Was einmal mehr aufzeigt, worin das eigentliche Übel des Synthesizerbaus im speziellen und populärer "elektronischer Musik" im allgemeinen liegt: Im Wunsch klingen zu wollen wie etwas, das es bereits gibt.
Daran kann ich eigentlich im Grundsatz kein Übel festmachen.
Mein (und man fängt ja zumeist an der eigenen Nase an und tastet sich dann weiter, oder?) ganz persönlicher Wunsch war, soweit ich mich erinnern kann, niemals der, nach etwas zu klingen, was es noch nie gegeben hat - das war in den 60er Jahren und früher (noch bevor es eigentliche Synthesizer gab) die Zielrichtung von Musikern wie Stockhausen etc. - aber sobald der Synthesizer erfunden war und in die Finger von traditionelleren Musikern kam (von Carlos bis Emerson), war der Wunsch der meisten Musikschaffenden (mutmaße ich mal) vielmehr, diesen neuartigen Grundsound in die gewohnte Musik zu integrieren und damit Orgeln, Streicher, Bläser und den "Moooooog!"-Sound zu erzeugen.
Jedes Klavier möchte wie ein Klavier klingen, jede Flöte wie eine Flöte - nur von Synthesizern und Synthesist:innen wird bis heute erwartet, stets und ständig unerhörtes Neues zu schaffen.
Wer das mag, mag's mögen - aber nicht mit mir!
Das meiste der Sounds, deren Zielrichtung nach über 70 Jahren immer noch die unerforschte Zukunft ist, mag ich persönlich einfach nicht besonders gerne hören (klar, Hörgewohnheiten eines traditionalistischen alten Sacks - mach was dran...).
"Experimentelle" Sounds und die daraus resultierende Musik lösen bei mir oft die interne Frage aus: "Warum macht ihr eure Experimente nicht einfach zu Hause und spielt uns nur die Ergebnisse der geglückten Experimente vor?"
Noise um des Noises Willen oder Drones, weil jemandem keine Melodien einfallen (
Vorsicht, Feinstrom, jetzt fängst DU an, Geschichten zu erzählen!), fassen mich einfach nicht an, und erst recht nicht das immer gleich individuelle Tröt und Knatter (diesen Fachterminus erfunden zu haben, kann ich mich leider nicht rühmen) aus vielen Euroracksystemen - gib mir einen Streicherteppich, eine Pluckersequenz und ein Moogsolo, und ich bin auf bekanntem Terrain und fühl mich wohl. Und auch diese Musiker wollen doch auch mal was Neues vor der Nase haben, da ist doch gegen e7 oder NINA schwerlich etwas zu sagen, oder?
Der Sound von heute ist die Folge einer Entwicklung. Zurückzugehen zu einer Zeit, die man besser fand, ist nur logisch, um sich von da aus weiterzuentwickeln.
Das kann ich reinen Herzens unterschreiben.
Meine Meinung:
Synthesizer werden gerade in jüngster Zeit in einer Form weiterentwickelt, dass es einem schwummrig werden möchte (Näheres habe ich einige Seiten vorher bechrieben) - wer da von Stillstand und Steinzeit redet, hat ganz offensichtlich andere, sehr spezielle (und vor allem vermutlich unerfüllbare) Vorstellungen und Ansprüche als ich...
Schöne Grüße
Bert