Der Modwave bietet untern den aktuell am Markt befindlichen Hardware-Wavetablern, gerade für den Preis, meiner Meinung nach wirklich viel.
Was ihn von der Konkurrenz abhebt (vor allem bezogen auf Argon 8, Hydrasynth, M und Nanobox) sind aus meiner Sicht folgende Dinge:
.) Presets sind praktisch unbegrenzt speicherbar. Man ist also nicht beschränkt auf X- Speicherplätze. Warum viele moderne Synthesizer nach wie vor nur über eine bestimmte Anzahl (oft nur irgendwas zwischen 200 und 1000) an Speicherplätzen verfügen ist mir sowieso ein Rätsel. Das sollte ja in der heutigen Zeit kein Problem mehr darstellen.
.) Er besitzt werksseitig bereits über 200 Wavetables. Eigene Wavetables können ebenso praktisch unbegrenzt nachgeladen werden. Bei Argon 8 und Hydrasynth sind ein nachladen eigener Wavetables derzeit nicht möglich. Beim M beschränkt es sich auf 32.
.) Ein Wavetable kann aus bis zu 64 Waves bestehen. Auch in dieser Hinsicht hat er die Nase gegenüber beispielsweise Argon oder Hydra die Nase vorn. Dort bestehen die Wavetables aus deutlich weniger Waves. Beim M sind es ebenso 64. Der Fireball wenn ich da das Manual richtig verstanden habe dürfte hat 256.
.) Neben Wavetables hat er auch mehrere GB Samples an Board. Diese darf man jetzt nicht als absolut naturgetreu abgesamplete Instrumente verstehen wie in so mancher Workstation, sondern mehr als Draufgabe. Sie klingen aber im Großen und Ganzen gut und decken ein großes Spektrum ab. Waves, akustische Instrumente, Synthesizersounds, Natursounds, Schlagzeug etc. Die Mehrheit der Samples sind deckungsgleich mit jenen aus der Wavestation. Neben der Kombination von Samples mit Wavetables kann man den Modwave auch einfach gern mal als guten Rompler verwenden. Die Samples können auch mit den Filtern und Effekten bearbeitet werden. Von den oben genannten Synthies hat keiner Samples an Board. Weiters ist es möglich bis zu 4GB eigene Multi-Samples in den Modwave zu laden.
.) Mit 4 ADSR-Hüllkurven und 5 LFOs liegt er auch bei den Modulationsmöglichkeiten im oberen Spitzenfeld. Nur der Hydra hat ebenso 5 LFOs und mit 5 Hüllkurven eine mehr und das sogar in DAHDSR-Form
.) Der Modwave ist prinzipiell bitimbral. Die zwei Programs wie es bei Korg heißt können über die Tastatur gesplittet werden oder aber auch gelayert. Die zwei unterschiedlichen Programs können auch von unterschiedlichen Midi-Kanälen angespielt werden. Leider fehlt ein zweiter Stereo-Ausgang. Die Lautstärke der Klänge zueinander muss man also bereits im Synthie selber regeln. Der M ist 4-fach multitimbral und hat hier einen besseren Stand und auch Einzelausgänge. Argon, Hydra und Nanobox sind nur monotimbral.
.) Polyphonie von 32 Stimmen (aufgeteilt auf die zwei Layer, verwendest du nur 1 Layer können es dann tatsächlich 32 Stimmen sein). Argon 8, Hydrasynth und Nanobox haben nur jeweils 8 Stimmen. Der M hat ebenfalls 8. So weit ich weiß aber für jedes der 4 Layer. Wären also insgesamt dann auch 32 wenn man so will.
.) Motion Sequenzing. Diesen Sequenzer darf man nicht als klassischen Sequenzer verstehen, sondern ist eine recht komplizierte Modulationsmöglichkeit. Mit etwas Aufwand sind damit auch zusätzliche LFOs oder eine Art Multistage-Hüllkurven bastelbar. Mit diesem Feature hebt er sich eindeutig von den anderen Wavetablern ab, die so etwas nicht bieten.
.) Kaoss-Pad. Auch dies hat keines der Konkurrenzprodukte. Manche sehen es nur als Spielerei an, aber ich denke man kann damit schon ein paar interessante Sachen machen. Mit einer bestimmten "Programmierung" kann man das Kaoss-Pad auch als globalen LFO oder einfache Attack-Decay-Hüllkurve "missbrauchen". Dabei ist interessant, dass man damit auch die Effektparameter modulieren kann, was mit den Hüllkurven, LFOs und Motionsequenzing nicht möglich ist.
Was am Modwave nicht so gelungen ist aus meiner Sicht:
.) Die Tastatur ist verglichen mit der vom Argon oder Hydrasynth sicher die schlechteste. Gerade die vom Hydra wird ja mehrfach gelobt. Mich persönlich stört das jetzt nicht so, weil ich ohnehin kein wirklicher "Spieler" bin, sondern den Synth dann hauptsächlich über die DAW steuere.
.) Die Bedienung und das Soundschrauben ist leider schon mit viel Menü-Diving verbunden und auch so finde ich, dass es bessere Konzepte gibt. Die Komplexität des Synthesizers erfordert ohnehin einiges an Einarbeitung, die Bedienung macht es einem dabei aber eben leider nicht leichter. Es gibt zwar einen Software-Editor, der einiges leichter macht, aber den Sinn einer Hardware verstehe ich schon so, dass man gerade dort leicht eine Soundgestaltung vornehmen kann. Ich denke gerade der Hydrasynth hat hier um Längen die Nase vorn. Aber auch beim Argon oder M dürfte es nicht ganz so mühsam sein.
.) Nach wie vor gibt es einige Bugs, die du weiter oben auch schon besprochen siehst. Beispielsweise wandelt sich bei einer FM-Verknüpfung zweier Oscs, der Träger-Osc in eine Sinuswelle um. Ich hoffe da gibt es bald ein Update.
Alles in allem kann ich den Modwave aber wirklich weiterempfehlen. Aber es kommt natürlich auch drauf an, was du damit machen möchtest. Wenn du in eher zuhause und/ oder in Studioumgebung und weniger live auf der Bühne verwenden möchtest, wenn du bereit bist dich einige Zeit lang einzuarbeiten um neue Klänge zu erforschen, ist der Modwave wirklich ein genialer Klanglieferant. Mit ihm sind sowohl einfache Butter-und-Brot-Sounds möglich als auch komplexe Welten. Er deckt denke ich sehr viel ab. Als starke Konkurrenz könntest du dir aber auch den Hydrasynth anschauen. Die kleine kürzlich erschiene Version "Explorer" kostet sogar noch etwas weniger als der Modwave bietet aber alle Synthese-Möglichkeiten der großen Geschwister.
Ich hoffe, ich konnte dir da ein bisschen helfen.
Anmerkung: Ich selbst besitze nur den Modwave.