Was mir noch einfiel, zum Thema "Spezialisten vs. mehrere Engines in einem Synth":
Ich bleibe dabei, dass Korg eher bei den Spezialisten und der Philosophie "der richtige Synth für jeden Geschmack" bleiben sollte, denn die Frage der Kombination ist eben der Bereich, wo der hypothetische "Korg DigiMod(ular)" meiner Meinung nach ins Spiel kommt.
Dazu ist mir der Arturia Origin in den Sinn gekommen. Ja, ich weiß, dass dieser nicht erfolgreich war, tut aber nichts zur Sache.
Beim Origin wurden die damaligen Softsynths von Arturia in einzelne Module unterteilt, also Oszillatoren, Filter, Modulatoren, VCAs, Effekte, welche man nach Lust und Laune Mischen könnte.
Dieser Ansatz wäre bei Korg durchaus sinnvoll. So könnte man die Engines der einzelnen "Experten" in Module unterteilen, sodass diese dann in beliebigen Kombinationen genutzt werden könnten.
Wenn man also mehrere Synthesen in einem Synth haben könnte, dann würde man sich eher entsprechende Patches im DigiMod zusammenbauen. Der von mir erhoffte Vorteil ist, dass man so keine Abstriche in Sachen "Tiefe" / Features / Soundparameter machen müsste, was bei einem festverdrahteten Synth mit mehreren Engines durchaus wahrscheinlicher wäre. Die jeweiligen Module wären idealerweise identisch mit den entsprechenden Sektionen der jeweiligen Spezi-Synths.
Beispiel:
> Soundquellen / Oszillatoren
- Wavesequencing-Engine
- FM-Operator (einzeln oder als Sechserpack)
- Wavetable-Oszi
-Was auch immer noch von Korg (theoretisch) kommen kann, z.B. PhysMod, Additiv, Samples (gerne auch Rompler-mäßig, also mit Multisampling), Audio-In (wünschenswert).
- MultiEngine für externe Erweiterungen
>Filter
- Die allseits bekannten Typen, plus vielleicht auch weiteres von Korg
- Shaper als Einzelmodule, unabhängig von den Filtern
- was auch immer noch von Korg kommen kann
- MultiEngine / Externes
> Modulatoren
- Die bekannten LFOs und Envs, plus vllt. einige neue Goodies, wie z.B. Multistage-Envs
- Notensequencer
- Motion Sequencing 2.0 aus dem Opsix und Modwave als Modul
- FM Router, um die unterschiedlichen Oszillatormodelle in einem FM-Patch zu vereinigen und komplexe Modulationsroutings klassisch und einfach via Algorithmen (inklusive User Algos mittels FM-Matrix, wie beim Opsix) umzusetzen; solch ein Modul gab es meines Wissens auch beim NordModular G2
- MultiEngine / Externes
> Effekte
- Da gibt es Korgenseits schon viel Auswahl, externes Erweiterungen gehen auch heute schon, siehe z.B. NTS-1
- wenn diese nicht freizügig, also innerhalb eines polyphone Patches, platziert werden könnten (das ging beim Nord ja auch nicht bzw. bedingt), dann sollte die separate Effektengine zumindest mehrere Slots und bestenfalls flexiblere Routings anbieten, siehe Deepmind 12.
Das große Problem wäre aber nach wie vor das User-Interface. Mit ein paar Encodern und einem Mini-OLED ist es nicht getan, da muss schon ein ausgeklügeltes Konzept her. Es muss, nicht unbedingt ein Touchscreen sein (würde die Sache aber bestimmt vereinfachen), da gäbe es mehrere Möglichkeiten, z.B. mehrere kleine Screens wie beim Nord (oder Hydrasynth), ein langes Ding wie beim Ultranova (mitsamt der logischen Menüführung mit Tasten pro Baugruppe, Modulslot etc., siehe auch den Hydra), ein großer Nicht-Touch-Screen mit vielen Encodern und Buttons drumherum (plus weitere zuweisbare Regler) oder ähnlich.
Ein zweites Problem ist die Frage, ob man alles am Synth einstellen, Module platzieren und patchen kann oder ob ein Teil, wie beim Nord, auf den Rechner ausgelagert wird. Ich sehe im letzteren kaum Sinn heutzutage; man kauft sich ja keinen Synth, um dann am Rechner Sounds zu erstellen, das fühlt sich etwas aus der Zeit gefallen an, der Synth wird teilweise zum Controller, Dongle und Live-Presetschleuder mit ein paar Schraubereimöglichkeiten. Wenn schon dann alles an der Hardware.
In diesem Fall müsste aber das UI entsprechend großzügig und logisch sein.
Menüdiving wäre gewiss unvermeidlich, sollte aber möglichst angenehm, intuitiv und nachvollziehbar gestaltet werden, die Anzahl an Menüebenen möglichst gering bleiben.
Beispiel:
- Ein Menü für die Patch-Editierung und ein separates für Global-, Patch- und Performanceeinstellungen
Das dritte Problem ist die Frage, ob ein Raspberry genügend Leistung bereitstellen kann um sowas zu stemmen, bei vernünftiger Polyphonie und ggf. auch Multitimbralität.
Vierter Punkt: die Hardware. Einen derartigen Synth in das Dreioktaven-Standardgehäuse zu packen wäre dem Vorhaben nicht gerecht, da muss schon was vernünftiges her, also mindestens 49 keys mit Aftertouch, besser 61.
Bei vorhandener, wünschenswerter Multitimbralität wären Einzelouts ein Muss. Davon unabhängig gehören Eingänge für Audio wie auch Pedal/CV ohne Frage dazu.
Die wohl größte Hürde ist nach wie vorn das Thema von Preis und Nachfrage. Ich hätte persönlich kein Problem mit 2000 Sachen für eine 49er/61er Version, aber es werden mit Sicherheit nicht alle meiner Meinung sein. Da muss schon eine Staffelung des Angebots her, wie z.B. bei Modal oder früher bei Waldorf (Q Keys - Q Rack - micro Q oder Microwave XTk - MWXT - MW2).