Musik Labels "Ambient", "Berliner Schule", "Elektronische Musik", "Sequenzermusik" usw.

Feminator

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Typisch Deutsch: Alles wird in irgendeiner Weise in eine Schublade gesteckt ?
Kann mir bitte mal jemand den Unterschied zwischen den verschiedenen Begriffen erklären oder gibt es den im Grunde gar nicht, was naheliegend wäre?! Ist "Ambient" nur ein weiterer, überflüssiger Anglizismus?
Ganz witzig wird es, wenn man bei SATURN in Köln am Hansaring die Einordnung in die Regale checkt. Das totale Chaos! Ein Teil der Klaus Schulze CDs befinden sich in der Kategorie "Ambient", ein weiterer bei "elektronischer Musik" usw. Offenbar haben die nicht wirklich gar keinen Plan...
Jetzt bin ich gespannt auf Eure Antworten!
 
Bin generell kein Freund von diesem Genre und Subgenregetue. Die Bezeichnung "Ambient" lässt sich vemutlich am ehesten an Brian Eno ausmachen. An seinem "Music for Airports". Die deutschen Elektroniker, die da zuvor schon aktiv waren, haben es selbst so nicht gelabelt. Ich würde aber Schulze, Tangerine Dream oder Cluster z.B. durchaus als klassische "Ambient"-Musiker verstehen wollen. https://de.wikipedia.org/wiki/Ambient_1:_Music_for_Airports
Brian Eno war der erste, der dazu eine schlüssige Definition artikulierte, obwohl er m.E. in erster Linie deutsche Elektroniker kopierte. Denke, vor allem Roedelius und Moebius gaben ihm eine "Form" dahingehend. Wobei Eno nicht als Kopist aufgefasst werden sollte. Er tickt da ähnlich wie ein David Bowie. Der saugt alles auf und gibt dem eine neue Form, sein kreatives Output ist m.E. höher einzuschätzen, als das seiner Vorgänger. Im Gegensatz zu ihm waren/sind die anderen eher "spezialisierte" One Trick Ponies.
 
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Bei der Berliner Schule ist die Definition einfach. Da beginnt die Geschichte mit einem Berliner Club der Spätsechziger, "Zodiac", der der Treffpunkt der o.g. Berliner Bands und Musiker (und einige andere aus dem Dunstkreis) für eine Zeit war. Dort sind die Ideen gesponnen worden, die die Grundlagen derer Musik ausmachen.
Da muss man auch gesellschaftliche und politische Strömungen mit reinrechnen, wie generell kulturelle Strömungen jener Zeit in Berlin, um den Begriff vollends zu erfassen. Der Fehler, den "Tastendrücker" heutzutage machen, ist es, ihre Sequenzermusik gerne mal als "Berliner Schule" zu labeln. Halte ich so lange für falsch, wie sie den "Zeitgeist", der dahinter steht, nicht erkennen und sich nur formal und oberflächlich mit der Materie beschäftigen.
 
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Kann mir bitte mal jemand den Unterschied zwischen den verschiedenen Begriffen erklären oder gibt es den im Grunde gar nicht, was naheliegend wäre?! Ist "Ambient" nur ein weiterer, überflüssiger Anglizismus?
Eine ähnlichen Thread hatten wir erst kürzlich....



Wenn man Ambient kennenlernen will, dann sollte man Brian Eno kennenlernen.... ;-)



Harold Budd & Brian Eno - A Stream With Bright Fish



Brian Eno - Thursday Afternoon



Harold Budd & Brian Eno - First Light


Lektüre zum Thema Ambient, worauf sich Ambient ursprünglich beruft....

 
Generell ist es ein gutes Zeichen, wenn Musik schwer in eine Schublade passt und du, wenn du jemandem
verklickern möchtest welche Mucke du hörst, nur Künstler runterrattern kannst, aber überhaupt nicht weisst
was für Musik die machen, bzw so vielseitig sind, dass eine Einordnung des Künstlers schwer ist.

Bestes, populäres Beispiel: Aphex Twin
 
zur Sache:

Kategorisierungen sind eine Sache, Ordnungskriterien in Plattenläden eine ganz andere. Vor 30 oder 40 Jahren war R&B auch noch was ganze anderes als heute...

Eigentlich komme ich mit solchen Etiketten ganz gut klar; bei "Berliner Schule" erwarte ich keinen Spielmannszug, bei "Barock" keinen Schönberg.

Sieht man sich die Spannbreiten innerhalb seiner eigenen Etiketten mal an, kommen schon Zweifel. Ich fühle mich in dem zuhause, was ganz früher mal "ProgRock" hieß: Floyd, Mann, The Nice, ELP, Jarre, Ashra, Triumvirat. Da gibt es zwischen den einzelnen Künstlern schon enorme Unterschiede. Und dann noch die Schubladensprenger, wenn ein Künstler "... und jetzt zu etwas ganz anderem …" macht, wenn z.B. Emerson auf einmal Sibelius oder Bernstein verwurstet, oder Manfred Mann ein Thema Beethoven aufnimmt.

Zweites Beispiel JazzRockFunk: Miles Davis (die Kooperation mit Marcus Miller), Mezzoforte, Kraan. Auch wieder Schubladensprengungen.

Blöd wird es, wenn Schubladen hindern. Ich mag z.B. all das nicht, bei dem die Hauptqualifikation des Drummers darin besteht, pausenlos wie närrisch auf den Crash-Becken herumzudreschen. Und trotzdem kommen einem doch immer mal wieder ganz ordentliche Tracks aus der Grunge-/Metal-/ … Ecke unter.

Ich versuche, diese Schubladen (die scheinbar unvermeidlich sind), positiv zu nutzen. Manchmal bin ich so zu Musikern gekommen, die ich sonst wohl nicht gehört hätte: "... aaaach, aus DER Ecke kommt der … na ja, zumindest mal reinhören ...".
 
Meiner Meinung nach ist der Begriff Ambient aus dem Begriff Chill out hervorgegangen um den Style außerhalb der damaligen Rave Scene Salon Fähig zu machen. Dacht ich jedenfalls immer.
Nee, Chill Out bringt man eher mit The KLF und so in Verbindung - also weit über ein Jahrzehnt nachdem der Ambient Begriff schon längst etabliert war.
 
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Ich hab da die passende Referenz zum Thema. Ich nehms grad von Minidisc nochmal auf, und zwar äußert sich kein geringerer als Mix Master Morris zu dem Thema gegenüber mc Lücke von Fritz bei der Love Parade '99 oder '98. Dauert aber ne Stunde noch.

Stay tuned!
 
Ja der, nicht ich :)
Mann youtube ist schon nervig..
Also hier der Mix von damals, in der zweiten Hälfte sinds die Balistic Brothers. Bei Zähler 12.07. wird gesprochen.
Und was genau hat er jetzt zum Thema Ambient gesagt, dass sich nur der Name ändert? :)

Sein Stück was gespielt wurde gefällt mir sehr gut, aber Ambient ist für mich noch was anderes....



The Irresistible Force - Nepalese Bliss


Das ganze Album bei YT....

The Irresistible Force - It's Tomorrow Already
 
Und was genau hat er jetzt zum Thema Ambient gesagt, dass sich nur der Name ändert? :)

Sein Stück was gespielt wurde gefällt mir sehr gut, aber Ambient ist für mich noch was anderes...
Ich glaube, er wollte damit klarstellen, daß das mit den Schubladen nicht funktioniert. Wahrscheinlich war er auch etwas genervt, von der ewigen Fragerei, wie das denn heißt, was er da spielt und macht daher einen auf witzig und ironisch.
Ja das Album ist eins meiner Lieblingsalben. 'Rarely ignored classics', wie Ninja Tune seinem eigenen Release leider auf dem Xen Cuts Sampler bestätigt. Umso besser, da habe ich eine Perle daheim auf Vinyl!
 
Für mich steht das eigentlich nur für "ruhig", meist im Gegensatz zu Tanzmusik oder Sachen mit starker rhythmischer Betonung, während Berliner Schule eine noch wesentlich engere Fokussierung auf die Musik von Tangerine Dream oder Schulze sind, die teilweise ganz ohne "Beats" auskommt und demzufolge hat vielleicht irgendeine Szene noch andere Begriffe versucht zu generieren. Was gar nicht klappt ist "EM / Elektronische Musik" für ruhige Musik zu verwenden, weil elektronisch ist halt heute doch irgendwie sehr viel - Instrumente als Basis zu verwenden ist für Stile nicht so sinnvoll, da man mit ihnen faktisch alle Stile spielen kann, oder zumindest sehr sehr viele.

Das meiste ist also historisch gewachsen, wurde von div. Reviews oder schlicht von den Fans bestimmter Stile so eingeordnet. Ich würde Ambient als Oberbegriff für "ruhig" sehen und sonst nichts - ohne Bands oder sowas, die den Begriff "gepachtet" haben - es ist ja auch nur ein anderes Wort. Diese Abteilung hier soll und möchte ohnehin auch nur die laufenden Begriffe mit Beispielen versehen und erzeugt dabei die Diskussionen, die auch draußen passieren.

Sowas gibt es zB bei EBM, Industrial und so weiter ebenso, weil sich der Begriff oder eher die Leute gewandelt haben und es dazu mehrere Szenen gibt. Manche dienen auch der Abgrenzung - und so ist das hier auch. Das Diktat bestimmte Stilmittel zu verwenden würde ich zB als Musiker ungern gelten lassen, während eine Einordnung eines Albums oder genauer eines Stückes als Ambient zumindest hilft - ruhige Stücke - finden zu können.
Also so banal ist es jedenfalls für mich.

Der Rest ist sozial-historische Diskussion von Fans, Szene, Presse und so weiter..


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Typisch Deutsch ist, sich über (vermeintlich) typisch Deutsches zu mokieren.

Ist "Ambient" nur ein weiterer, überflüssiger Anglizismus?
Man könnte es auch "Mehr oder weniger melodiöser Hintergrundklang" nennen. Macht's das besser?

Ganz witzig wird es, wenn man bei SATURN in Köln am Hansaring die Einordnung in die Regale checkt.
In den 90ern war die Tonträgerabteilung bei Saturn 1a sortiert (in Hannover und Hamburg zumindest). Die 90er sind vorbei, die CD ist Objekt der Begierde für Randgruppen und Saturn hat ganz andere Probleme.

Ein Teil der Klaus Schulze CDs befinden sich in der Kategorie "Ambient", ein weiterer bei "elektronischer Musik"
Mich wundert's, dass sie das Gedudel überhaupt führen. Vermutlich gammeln die CDs seit besagten 90ern dort rum. Sie wurden während der Dekaden 184x umsortiert. Irgendwann dachten sie sich, "Scheiß drauf, den Krempel kauft eh niemand". Das gilt freilich nicht nur für Klaus Schulze.
 
widerspricht sich das nicht irgendwie? Mal abgesehen davon, dass es solche Sortierungen in jedem Plattenladen der Welt gibt.
Nein. Das eine bedingt zwingend das andere. Eben wegen dieser pseudo - stringenten und verbohrten "Schubladen - Mentalität" kommt es zu dem eigentlichen Durcheinander. Würde man die Musik mit einem breiteren und umfassenderen Oberbegriff titulieren, zum Beispiel "Synthesizer Musik - Oldschool", könnte man sie besser greifen und sie besser von moderneren Strömungen, wie "House", "Trance" usw. abgrenzen. Ein weiterer irreführende Begriff, den ich in meinem opener vergessen habe, ist "New age"! Steht irgendwie für alles und gar nichts, oder? :huepfling:
 
Also, wenn man es mal ganz genau nehmen will, haben diese Genres ihren Ursprung sogar im Easy Listening. Das, was man so langläufig als Fahrstuhlmusik bezeichnet.
Leute, ich finde "chill out" ein wenig dünn, auch wenn es so "im Netz steht". Das Netz ist für mich nicht wirklich eine gute Informationsquelle. Dafür steht einfach zu viel Müll drin. Bei "chill out" fällt mir spontan "sunshine reagge" oder ähnliches ein ?
 
Nein. Das eine bedingt zwingend das andere. Eben wegen dieser pseudo - stringenten und verbohrten "Schubladen - Mentalität" kommt es zu dem eigentlichen Durcheinander. Würde man die Musik mit einem breiteren und umfassenderen Oberbegriff titulieren, zum Beispiel "Synthesizer Musik - Oldschool", könnte man sie besser greifen und sie besser von moderneren Strömungen, wie "House", "Trance" usw. abgrenzen. Ein weiterer irreführende Begriff, den ich in meinem opener vergessen habe, ist "New age"! Steht irgendwie für alles und gar nichts, oder? :huepfling:
aber Synthesizer-Musik ist auch kein echtes Genre - weil das ist ja fast alles was heute weitgehend Pop, Techno, Tanz oder Ambient betrifft - alles irgendwie Synthesizermusik - das nach Instrumenten zu sortieren ist eigentlich nicht sinnvoll.

New Age ist fast schon im Ausglühen, damit hat man noch den Eso-Bereich versucht mit abzudecken -würde aber ein bisschen eher treffen, weil New Age sicher immer ambient ist und selten abgefahren, experimentell oder sowas - während der Synthesizer eigentlich Synonym für einige Zeit für das Extravagante, Neue, Andere stand und Möglichkeiten bot, die kein anderes Konzept bieten kann und auch kein akustisches Instrument - hier wäre "Elektronische Musik" im Sinne von "Neuer Musik" fast noch sinnvoller, da wäre aber nur Musik zu finden, die nur so herzustellen ist.

Jedenfalls kann man da schon sehr anderer Meinung sein - und Deutsch - das stand auch nicht immer für schlecht, es gibt auch innovative Sachen von "hier" - aber man muss ggf. mehr suchen.

Würde aber eins sagen - Genres dienen der Suche ähnlicher Musik, ähnlicher Attitüden und Stoßrichtungen, sogar Stilmittel.
Sie sind nicht nur für Abgrenzungen gedacht, jedoch tun sie auch das.

Hoffe, ich konnte ein bisschen beitragen zu dem Thema.
Denke übrigens, dass für den angesprochenen und wohl gemeinten Teil der Musik diese Diskussion auch typisch ist, weil man das eben auch hervorheben wollte - nur ist diese Sache in den 70ern passiert. Heute ist das alles schon massiv anders und allgegenwärtig. Es ist kein Sonderding mehr so etwas zu besitzen oder zu bedienen, es ist jetzt nur noch die Kreativität oder auch die Anziehung der Hörerschaft.
Die klassische Szene ist inzwischen rel. klein und kompakt und überschaubar - die diese Begriffe noch groß schreiben - und auch die, die ebenfalls Elektronik nutzen und wesentlich offener für Experimente wahren, können heute alte Schule sein. Dh - man kann hier neu ansetzen und Dinge neu erfinden, neu definieren und mal sehen ob es gelingt. So, dass es wahrnehmbar eine Bewegung ist..

Sieht aktuell nicht so aus, aber..


Achja - Chill out hat so was von Easy-Listening, wirkt mehr so wie leichte Muse. Es steht nicht dran, aber das ist wohl was was mitschwingt, wenn man ein paar dieser Genres wirken lässt - natürlich subjektiv.
 
Wenn ich mir das etwas mehr überlegen würde, wäre es strukturierter - hab es erstmal gebrainstormed, wie ich denke, dass es grob ist - ich sehe Genres ohnehin als Ergebnis von Sozialen Dingen und Menschen, daher hat es auch sprachliche und kulturelle Aspekte in sich. Das ist nicht einfach nur Technik und Beschreibung - da hängen viele Dinge dran - Ich bin überzeugt, dass einige Szenen sehr bereichert wären, wenn sie tolle Sachen aus anderen Szenen einfach ohne Bezeichnung durch Label, Attitüde und Herkunft etc. hören würden - dann wäre es ggf. auch so, dass einige Szenen nicht in sich geschlossen blieben und offener für "anderes", was ggf. sogar sehr ähnlich ist, nur halt nicht aus der Szene die man "kennt" und vieles mehr.

Ich gebe zu, dass das einfach nur Gedanken sind, geordnet wäre es ggf. besser - aber das ist ja ein Forum…
Das kann jemand gern aufgreifen und veredeln und ergänzen. Ich hab bestimmt was vergessen.
 

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