Wo die Entwicklung in den '90ern auch stehengeblieben ist, ist das Drum Programming.
Allein schon der Umstand, dass es schwierig ist, ein Set aus elektronischer Musik im 3/4- oder 5/4-Takt zusammenzustellen - Taktarten, die seit Jahrhunderten für Tanzmusik genutzt werden - ist ein Indiz.
Usus geworden ist zwar etwas Pseudo-Komplexität durch Randomisierungseffekte, aber dass komplex groovende, variationsreiche Beats (die nicht nur ein Breakbeat oder Four-to-the-Floor sind) Note für Note gebaut werden, ist überaus selten.
Auch eine Folge des allgegenwärtigen Loop-Diktats. Das Feld zwischen IDM und Drum & Bass ist noch wenig bearbeitet.
Habe auch auf diesem Sektor (wie bei Melodien) vor einigen Jahren mich von totaler Freiheit ausgehend in Richtung Funktionalität bewegt. Also Noten frei von irgendeiner Rasterung so zu setzen, dass sich ein Groove ergibt, der körperlich/bewegungstechnisch organisch nachvollziehbar ist. D.h. ohne irgendwelche Abfolgen hintereinander zu kopieren.
Mit den Ergebnissen, wie ich sie noch nie gehört hatte und wie ich sie ohne große Beschäftigung mit Jazz nicht für möglich gehalten hätte, war ich sehr zufrieden.
Aber die nächstfolgende große Aufgabe ist es, zu diesem rhythmischen Fluß, in dem es keine Taktanfänge mehr gibt, einen konsistenten musikalischen Überbau zu finden. Dafür kann noch das ein oder andere Jahr vergehen.