Während wir auf die nächste Newsletter warten und hoffen, dass die ersten Auslieferungen im Dezember starten, hier ein kleiner Rückblick von unserem Musikerfreund „coyote14“ aus Frankreich, der die/den Osmose auf der Soundmit 2022 in Turin testen konnte.
Davor noch eine kleine Neuigkeit über die Eagan Matrix, es ist die bevorstehende Ankunft der Integration eigener Samples und das dehnen und verbiegen aller art auf 3 Achsen! Achtung es ist kein sampling, eher Re-Synthese (wie Synclavier, FS1R).
Hier ist also seine Meinung zum Osmose:
"Coyote14, hast du den Osmose getestet?
Ja, und diesmal ziemlich lange um eine erste Meinung abzugeben, aber zu kurz, um Schwachstellen an der Maschine aufzudecken, die ein mehrjähriger Einsatz vielleicht ans Licht bringen wird (oder nicht?).
Es ist eine außergewöhnliche Maschine. Es ist anders als alles, was ich kenne. Ich hatte zu seiner Zeit das ROLI und sogar das Continuum ausprobiert, und es hat nichts zu tun, insbesondere nicht mit dem ROLI, dessen verwendung ich als unangenehm empfunden hatte. Es ist viel einfacher zu bedienen als ein Continuum oder ein neuerer polyphoner Aftertouch-Synthesizer.
Osmose ist sehr angenehm in der Anwendung: Flexibilität, Qualität, Festigkeit, Präzision. Im Gegensatz zu all den leicht innovativen Konzepten, die manchmal eine lange Lernkurve erfordern, könnt Ihr eure Noten in wenigen Minuten finden. Ich hatte das Gefühl, auf diesem Instrument schon einmal gespielt zu haben, mich wieder mit einer Tastatur zu verbinden, deren Qualität ich vermisst hatte. Aber tatsächlich hatte ich es nie berührt. Ich hatte es nur auf dem SynthFest gesehen, nicht einmal gehört (keine Zeit...).
Der Aftertouch ist sehr flexibel, sehr progressiv. Während eine klassische Tastatur auf dem Druck eines Sensors reagiert und einen starken Druck über einen sehr kurzen Hub ausübt um einen Effekt zu erzeugen, sinkt jede Taste zuerst sanft und dann sehr allmählich über einen angenehmen Hub, nicht zu viel. nicht zu lang. Der Anschlag der Tastatur ist angenehm. Die seitliche Bewegung der Tasten ist ebenfalls sensibel, um zu modulieren was Ihr wollt. Der obere Teil der Tasten, sichtbar und steifer (den wir bei den ersten Prototypen nicht gesehen haben), verhält sich wie der Resonanzboden eines Klaviers, indem man es reiben kann, wodurch sekundäre "Harmonics" erzeugt werden. Wenn wir dort aufhören, haben wir in Bezug auf Ausdrucksstärke und Qualität bereits das beste Masterkeyboard auf dem Markt.
Seit dem SynthFest ist die Soundbank jetzt gut gefüllt. Die Dominanz ist eindeutig akustisch/physikalisches Modeling, aber auch Synthesizer-Sounds sind vorhanden. Die Audio Engine reagiert ohne jede Latenz, nichts wird im Laufe des Spiels abgeschnitten/amputiert, jede Note beendet ganz natürlich ihre eigene Resonanz. Die perkussiven Sounds sind super realistisch, keine Note klingt wie die andere, kein Maschinengewehreffekt (weil kein eingebettete Samples). Ihr könnt auf der Tastatur klassisch spielen, aber auch wie auf einer Perkussion, indem "herumgeklopft" wird, um Perkussions-, Glocken- oder synthetische Klänge zu erzeugen. Die Effekte sind gut, übertönen den Sound nicht, klassisch und an "Naturräumen" orientiert. Ich denke, es gibt die Möglichkeit, noch verrücktere Dinge zu tun (im Sinne von Eventide, das wäre großartig!)
Bei den Synthesizer-Sounds gibt es natürlich sehr ausdrucksstarke Leads, akustische/pseudoakustische Bässe, aber die schönste Überraschung kam von den bläser-Sounds: sehr sanft, wir werden eins mit der Maschine und wir bringen sie dazu, das zu tun, was wir wollen.
Eine Kritik habe ich an den Werkssounds geübt: der Stereoabstand ist schön, bleibt aber recht fix (kein Sweep links rechts, etc). Zum Beispiel schlug ich vor, dass wir die seitliche Bewegung der Tasten verwenden, um das Panning zu modulieren, mir wurde gesagt, dass es sofort machbar sei.
Alle Druckkurven sind anpassbar, um die Maschine an eure Berührung anzupassen. Anders als man meinen könnte, erschien mir die Maschine recht robust, sie fängt nicht an zu wackeln oder knallen, wenn man sie etwas abrupt anspielt. Umgekehrt erzeugt ein sehr leichtes Spiel mit einer kaum berührten Tastatur einen sehr subtilen Klang: Kurz gesagt, die Spieldynamik ist sehr groß: Ihr müsst euch antrainieren, um in Nuancen zu spielen.
Ein "Makro"-Menü ermöglicht es, eine Reihe von Parametern mit 4 kontextabhängigen Potentiometern einzustellen. Der Arpeggiator wird buchstäblich um Technik erweitert: Jede Note hat ihre eigene individuelle Ansprache, das Spielen mit dem Arpeggio macht das Ergebnis sehr lebendig!
Es scheint nicht möglich zu sein, einen Sound direkt auf der Maschine zu programmieren, das Display ist nicht groß genug dafür, es ist ein Synthesizer den man auf einem Computer programmiert, um ihn dann live zu spielen, und ich konnte leider keinen Sound auf der Eagan Matrix programmieren.
Ich hatte das Gefühl einer sehr formbaren, flüssigen, dynamischen, subtilen Audio-Engine. High-End-Modellierung, aber nicht auf blasse Imitationen beschränkt. Das ist auch die Falle, in die Osmose nicht tappt: die dumme Nachahmung des Bestehenden. Es wäre vielmehr: Wir borgen uns die physikalischen Prinzipien des Bestehenden aus und entwickeln daraus imaginäre Instrumente.
Ich denke, wenn die Sounddesign-Arbeit weiter vertieft wird, können elektro-orientiertere Sounds mit Beatboxen, dreckigerer/industrial Sounds, die Maschine noch weiter bringen. Dies mag die Dimension sein, die noch fehlt, aber nur darauf wartet, entwickelt zu werden.
Eine der Fragen, die ich mir stellte, war, ob es als klassischer "light weighted" Anschlag verwendet werden kann: Die Antwort ist ja, bis zu 4 Oktaven. Ich denke, dass wir eines Tages größere Osmosen haben werden (5-6 Oktaven), das scheint mir eine offensichtliche Weiterentwicklung des Konzepts zu sein.
Ganz ehrlich, ich denke es wird ein Vorher und ein Nachher geben mit Osmose: Es ist die Art von Instrument, das dem Markt die Richtung einer neuen Keyboard Generation zeigt und viel Druck auf die Marktteilnehmer ausüben wird. Wir werden immer traditionelle "light weighted" Keyboards haben, aber mit dem Verkauf einige Rompler für mehr als 1000 €, ohne auch nur einen einfachen Aftertouch und mit einem passablen Touch, denke ich dass es vorbei ist. Und ein Osmose-Spieler, der zu seiner traditionellen lightweight Tastatur zurückkehrt, wird sich wahrscheinlich langweilen.
Der Preis: Ich weiß nicht, ob es am Ende bei 1800 € für die breite Masse liegen wird, aber wenn, dann ist es für die technologische Lücke überhaupt nicht teuer. Irgendwie rede ich mir ein, wenn Expressive E ihre Osmose für 2500€ in Frankreich hätte fertigen lassen, wäre das noch ganz akzeptabel und man hätte sie schon zu Hause.
Es ist eine Schande, dass Expressive E's korsettierte Kommunikation seit 3 Jahren Zweifel aufkommen lässt. Ich denke, sie legen falsch in der Richtung. Genauso finde ich, dass Osmose ein Game Changer ist und Early birds gedultig sein müssen, es lohnt sich wirklich bis zum Ende der Sache zu gehen und nicht das Handtuch zu werfen: Ihr werdet es bitter bereuen. Synthesizer-Spielern wird seit Jahrzehnten gesagt, dass ihr Instrument nicht ausdrucksstark ist, dass wir versuchen, diesen Mangel mit Keyswitches, Makros, auszugleichen, dass wir niemals die Ausdruckskraft eines akustischen Instruments auf einem elektronischen Instrument erreichen werden. Ich für meinen Teil denke, dass Osmose diese Gleichung zum ersten Mal erfolgreich löst.
Seid geduldig, das Warten lohnt sich."