Das Problem ist schon zu verständlich. Die Ursache dafür ist heute meines Erachtens nach aber eine andere.
Das die meisten hier nämlich keine Musiker (im Sinne von Band-Musiker) sind.
Ende der Achtziger hatte ich ein relativ großes Setup in meiner Band.
Döpfer LMK als Masterkeyboardtastatur für Pianogrundsounds, triggerte über die Miditemp-Patchbay ´nen Emu-Expander für die Pianosamples
und ab und an den TG77 für etwas DX-Glockig dazu.
Da drüber ´ne Wavestation nd oben ´nen M1.
Im Rack eben den TG77, ´nen D550 und die grandiose Microwave.
Das stand dann alles im Übungsraum. 3, 4 5 mal die Woche haben wir geprobt und der Ablauf war eigentlich immer (Gott, wie ich das vermisse !!!) gleiche...
Irgendeiner haute irgendein Riff/Lick/Idee raus, wir stiegen ein und es gab erstmal mindestens ´ne halbe Stunde ´ne Session.
Daraus ergab sich etwas, aus dem wir tatsächlich einen neuen Song generierten oder wir probten an den vorhandenen Songs.
So. Wieviel Zeit sollte ich in disem Kontext jetzt haben anzufangen, irgendwie stundenlang Sounds rumzuorganisieren ?
Kaum. Man probierte beim Spielen, schraubte, testete Sounds mal zum Ärger der anderen während der Pause (was genauso nervig ist wie der
Gitarrist, der auch keine Sekunde Ruhe geben kann...). Aber immer, um direkt etwas damit umzusetzen.
Und was war dann das Ergebnis ? Auf jedem Synth hatte ich damals vielleicht letztendlich 30-50 Sounds gespeichert, die ich für die Songs
und Rumprobieren dazu gespeichert hatte. Und ganz sicher enorm viel Potential der einzelnen Synths, rein rational betrachtet, vollkommen ungenutzt liegen gelassen !
Aber - ich habe damit Musik gemacht ! Unfassbar viele, auch mal nervige, aber in Summe wahnsinnig glückliche Stunden.
Und heute ? Du hockst in Deinem Studio, hast 8 Traumsynthesizer plus VST´s und fängst an, daran rum zuklimpern/-spielen. Hast ja auch alle Zeit nd
Möglichkeiten, die Synths zu geniessen. Rein klanglich an den Neumännern sogar viel besser als an den schädderigen 15"-Zweiwege im Übungsraum damals.
Erkundest die Synths und bist, gerade bei den Neuen (deswegen kauft man sie ja!) erstmal umgehauen von den Sounds und logisch - speicherst jedes
neue Ohrenorgasmussekret.
Und dann geht´s sehr schnell, dass Du Dich unendlich darin verlierst, weil Du einfach mehr Zeit als Speicherplätze und/oder umgekehrt dafür hast.
Und naturgegeben (oder kam das erst durch den Rechner ?) kommt dann schnell der Wunsch, das immer schnell abrufbar zu haben.
Also fängst Du an zu sortieren und exakt an dem Punkt hast Du verloren !
Denn jetzt verbringst Du nicht nur viel zu viel Zeit damit statt Songs zu machen. Sondern Du baust die Hürde auf, überhaupt noch Songs zu machen.
Weil Du Dir eine Auswahl schaffst die so groß ist, dass sie Dir nicht mehr zuläßt, für einen Sound, den Du brauchst, einen Sound zu auszuwählen ohne
dass im Hintergrund Dein Hirn tickt mit der Unsicherheit, ob Du nicht eigentlich noch Hundert bessere Sounds dafür hättest.
Es generiert sich Unzufriedenheit in dem Moment, wo Du eigentlich kreativ wärst.
Resumee : Was wir (doll verallgemeinert, ich weiss...) heute haben, ist schlicht eine viel zu große Auswahl in einem Umfeld, das uns nicht mehr zum
Wesentlichen führt!
Ich will keinesfalls behaupten, dass das für alle so zutrifft, es gibt sicher ´n Haufen Leute die´s einfach besser, pragmatischer draufhaben, viele Möglichkeiten
professionell und effektiv einzusetzen.
Respekt davor, ich gehöre leider nicht dazu.
Ich habe auch viel zu viel Zeit damit verplempert zu überlegen, wie ich denn jetzt in der grandiosen Microwave (mit ihrer so bescheuerten Speicherstruktur!!!)
alles gut abrufbar zu haben, die Hunderte von Sounds im P6, Ob6 usw. sinnvoll zu verwalten.
Das ganze Rumschrauben dran usw. hat auch Spaß gemacht, mich aber definitiv null weitergebracht.
Und jetzt mein Rezept dazu : ( Lehrzeichen, weil ich kein´s habe)
Aber ein wenig arbeite ich daran...