serge
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Re: Kommerzielle Verwendung von Presets illegal bzw. verpönt
Denn die Art und Weise, wie dieser Bedarf gedeckt wird, entwickelt sich ja auch weiter: War es vor Jahrzehnten noch schlicht das Wissen weniger, der FM-Synthese mächtiger Menschen, das auf "Sound Cartridges" feilgeboten wurde, ist es heute die Leistung eines ganzen Orchesters mitsamt Komponist, Arrangeur, Dirigent und Tonmeister (nicht zu vergessen die mitzumietende Konzerthalle!), die man als Plug-In erwerben kann. Kurz: Immer mehr musikalisch-künstlerisch-technische Fähigkeiten sind zu immer niedrigeren Preisen erhältlich.
Wenn aber immer mehr dieser Fähigkeiten käuflich zu erwerben sind, ist es dann nicht zunehmend verführerischer, diese Angebote auch anzunehmen, anstatt Zeit zu investieren, sich diese Fähigkeiten anzueignen oder gemeinsam mit anderen, die diese Fähigkeiten haben, Musik zu machen? Was bedeutet es für die Verwendung von Begriffen wie "Musiker", "Komponist", "Arrangeur", "Produzent" oder "Synthesist" und das Selbstverständnis dieser Personen, wenn deren Fähigkeiten letztlich als kommerziell verfügbare Produkte vorliegen? Wird – wenn man es denn ganz platt & plakativ formulieren möchte – so zunehmend "Lernen" durch "Kaufen" ersetzt?
In diesem Kontext nochmal der Hinweis, dass ich weder die Verwendung vorgefertigten Materials generell ablehne, noch dessen Verfügbarkeit im allgemeinen anprangere, geschweige denn, dass ich auf diejenigen herabschauen würde, die solcherlei verwenden. Ich versuche nur, mir über Umgang mit diesen Dingen klar zu werden.
Selbstverständlich gönne ich diesem Berufsstand sein Einkommen. Diese Gruppe ist aber auch nicht der Adressat meiner Zeilen – siehe unten.Illya F schrieb:Man darf dabei aber auch gerne im Hinterkopf haben, dass davon die Hersteller/Sounddesigner/Programmierer Leben. Die Klänge oder Samples, welche sich ja in diesem u. jenem Gerät/VSTi als Preset befinden, wurden immerhin von Menschen gemacht die damit ihr Einkommen bestreiten und ja, die hat man mit dem Geld für die Teile ja schon bezahlt, also was die Werksklänge anbelangt.
Nein, weder habe ich das so geschreiben, noch wollte ich das so verstanden wissen. Die Musikinstrumentenindustrie bedient hier auf den ersten Blick ganz schlicht einen Bedarf. Mich interessiert, warum dieser Bedarf beim Einzelnen besteht, wie der Einzelne mit diesem Bedarf umgeht und welche Folgen dieser Bedarf und seine Deckung haben können.So wie du das aber sagst, und so kommt es zumindest bei mir an, klingt das als wenn jene die "Bösen" wären und diese fiese Musikinstrumenten-Tools-Industrie daran schuld ist, wenn der einzelne sich bei dem erstellen seiner Musik und den Klängen dafür keine Mühe mehr gibt. In meinen Ohren klingt das zumindest so.
Denn die Art und Weise, wie dieser Bedarf gedeckt wird, entwickelt sich ja auch weiter: War es vor Jahrzehnten noch schlicht das Wissen weniger, der FM-Synthese mächtiger Menschen, das auf "Sound Cartridges" feilgeboten wurde, ist es heute die Leistung eines ganzen Orchesters mitsamt Komponist, Arrangeur, Dirigent und Tonmeister (nicht zu vergessen die mitzumietende Konzerthalle!), die man als Plug-In erwerben kann. Kurz: Immer mehr musikalisch-künstlerisch-technische Fähigkeiten sind zu immer niedrigeren Preisen erhältlich.
Wenn aber immer mehr dieser Fähigkeiten käuflich zu erwerben sind, ist es dann nicht zunehmend verführerischer, diese Angebote auch anzunehmen, anstatt Zeit zu investieren, sich diese Fähigkeiten anzueignen oder gemeinsam mit anderen, die diese Fähigkeiten haben, Musik zu machen? Was bedeutet es für die Verwendung von Begriffen wie "Musiker", "Komponist", "Arrangeur", "Produzent" oder "Synthesist" und das Selbstverständnis dieser Personen, wenn deren Fähigkeiten letztlich als kommerziell verfügbare Produkte vorliegen? Wird – wenn man es denn ganz platt & plakativ formulieren möchte – so zunehmend "Lernen" durch "Kaufen" ersetzt?
In diesem Kontext nochmal der Hinweis, dass ich weder die Verwendung vorgefertigten Materials generell ablehne, noch dessen Verfügbarkeit im allgemeinen anprangere, geschweige denn, dass ich auf diejenigen herabschauen würde, die solcherlei verwenden. Ich versuche nur, mir über Umgang mit diesen Dingen klar zu werden.
Nirgendwo habe ich geschrieben, dass dies das Einzige sein soll, womit man seine Zeit zubringt. Es versteht sich doch von selbst, dass Lernen kein Selbstzweck ist: Etwas Neues gelernt? – Klasse, gleich etwas Eigenes damit machen!Ja, man kann auch die Klänge anderer analysieren um zu lernen, aber dann hat man ja immer noch nichts eigenes gemacht und analysiert eventuell bis zum jüngsten Tag die Klänge anderer.
Nur fremde Sounds zu verwenden ist, als ob man eine Käserei hätte, aber ausschließlich nach den Rezepturen anderer käst – mehr noch: Dass einem letztlich die Herstellung des Käses Wurst ist.Das selbst Sounds bauen ist halt wie bei den Leuten die ihren Käse selber machen und den nicht im Laden kaufen.