Idee zur Sampling-/Urheberrechtsproblematik

fanwander schrieb:
Das ist das wunderbare Beispiel zur Ausgangs-Sampleclearing Frage: audiotrainer gibt die Sachen ja nicht als seine aus. Um im Beispiel zu bleiben: er macht ordentliche Quellenangaben. Dabei fällt mir auf: warum ist in der Literatur das Zitieren unter Quellenangabe genehmigungsfrei und tantiemenfrei erlaubt, während bei Musik sowohl die Erlaubnis als auch die Tantiemenzahlung nötig ist. Welches hohe Roß wird da der Musik zugestanden, auf dem die Literatur und Wissenschaft nicht sitzen darf?
Exakt - das ist genau das, was mich momentan verzweifeln läßt.

Setzt man Samples aus klanglichen Mitteln ein bzw. um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, wird man mittlerweile unterschwellig des geistigen Diebstahls bezichtigt bzw. muß sich dem absurden Vorwurf mangelnder Kreativität ausgesetzt sehen. Wenn das Ganze mehr ist als die Summe der einzelnen Teile- und man verweist auf einzelne Bestandteile - wo ist das Problem?

Um z.B. Bernies Klangmalocher-Ethos zu folgen, müßte man sich demzufolge ein Orchester anschaffen, welches Note für Note spielt die man sich ausgedacht hat. Anschließend müßte die Aufnahme so gefiltert und künstlich gealtert werden, daß eine Stimmung erzeugt wird, die an alte 50er-Jahre Filme erinnert.

=> klingt für mich nach verstaubter Musiker-Ehre aus Zeiten, wo "ehrliche" Musik noch mit der Gitarre gemacht wurde und der Sänger ein verschwitztes Flanellhemd tragen mußte.

Hey - es ist 2014 - gefühlt 30 Jahre nach diversen Revolutionen in der POP-Musik, in welcher das Zitat zum Prinzip erhoben und Künstlichkeit zelebriert wurde - vor allem die 70er-Jahre Authentizitäts-K*cke über Bord geworfen wurde.
 
@Florian
Nein, ich drehe dir das Wort im Munde nicht um!
Du schiebst den Verlag vor, bei dem du freiwillig einen Vertrag unterschrieben hast, den du angenommener Weise bei jeder Neuauflage kündigen kannst.
Also kann ich deiner Argumentation nicht wirklich folgen, solange dein Buch für dich gewinnbringend verkauft wird.

Die Gema ist sicherlich ein Machtinstrument welches Ihre Macht wie jede Lobby gnadenlos nutzt.
Trotzdem entscheide ich ob ich meine Musik verschenke oder auch nicht. Ob dann der Club Betreiber streiten darf das die Musik in seinem Club gemafrei ist oder nicht, ist vielleicht auch einer nicht geführten Playlist geschuldet. Mit derer sich die Clubbetreiber sammeln, und gegen diesen Lobbyismus antreten könnten. Denn wer die Verteilerschlüssel der Gema kennt, weiß auch das die Gema Gebühren in einem Technoclub nie bei den wirklichen Urhebern der Musik eintreffen. Wer aber zu faul ist aufgeschlüsselte Playlists abzugeben, wird auch nie erreichen das Geld dort ankommt wo es hingehört. Um nur ein kleines Beispiel zu geben. Ein uralter Track von mir wird in Japan anscheinend in einer Radioshow als Jingle verwendet. So bekomme ich noch heute Cent Beträge auf mein Gema Konto pro jeweiliger Ausstrahlung. Wäre hier keine saubere Playlist, ich würde keinen Cent sehen. So etwas nenne ich Wertschätzung, die ich bisher von keinem Clubbetreiber bezüglich Playlist erlebt habe.

Nach kurzer Nachforschung ist mir ersichtlich geworden das Audiotrainer doch der von mir vermutete "Franzose" ist. Und NEIN, auf mir bekannter Soundcloudseite entdecke ich keinerlei Quellenangabe (kein Vorwurf, eine Feststellung). Auch möchte ich erneut ihm gegenüber meinen Respekt für sein Album aussprechen. Auch macht er sich ja ersichtlich Gedanken diesbezüglich, sonst würden wir ja alle nicht so interessant unsere Gedanken zu dieser Thematik austauschen. Ich wiederhole mich gerne: Jedes seriöse Label wird berechtigt nach der Freiheit der Samples fragen. Warum?! Weil es Nummern innerhalb dieses Album gibt, z.B. die Adamo Nummer, die ohne Adamo so in dieser Art nicht bestehen würden (übrigens absolute hammergeile Nummer), ich meine damit das Adamo ein existentieller Bestandteil dieser Nummer ist. Das ist weder eine Quellenangabe oder ein Zitat, sondern eher ein Remix. Wo bei mir noch folgend die Frage entsteht: ist die Gitarre selbst eingespielt? ;-)
Usw. usf.

Ich kenne kein Buch das seine Existenzberechtigung nur aus Zitaten zieht. Solches definiere ich als weiterführende Quellensammlung oder Lexikon.

Ich gehe jetzt noch einen Schritt weiter in Richtung Audiotrainer: Wer so ne geile Produktion abliefert, hat es meines Erachten nicht wirklich nötig seine Musik noch mit fremden Samples aufzufüllen. Tut er dies dennoch, sollte er die Urheber nach Erlaubnis fragen (was er ja offensichtlich gedenkt zu tun). Und solange da nicht die dicke Asche bei rum kommt, werden diese meist auch zustimmen, wenn nicht sollte man es einfach so akzeptieren.

Um beim Buch Beispiel zu bleiben: Es besteht ein Unterschied zwischen Plagiat und Quellenangabe. Man kann sich auf was berufen (Quellenangabe) und folglich seine persönliche Meinung offenbaren, oder ein Remix (Plagiat) abliefern, dass ohne die Wurzel so keinen Bestand hätte. Das ist definitiv ein Unterschied. UND von dir Florian erwarte ich deiner Argumentation folgend dass der Vertrag beim Verlag gekündigt wird, und die nächste 8te Auflage für umme übers Internet veröffentlicht wird.

TypoEdit
 
audiotrainer schrieb:
Um z.B. Bernies Klangmalocher-Ethos zu folgen,
=> klingt für mich nach verstaubter Musiker-Ehre aus Zeiten
- vor allem die 70er-Jahre Authentizitäts-K*cke über Bord geworfen wurde.
Ist deine Musik wirklich so inhaltslos ohne dem Zitat (Plagiat) fremder Dritter?!
 
... also:
Ja - Dernier Cri ist audiotrainer bin ich :lol:

Das, was bei Soundcloud zu hören ist ist noch nicht das endgültige Album, sondern eher als "Duftmarke" gedacht - das endgültige Album wird mehr Stücke enthalten und anders heißen. "Kinderdisco" wird bald wieder verschwinden - wo kein Kläger, da kein Richter ;-)

Weil ich mir eben nicht sicher bin, wie das alles rechtlich aussieht, habe ich nichts angegeben was die Rechte Dritter angeht - genau dehalb hier meine Fragen an euch, weil ich verzweifelt bin - ich will das Album endlich 'rausbringen (habe ich Jahre dran gearbeitet), weiß aber nicht wie die ganzen Steine, die mir in den Weg gelegt werden weggeräumt werden können. Hilfe!

Die Adamo-Nummer ist ganz bestimmt eher ein Remix, richtig - andere (gefühlt 50%) Teile des Albums sind jedoch entweder komplett Sample-frei oder besitzen freie Samples oder Samples aus früheren Produktionen von mir, an denen ich selber die vollen Rechte besitze.

Es geht eigentlich nur um die wirklich prominenten Samples - hier die Credits-Liste, die ich bereits angefangen habe (Sau-Arbeit übrigens, nach Jahren noch nachforschen zu müssen, was da so alles in die Musik eingeflossen ist):
Code:
My credits to the quoted artists on my album:
All tracks contain samples from obscure and trashy 50s/60s or 70s Films or german Schlager – I really can't name all these terrific and ingenious freaks, please tell me if you feel being insulted by my music – I really do respect Your work and I'm not evil ;-)
# 01 contains Samples from Wolfgang Menge´s „Das Millionenspiel“ (Dieter Thomas Heck)
# 02 contains Samples from Adamo´s „Il Y A Juste Un An“
# 03 contains Samples from Wild Cherry´s „Electric Funk“
# 04 contains Samples from Henry Mancini´s „A Shot In The Dark“
# 05 contains Samples from Lionel Hampton´s „Hot Mallets“
# 07 contains Samples from E.L.O.´s „Evil Woman“
# 09 contains Samples from Günter Kallmann´s „Daydream“ / Torch´s „Exodus“ / Rhet Stoller´s „Daydream“
# 10 contains Samples from Nino Nardini´s „Tropical“

Ich bin ein Kind der 90er. Mein erstes Album bestand aus jede Menge Jazz-Samples (ich liebe Jazz-Musik) - damals hat kein Hahn danach gekräht. Meine Befürchtung ist jedoch die, daß 20 Jahre später - nachdem sich der Wind komplett gedreht hat - meine Arbeit auf dem Müllhaufen der Geschichte landet - aus rechtlichen Gründen.

Was soll ich tun?
 
tomk schrieb:
Ist deine Musik wirklich so inhaltslos ohne dem Zitat (Plagiat) fremder Dritter?!
Nein, ist sie nicht. Erst war meine Musik da, dann kamen die Samples dazu (um eine Stimmung zu erzeugen). Ich hätte auch alles einspielen lassen können - wie man Arrangenents schreibt (z.B. klassischer vierstimmiger Satz für Streicher) habe ich sogar gelernt.
 
fanwander schrieb:
Das ist das wunderbare Beispiel zur Ausgangs-Sampleclearing Frage: audiotrainer gibt die Sachen ja nicht als seine aus. Um im Beispiel zu bleiben: er macht ordentliche Quellenangaben. Dabei fällt mir auf: warum ist in der Literatur das Zitieren unter Quellenangabe genehmigungsfrei und tantiemenfrei erlaubt, während bei Musik sowohl die Erlaubnis als auch die Tantiemenzahlung nötig ist. Welches hohe Roß wird da der Musik zugestanden, auf dem die Literatur und Wissenschaft nicht sitzen darf?
Das ist die absolute Ausnahme, denn bei den meisten Musikproduktionen fehlen doch die Quellengaben der Samples und man schmückt sich dann gerne mit fremden Federn. Außerdem ist es auch etwas anderes, wenn ich beispielsweise eine Doktorarbeit schreibe und zur untermauerung der Fakten andere Wissenschaftler zitiere oder ein eigenes Buch mit kommerziellen Interessen schreibe, wo ein Großteil nur aus Zitaten besteht. Ich darf auch nicht unendlich zitieren, denn Texte sind nämlich, wie die Musik ebenso, auch geschützt. Ich glaube das gilt 75 Jahre lang oder so.
 
fanwander schrieb:
tomk schrieb:
Kleingeistig ist für mich, wenn man es nicht schafft etwas eigenes zu kreieren
Derjenige hier, dessen Musik ich nicht in zigfachen Varianten schon tausendmal vorher gehört habe, möge vortreten und sie in diesem Thread posten, und - wichtig - bitte deren Einzigartigkeit hier auch auch verargumentieren, und nachweisen, dass es niemanden anderen vor ihm gab, der soetwas ersonnen hat.
Was dem Ingenieur im Patentverfahren selbstverständlich abverlangt wird, wird keine einzige Sekunde vom werkmeldenden Kunst-Urheber gefordert.


na dann braucht ja auch keiner zu sampeln, wenn das so ist, oder ?

oder will man dann doofer als die doofen sein?

versteh ich nicht das du nicht unterscheiden kannst zwischen einer potentiellen nachahmung und dem konkreten nutzen eines konkreten produktes.

dass logischerweise samples welche so bearbeitet sind dass eine zuordnung zum orignal nicht möglich ist NICHT darunter fallen hätte von anfang an klar sein können - ich denke dass die diskussion auch anhand der anderen thredas in die richtung ging dass leute ganze passagen 1:1 samplen (daft punk, divers hip hop acts etc..)

wer soll sich denn bitte aufregen wenn jemand eine kickdrum sampelt und so verändert dass sie NICHT als "genau dies kick aus dem track xy" zu erkennen ist ? selbst wenn das rechtlich möglicherweise nicht so ist gibt da ja die realität gewisse bedingung vor und gesetzte decken oft genug nur eine sinnvollen bereich realer sachverhalte ab - was anderes ist meist gar nicht gewünscht.

ps: florian - gerne sample ich erkennbares aus deinen tracks die du im forum gepostet hast und verkaufe das an den nächsten kunden - geld und credits gibt es keine - ist das nun ok? (die frage ist ernst gemeint)


mfg
 
nochmal an florian:

deine analogieveruche sind echt seltsam - das hat ja kollege tomk schon auf den punkt gebracht.
wie kann man bitte die schöpferische dichte eines buches (=spannungsbogen über z.b. hunderte seiten)
mit dem spannungsbogen von musik vergelichen (der bei vielen werken bereits in einem 4/4 takt erkennbar ist)
in der relation wäre es eher vergleichbar das ein litterarisches zitat ganze kapitel 1:1 übernimmt - was natürlich nirgends vorkommt oder rechtlich toleriert würde.
 
audiotrainer schrieb:
tomk schrieb:
Ist deine Musik wirklich so inhaltslos ohne dem Zitat (Plagiat) fremder Dritter?!
Nein, ist sie nicht. Erst war meine Musik da, dann kamen die Samples dazu (um eine Stimmung zu erzeugen). Ich hätte auch alles einspielen lassen können - wie man Arrangenents schreibt (z.B. klassischer vierstimmiger Satz für Streicher) habe ich sogar gelernt.


nochmal zur klarstellung:

ich habe lediglich deine aussagen zu kleingeist und ähnlichem kritisiert - im konkreten beurteile ich deine musik nicht und finde es gut wenn du am ende die samples clearst und angibst - um was anderes ging es (zumindest mir) nicht.
 
audiotrainer schrieb:
Um z.B. Bernies Klangmalocher-Ethos zu folgen, müßte man sich demzufolge ein Orchester anschaffen, welches Note für Note spielt die man sich ausgedacht hat. Anschließend müßte die Aufnahme so gefiltert und künstlich gealtert werden, daß eine Stimmung erzeugt wird, die an alte 50er-Jahre Filme erinnert.
Dafür gibt es ja freie Samples und wunderschöne käufliche Orchester-Librarys.
Das hat auch mit Klangalocher-Ethos nichts zu tun, sondern darum, das man sich mit der Arbeitsleistung von anderen Leuten kostenlos bereichern möchte. Diese Schnorrerphilosophie finde ich einfach respektlos.
Ich kann ja auch nicht zum Bäcker gehen und die Brötchen kostenlos verlangen. Die sind ja eh schon fertig gebacken, waum soll ich dafür etwas bezahlen? Verstehe daher die Logik nicht.
Anscheinend ist dir auch nicht wirklich bewußt, wieviel Abeit in einer guten Sondlibrary steckt.
An der letzten Sample-Library haben zwei Leute jeweils 400 Stunden gearbeitet, das kannst du dir ja gerne mal in Euro umrechenen und einen Stundenlohn dabei zugrunde legen.
Mietest du noch über mehrere Wochen ein ganzes Orchester, sind die Kosten gleich ein vielfaches höher, daher sind ddiese Samples auch so teuer.
Sample doch nur mal ein einziges Cello in mehreren Spielvariationen, da bist du mal eben zwei Monate Fulltime mit beschäftigt.
Man muß auch Miete und Strom für das Studio bezahlen, oder was glaubst du denn?
audiotrainer schrieb:
=> klingt für mich nach verstaubter Musiker-Ehre aus Zeiten, wo "ehrliche" Musik noch mit der Gitarre gemacht wurde und der Sänger ein verschwitztes Flanellhemd tragen mußte.
Hat damit garnix zu tun. Wenn jedoch die Leistung anderer eine so geringe Wertschätzung erhält, warum machst du das nicht selbst?
 
becker_mexico schrieb:
audiotrainer schrieb:
Um z.B. Bernies Klangmalocher-Ethos zu folgen,

=> klingt für mich nach verstaubter Musiker-Ehre aus Zeiten

- vor allem die 70er-Jahre Authentizitäts-K*cke über Bord geworfen wurde.

Sehr gut getroffen und auf den Punkt gebracht. Ich kann dieses Geseier auch nicht mehr hören, obwohl ich selbst nicht im Geringsten von einem dieser Anwürfe getroffen bin.


vielleicht liegt es auch daran das deine musik (möglicherweise?) noch nie einen cent generiert hat.

und wenn das so wäre - was veranlasst dich dir denn darüber gedanken zu machen.

hast du ein ethisch philosophisches interesse daran wie andere menschen mit ihrer tätigkeit/arbeit geld generieren?

der vergelich zum nicht realen schaden durch digitale kopien ist überdies etwas sehr simpel - denn der sinn von einem produkt ist prinzipiell der profit des erzeugers und nicht die nutzung durch den konsumenten.

das bedeutet: der konsument ist durch den gratiskonsum bereichert (in welcher form auch immer) währen der erzeuger weniger ressourcen hat um weiteres zu erzeugen - somit die kosten auf die allgemeinheit die zahlt abwälzen muss.
...schon irgendwie assozial von den selbsternannten daten-robin hoods

ihr könnt es euch ja drehen und wenden wie ihr wollt - ethisch ist digitaler diebstahl nicht so weit weg von materiellem diesbstahl..

aber lange geht das eh nicht mehr - offensichtlich können die leute mit der freiheit nicht umgehen und somit finde ich die immer stärkere kontrolle des internets (wie schon mehrfach erwähnt) einen begrüssenswerten reflex.
 
tom f schrieb:
ethisch ist digitaler diebstahl nicht so weit weg von materiellem diesbstahl..

hier geht es um sampling von urheberrechtl geschütztem material. es ist hilfreich, nicht alles in einen topf zu werfen.
oder verkauft der originalinterpret weniger platten, wenn ihn jemand sampelt?


tom f schrieb:
denn der sinn von einem produkt ist prinzipiell der profit des erzeugers

demnach hätte der erzeuger ein interesse, das produkt käuflich erwerbbar und einfach zugänglich zu machen. ein einfaches anmelden über die verwertungsgesellschaften beim verwenden eines samples und fertig ist die sache...
daran besteht aber offensichtlich kein interesse.
vielmehr werden die sehr hohen hürden für legales sampling aufrecht erhalten, was nach deiner argumentation ein völlig paradoxes verhalten ist.
 
bahnen schrieb:
tom f schrieb:
ethisch ist digitaler diebstahl nicht so weit weg von materiellem diesbstahl..

hier geht es um sampling von urheberrechtl geschütztem material. es ist hilfreich, nicht alles in einen topf zu werfen.
oder verkauft der originalinterpret weniger platten, wenn ihn jemand sampelt?


tom f schrieb:
denn der sinn von einem produkt ist prinzipiell der profit des erzeugers

demnach hätte der erzeuger ein interesse, das produkt käuflich erwerbbar und einfach zugänglich zu machen. ein einfaches anmelden über die verwertungsgesellschaften beim verwenden eines samples und fertig ist die sache...
daran besteht aber offensichtlich kein interesse.
vielmehr werden die sehr hohen hürden für legales sampling aufrecht erhalten, was nach deiner argumentation ein völlig paradoxes verhalten ist.


1: diebstahl ist die entwendung ohne einwilligung - daher die aussage "digitaler diebstahl"

2a: wieso - es werden regelmässig samples gecleart und wenn das passiert sind alles zufrieden.

2b: was ist daran paradox: es gibt auch leute die produkte nur an spezifische kundenkreise verkaufen - auch dieses recht ist - ausser bei gesetzlich geregelten grundversorgern - ein normaler ausdruck der dispositionsfreiheit. beispiel: auch wenn ich meinen synth überteuert anbiete und du sogar mehr bietest hast du kein recht darauf dass ich ihn dir verkaufe.

mfg
 
fanwander schrieb:
Auch wenn es viele Rechtsphilosophen nicht gerne hören: die normative Kraft des Faktischen existiert.


ohne mich als rechtsphilosophen verstanden wissen zu wollen möchte ich hier anmerken dass ich dem zustimme - allerdings lagere ich die normative kraft des faktischen wo anders: nämlich in der künftigen noch besseren überwachung (zum glück) der digitalen welt - natürlich auch auf druck jener lobbies die an digitalem conten verdienen.

dann werden die leute eben noch mehr verklagt oder datendiebstahl wird endlich konkreter zuordenbar und härter geahndet.

dann ist das naive geklaue von lieschen müller auch passe´- denn das passiert ja nicht, wie du sagst, wegen mangelndem wertbewusstsein sondern aus der leichtigkeit des diebstahls selber.
 
Bernie schrieb:
Dafür gibt es ja freie Samples und wunderschöne käufliche Orchester-Librarys.
Das hat auch mit Klangalocher-Ethos nichts zu tun, sondern darum, das man sich mit der Arbeitsleistung von anderen Leuten kostenlos bereichern möchte. Diese Schnorrerphilosophie finde ich einfach respektlos.
Ich kann ja auch nicht zum Bäcker gehen und die Brötchen kostenlos verlangen. Die sind ja eh schon fertig gebacken, waum soll ich dafür etwas bezahlen? Verstehe daher die Logik nicht.
1. natürlich verwende ich Streicher aus der Konserve - habe da einiges z.B. für Kontakt. Ich weiß sogar, wie man die verwendet ;-)
2. ist es nicht das selbe, wenn man Streicher selbst arrangiert - statt ein aus alten Zeiten stammendes, harmonisch passendes Sample zu benutzen - denn ein Sample atmet Geschichte, welche man niemals so generieren könnte - auch nicht mit noch so tollen Konservenstreichern
3. Warum versucht hier der eine oder andere irgendwelche dämlichen Vergleiche mit Brötchen oder Holz heranzuziehen? Bin ich etwa Bäckerbursche oder Schreinerlehrling? Es geht hier um MUSIK. (also was größeres ;-)) - machst Du Deine Musik mit der Registrierkasse aus der Bäckerei Deines Vertrauens?
 
Nachtrag (nachdem dieser Thread hier langsam so kompliziert geworden ist wie (m)eine Frau):

Bitte verzeiht mir ob meiner Krassheit manchmal (ich bin so) - ich möchte hier niemanden persönlich angreifen oder beleidigen und bin glücklich darüber, Leute gefunden zu haben, mit denen man über so etwas diskutieren kann (ich finde sonst kein Gehör). In mir staut sich Wut und Verzweiflung auf (was das Große & Ganze in Bezug auf die von mir genannte Problematik angeht) - das muß raus.
Ihr seid alle gut - und jeder anders.
Überhaupt ist alles gut - und wir werden alle sterben.

(was, wenn nicht? :waaas: )

:nihao:
 
audiotrainer schrieb:
Mein lieber Tom Flair,
Du schrubst:
tom f schrieb:
ich denke dass die diskussion auch anhand der anderen thredas in die richtung ging dass leute ganze passagen 1:1 samplen (daft punk, divers hip hop acts etc..)

Ich schreibe Dir:
Millionen Fliegen können nicht irren.
Daft Punk sind Daft Punk - und keine Plagiatoren, welche - sich im Sonnenlicht anderer glänzend und ganz und gar Musiker-unehrenhaft - sich ausschließlich nur am geistigen Eigentum Dritter bedient haben.

Anders formuliert: Wenn das Ganze mehr bedeutet als die Summe der einzelnen Teile, dann hat das gesamte Werk eine größere Schöpfungshöhe als einzelne Bestandteile des Gesamten.

(Ja, ich bin Daft Punk Fan der ersten Stunde ;-))

Ich wiederhole mich: Wenn das Ganze mehr bedeutet als die Summe der einzelnen Teile, dann hat das gesamte Werk eine größere Schöpfungshöhe als einzelne Bestandteile des Gesamten. Ob das bei dem Gehörten erreicht wird oder nicht, mag jeder für sich selbst entscheiden - aber diese von Dir gerne geäußerte, beißreflex-artige Haltung, es handele sich grundsätzlich um ein Plagiat sollte ein Sample mit ungeklärten Urheberrechten in seiner eigenen Komposition auftauchen halte ich für ************ (bitte ersetzen durch ein Wort mit 12 Buchstaben, welches mit "klein" anfängt).

Man sollte fair sein - möge doch jeder seine 1-2 Kröts für die 3-5 Akkorde bekommen, die sie vor ihrem Tod in den 60ern aufgenommen haben - aber dieses Hyperventilieren selbsternannter Kämpfer für die Musikergerechtigkeit auf höchstem Niveau - diese Alf Igels und Laus Oldingers - ist mir im höchsten Maße zuwider - es zeugt von Selbstgefälligkeit, Sattheit und behindert den kreativen Fluß der Musik: "G-moll-C7 aus meiner Aufnahme aus den 60ern verwenden: verboten!" LIKE PUNK NEVER HAPPENED!

Und - ein sehr persönliches Anliegen - wenn ich über Deine Formulierung
tom f schrieb:
mal etwas provokant formuliert: vielleicht bist du - wenn dir selber so wenig einfällt - ja noch kleingeistiger als jene die nicht plagiiert werden wollen.
genauer nachdenke, sollte ich eigentlich in den Keller gehen, um nachzuschauen wie weit sich diese Aussage unterhalb der Gürtellinie befindet. Es gibt andererseits eben eifrige, vorschnelle und durch erhöhte Kommunikationsfreudigkeit gekennzeichnete Menschen, die in ihrem Leben fest davon überzeugt sind, daß sich alle Gestirne um sie zu drehen haben - schließlich postulieren diese, anderen fiele nichts ein, sollte man den heiligen Gral der Samplinglosen, "ehrlichen" Musik nicht gesucht haben.

:peace:

Edith: Typo.


also zu daft punk - man hätte das was man gesamplet hat ja relativ leicht auch nachspielen können, oder noch besser so variieren dass es weder sample noch nachspielen gewesen wäre - dadurch wäre die musik nicht schlechter geworden - hat man aber nicht - wohl aus ökonomie (der eigenen)
ist ja verständlich aber macht es auch nicht interessanter sondern eher eine spur unorigineller - wobei da wohl auch konträre meinungen ok sind.

und zu der formulierung - wenn ich schon schreibe "provokant formuliert" so bitte ich das auch so zu verstehen - nämlich als provokation in der argumentation.
mir kommt immer noch vor dass in dem thread diverse ebenen (und emotionen) vermischt werden die ich selber nicht verbinde. was hat es denn bitte damit zu tun dass es sich um mich drehen sollte wenn ich doch einfach in den raum stelle, dass es meines erachtens eine frage von höflichkeit, moral und ehrlichkleit ist dass man fremdes material (das man als solches erkennt) nicht eigenmächtig verwenden sollte wenn man die musik auch in irgendeiner form publik machen will ?

also so einen appell an grundlegende prinzipien soll doch keinen beleidigen - andererseits gibt es einfach diebe - und kein dieb wird im normalfall dazu stehen - das ist halt auch ein fakt.

in dem anderen hast du aber schon recht - die verküpfung von den zwei themen: kreativität vs. clearing ist an sich nicht zutreffend, kann aber natürlich auch eine rolle spielen.

mfg
 
bahnen schrieb:
hier geht es um sampling von urheberrechtl geschütztem material. es ist hilfreich, nicht alles in einen topf zu werfen.
oder verkauft der originalinterpret weniger platten, wenn ihn jemand sampelt?
genau. Trotzdem ist es nicht okay, das man mit den kreativen Ideen anderer Leute versucht in gewisser weise erfolgreich zu sein.
Ist doch ganz klar, das nur ein einziger kurzer Schrei von Michael Jackson oder James Brown ein mittelmäßiges Musikstück gleich viel interessanter macht und im Netz gleich viel mehr Klicks bringt, als wenn man selber schreit -das juckt doch keine Sau.
Von daher gehört einfach ein Clearing dazu. Es gab schon genze Produktioneen, die geschreddert werden mussten, weil der urheber geklagt hatt, finde ich auch richtig so. Man könnte ja einfach mal fragen, das habe ich auch schon gemacht. Manche, oft auch sehr bekannte Künstler, sind meist garnicht so pingelig, wenn man sie zumindest mal erwähnt.
 
Das es immer gesetzliche Lücken gibt, selbst bei einem so offensichtlichem Klau.
Moralisch richtig? Denke Nein
Rechtlich richtig? Offensichtlich Ja.

Und bei einem "zinggg" Sample ist es mM nach andersum.
 
mookie schrieb:
Das es immer gesetzliche Lücken gibt, selbst bei einem so offensichtlichem Klau.
Moralisch richtig? Denke Nein
Rechtlich richtig? Offensichtlich Ja.

Und bei einem "zinggg" Sample ist es mM nach andersum.


was ist ein zinggg sample ?

meinst du uncharakteristische sounds eines tracks die beliebiger sind als andere?
 
Ich meinte damit einfach einen kurzen Sample. Zb ein prägnantes "zingg" von Kraftwerk, ein Sax Hook, oder was weiß ich.
 
Schnuffi schrieb:
http://lexetius.com/2012,6749

Viel Spaß.

Großartig! Danke! :mrgreen:

Am besten gefällt mir Absatz 25: "... ist in diesem Fall keine unangemessene Behinderung der kulturellen Fortentwicklung zu befürchten." :mrgreen:
 
Schnuffi schrieb:
http://lexetius.com/2012,6749

Viel Spaß.

den fall hatte ich auch erwähnt bzw. das urteil des bgh. klar, pelham hat den fall letztlich verloren, aber es liefert doch einen einblick in die denkweise des gerichts.

alle parteien waren sich wohl klar darüber, dass die gesampelte stelle keine schöpfungshöhe beanspruchen kann, darum ging es "nur" um leistungsschutzrechte.
man hat in einem kleinen experiment herausgefunden, dass das sample von einem durchschnittlichen produzenten so hätte nachgespielt werden können, dass es im musikalischen kontext keinen unterschied zum original-sample gemacht hätte. deshalb hat pelham verloren!

was heißt das? besitzt ein sample keine schöpfungshöhe (das kann auch ein längerer loop sein, der gesliced und neu zusammengesetzt wurde) und ist es einem durchschnittlichen produzenten nicht möglich, das sample nachzuspielen, ist die verwendung des originalsamples laut bgh erlaubt, und zwar ohne die zustimmung von irgendwem.
wer also an die unabhängigkeit unserer justiz glaubt... aber das ist ein anderes thema.
 
In dieser Diskussion fehlt natürllich noch das Argument:

UND WENN DAS ALLE MACHEN WÜRDEN???
DANN WÜRDE JA NIEMAND MEHR TICKETS FÜR DIE U-BAHN KAUFEN!!!!eins!!!elf
 

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