulator schrieb:
Generell gibt es 2 Basistypen und das 24dB Tiefpass Ladder Filter wird meist auch nur als Tiefpass angeboten, gelegentlich mit Abgriffen alle 6dB/Okt bis rauf zu 24db/ok. Die anderen sind typischerweise Multimodefilter vom Typ 2Pol/Oberheim (...)
Ehrenwerte lange Antwort, aber auf einen Punkt ist noch keiner eingegangen. Die "West Coast"-Philosophie, was nun mal ursprünglich nichts anderes war als die von Don Buchla (denn Serge Modular war schon ein Mix aus dem und den East Coast-Synths), interessiert sich nicht für verschiedenste Charakteristika von Filtern auf die Weise, wie wir das heute als "Feinschmecker" mit einer riesigen Auswahl überhaupt können. Sondern für eine bestimmte Charakteristik - die Nachahmung natürlichen Abschwächungsverhaltens. Ein Ton/ Klang/ Geräusch, der oder das leiser wird, soll für Dons Dafürhalten auch dumpfer werden. Egal ob es der dem Ton oder Geräusch eigene Ausklang ist oder eine simulierte räumliche Fortbewegung. Und der Anklang soll ebenfalls nicht unnatürlich scharf sein können.
*Wenn* man das beibehalten möchte, kommen also tatsächlich nur Filter wie (Q)MMG, Malekko-Wiard/ -Richter Borg oder Boogie etc in Frage.
Ich finde, man sollte sich heutzutage zwei Fragen stellen:
a) ob einem das (also die Idee, Synth-Sounds sollten vom Verhalten her "natürlich" klingen) überhaupt gefällt oder ob man nicht eigentlich durchaus absolut synthetische, spacige Klänge machen möchte und vielleicht etwas Trend-geblendet einem Trugschluss nachjagt, wenn man sich zu dem Zweck ein sehr WestCoastiges Instrument kauft?
b) Das oben genannte Ziel der Lopass Gates und der Panning- und Hallmodule von Buchla lässt sich ja heutzutage mit guten Digitalsynths/ Samplern/ Softwares sowie Digitalhallen viel leichter erreichen. Will man *das*, was Buchla damals wollte, mit heutigen, adäquateren Mitteln erreichen - so wie er es ja selbst auch verfolgt hat, bevor ihm Audities ein fettes Sponsoring für neue "analoge" (=VC halb-digitale) Module anbot - oder will man lieber ein *anachronistischer* Synthfreak sein, der fröhlich mit Asbach-Schaltkreisen und Federhall rumdengelt?
Denke, die Meisten treffen ihre Wahl eher unbewusst. Ist ja ok, es geht ja den Meisten nur um Spaß. Aber kann auch nicht schaden, sich mal klar zu machen, was man eigentlich tut und wozu.