Da ist mir zuwenig Wissen und zuviel Vermutung drin. Die alten Interfaces wurden die ganze Zeit über unterstützt, ohne daß es irgendwo gesondert gestanden hätte, der Treiber wurde zusammen mit GarageBand oder Logic installiert, aber offenbar Aufgrund massiver Nachfrage auch separat zum Download bereitgestellt. Siehe Sticky mit der Treiberübersicht für die Emagic-Interfaces.
Wer jetzt das neue Logic installiert, kann sich ja mal die Package mir Pacifist oder so anschauen, da sieht man dann schon, ob der Treiber drin ist oder nicht.
Die Aussage "Apple war noch nie abwärtskompatibel" ist schlicht falsch. Es gab bis auf wenige Ausnahmen Übergangslösungen, zB von 68K auf PPC, von PPC auf Intel, von Classic auf OSX. Den 30pin Connector gabs fast 10 Jahre lang, und Thunderbolt hat Displayport mit drin, also nicht nur den gleichen Stecket, sondern auch die Signale. Einzig von ADB nach USB gabs nie einen Adapter von Apple selbst, und nur der erste G3 blue/white (Tuppermac, Schlumpf) hatte beides drin.
Marketing war höchsten die Bezeichnung AMT für Emagics Implementation des Hardware-Timestamping, welches aber nur mit Logic und in Kombination mit den Interfaces AMT8 und Unitor 8 (MKII) funktionierte. Für Logic brauchte man unter dem klassischen MacOS nichtmal den Treiber installieren, die Ansteuerung für diese Interfaces ist dort eingebaut gewesen.
Steinbergs LTB basiert im Übrigen auf Emagics AMT, es gab damals einen Technologieaustausch zwischen beiden Unternehmen, der allerdings nicht lange währte (die Ankündigung sorgte 1998 durchaus für Aufsehen). Hergestellt wurden die ganzen Interfaces beider Firmen übrigens auch von der gleichen Firma: EES in Mölln, die auch schon deren Atari-Interfaces baute.
Es ist richtig, in OSX ist das Timestamping auf der Softwareseite Bestandteil von CoreMIDI und funktioniert daher auch ohne Logic, aber eben auch nur mit Interfaces, deren Firmware das beherrscht und wenn der Treiber das implementiert. Timestamping wird nur für Multiport-Interfaces gebraucht und funktioniert auch nur als Kombination aus Hardware und Software, reines Software-Timestamping kann nicht gehen, jedenfalls nicht mit seriell angeschlossenen MIDI-Interfaces. Das sieht man sehr schön, wenn man ein Classcompliant Multiport MIDI-Interface an den Mac anschließt und eine MIDI-Ausgabe mit Controllerdaten auf allen Ports laufen läßt: das Timing geht übelst in die Knie, jedenfalls bei Logic und Cubase, nicht aber bei Live und Reaper. Habe ich bereits an anderer Stelle schon incl. Audiobeispielen ausführlich beschrieben gehabt.
Ob das Kind nun AMT, MTS oder LTB heißt, das Prinzip ist überall das Gleiche: die Daten werden bereits vor dem Auftreten in das MIDI-Interface übertragen und mit einem Zeitstempel und der Portnummer zur Ausgabe versehen, den Rest erledigt dann das Interface, welches über entsprechenden Speicher verfügen muß. Schaut man sich Unitor8 (MKII) und AMT8 mal von innen an, findet man neben dem Firmware-EPROM und dem Flashrom für Updates (nur Unitor8/MKII) auch ein statisches RAM mit 8 Kilobyte Größe, genug Platz also für längere MIDI-Eventketten. Das kleine MT4 aus gleichem Hause läuft zwar mit dem gleichen Treiber, hat aber keinen solchen Speicher und kann auch kein AMT, ist auch innen komplett anders, einfacher, aufgebaut, während AMT8 und Unitor8 MKII die gleiche Platine verwenden, die dann eben unterschiedlich bestückt ist.
Im SOS-Artikel über das Midex 8 kann man im grünen Kasten auch nachlesen, wie Timestamping am Beispiel von Steinbergs LTB funktioniert.