Die sieben Todsünden der Elektronischen Musik

dotterl schrieb:
Elektronische Musik per se ist nicht Scheiße, kann gar nicht scheiße sein. Egal ob im Bereich der U- oder E-Musik, Schmuckstücke und Müll gibts auf allen Seiten, was dann aber am Musiker liegt. Die Gattung als solche ist ganz ok und vielleicht läßt sich von uns Musikern noch einiges damit machen.
Vielleicht weniger um den Definitionskram kümmern, sondern Musik MACHEN.
Natürlich hat die elektronische Musik die Bezeichnung "Scheiße" nicht für sich gepachtet. Schrott gibt es von allen Seiten, aber heute ist jeder der sich eine dieser Groove-Boxen leisten kann und das Teil anzuschmeißen kann, wohl im Glauben er würde etwas besonderes "produzieren". Das ist das Problem, die Leute würden jämmerlich an dem Versuch scheitern mal auf einer Klampfe etwas zu spielen, aber durch die Technik glauben sie immer noch sie würden etwas gescheites fabrizieren. Das sind doch Sklaven der Maschinen, denn nicht die Idee steht im Vordergrund die auf ihre Umsetzung wartet, sondern sie lassen sich von den Möglichkeiten dessen was ihre Geräte im Stande sind zu leisten leiten. Für mich heißt es elektronische Musik zu machen, dass ich mich von meinen Ideen leiten lasse und nicht von meinem Besitz. Die Möglichkeit hat doch eigentlich fast jeder. Klar, wenn man nur in Gear denkt, dann ist das wohl schwierig.
 
Natürlich lasse ich mich nur von meinen Ideen leiten. Mag ja sein das anderen anders ist, das aber interessiert mich nun herzlich wenig. Für mich zählt nur das ich meinem Anspruch gerecht werden, alles andere ist nicht wirklich wichtig für mich.
 
Ach so, dann habe ich das falsch verstanden, macht ja nichts. Bei mir war das früher eben so das die Möglichkeiten der Technik sich total auf die Ideen ausgewirkt haben, also im negativen Sinne das manches nicht annähernd so umsetzbar war wie ich mir das vorgestellt habe und ich zu viele Kompromisse eingehen musste und schlussendlich von der Idee nicht viel übrig blieb und das habe ich bei anderen eben auch beobachtet. Heute liegt es nur an mir, wenn ich eine Idee nicht umgesetzt bekomme. Darauf zu schließen das es bei anderen genauso ist, war sicher ein Fehler von mir.
 
Elektrokamerad schrieb:
Bitte die letzten 2 Zeilen meines Beitrags lesen, verstehen und anwenden.

Die ÖR haben etwas gegen *nix Betriebssysteme? Wo ist das Problem das die Anstalt das selbst als MP3 ins Netz stellt? Oder wenigstens als Audiostream? Das die das immer so kompliziert machen müßen...*kopfschüttel*. Die sollten sich an die "Get out of the way" Maxime von Google halten.
 
Während der Sendung kannst du diese per Audiostream hören und mit einem geeigneten Zusatz in deinem Rechner plattformunabhänig aufzeichnen.
Die weitere Zurverfügungstellung per MP3-Download verstösst lt. Mitteilung des Redakteurs an mich (weiter vorne habe ich aus der E-Mail an mich zitiert) gegen das Urheberrecht, was der Redakteur selber bedauert.
 
Ok, den Stream Knopf hab ich gefunden. Schade das die Anstalt das nicht selbst als Podcast anbietet im nachhinein. Ich hörs mir gerne an. Vielleicht lerne ich ja noch etwas dazu. ;-)
 
Elektrokamerad schrieb:
Elektrokamerad schrieb:
Ich habe gerade mal eine E-Mail an den verantwortlichen Redakteur verfasst.

Antwort

... leider nein. Der Grund ist, dass unsere Sendungen - im Unterschied zu den Eigen-Produktionen des SAK* - urheberrechtlich gebundene Musik enthält. Damit ist die Gegenwartsmusik leider wieder einmal bestraft.

*Studio für Akustische Kunst (ich hatte das bei meiner Anfrage als Beispiel genannt)

Ich kann es dir gerne per Post zuschicken. Bitte Adresse per PN.
 
Elektrokamerad schrieb:
Der Begriff "Geräusch" ist definiert.
http://www.elektropolis.de/ssb_story_eimert.htm

Eine Kollage ist sicherlich etwas anderes als eine Komposition, bei der Teile nicht einfach beziehungslos neben einander stehen, sondern sich ein Klang kompositorisch gestaltet aus dem anderen entwickelt, ganz so wie es nur in der Elektronischen Musik möglich ist.
http://www.elektropolis.de/ssb_story_stockhausen.htm

Zum guten Schluß noch der hier:
http://www.elektropolis.de/ssb_story_bruen.htm

Damit sollte alles gesagt sein. Ob es nun verstanden wird, liegt nicht in meinem Einflussbereich.

Danke dafür und vor allem für die Hörbeispiele. "Atomzeitalter"...großartig!
 
So weit ich mich erinnere, hatte ich die folgenden Links schon einmal gepostet, erlaube mir aber dennoch, in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinzuweisen.

electronic_panorama.jpg


http://www.earlabs.org/label/LC/LC012a.htm
http://www.earlabs.org/label/LC/LC012b.htm
http://www.earlabs.org/label/LC/LC012c.htm
http://www.earlabs.org/label/LC/LC012d.htm
 
Illya F. schrieb:
Also sage doch mal anhand eines Beispiels was du da genau meinst,

Für den Zufall war ein entsprechendes Werk in der Sendung vertreten, das Music Concrete Beispiel klang für mich allerdings auch so. Zufall als Kern des Kompositionsprozesses funktioniert m.E. nur wenn wirklich man zusammenhangloses (hirnlos im engeren Sinne) Zeugs machen will. Je nach Bereitschaft der Hörer einen Rohrschachtest zu machen und der gewählten formalen Umsetzung in die Töne, kommt man damit mehr oder weniger durch. (Im Pop übrigens am schlechtesten, das klingt schlimmer als Bohlen, Jazz-artige Hintergrunddudel-Musik kann den Laien täuschen, und im Avantgarde-Bereich schafft man es damit ja offensichtlich bis in die Regale ambitionierter Musikhörer. )
 
Zufall als Kern ist sicherlich schwierig, also bei Tonfolgen und nicht als Modulation, kommt aber auch darauf an was man anstrebt. Wobei, man kann sich, z.B. mit Reaktor, auch Table basteln die man mit entsprechenden Werten füttert und diesen dann zufallsgesteuert auslesen, ist dann wie ein Step-Sequenzer wo man die eingestellten Werte zufallällig ausliest. Wie gesagt, es kommt darauf an was man anstrebt und für meine Klanginstallations-Teile, welche mir als Hintergrundberieselung dienen (Musik würde ich das nicht nennen) funktioniert das bis jetzt so einigermaßen, denn es ist ja nichts wo man sich hinsetzten soll und sich das gezielt anhören muss/sollte wie bei Musik.
Ich versuche es mit elektronischen Klängen so hin zu bekommen, dass man eben nicht genervt ist wie bei einem tropfenden Wasserhahn, sondern mehr so wie bei einem kleinen Bach, der leise vor sich hin plätschert. Ich experimentiere da ja noch. Letztens hatte ich an der Spüle in der Küche den Wasserfluss aus dem Hahn so eingestellt, dass im Ausguss ein glucksen entstand das einerseits recht zufällig war, aber andererseits auch recht rhythmisch. Eventuell benutze ich so etwas mal als modulations, bzw. trigger Signal, oder baue mir ähnliches in Reaktor aus Seq. und LFO's nach.
 
In dieser Diskussion, die sich auf die Sendung des WDR3-Hörfunkprogamms bezieht, geht es bekanntlich um "Neue Musik". Beim Stöbern im Netz bin ich auf den folgenden Artikel gestoßen http://de.wikipedia.org/wiki/Aleatorik, der sich mit dem Zufall in der Neuen Musik geschäftigt.
 
Elektrokamerad schrieb:
Beim Stöbern im Netz bin ich auf den folgenden Artikel gestoßen http://de.wikipedia.org/wiki/Aleatorik, der sich mit dem Zufall in der Neuen Musik geschäftigt.
Zufall in der Musik ist nicht mein Ding. Klar irgend etwas müssen ja all die Mathematiker, Blaiker und "Nichtmusiker" erfinden. Wenn die Musik einen nicht wegbeamen kann, was soll ich damit? Zufallsmusik? Dann höre ich mir die Natur an...
 
Sieh es nur als EINE Möglichkeit von ausgelatschten Pfaden abzukommen.

Gegen einen freiwillig eingelegten musikfreien Tag ist nichts einzuwenden.
 
So, heute gibts Nummer2.
Mit der Aufnahme hat super geklappt - mal schaun, ob ich alle Teile zusammen bekomme.
Genug Material für die nächste Urlaubs/Bahnfahrt 8)
 
TonE schrieb:
Zufall in der Musik ist nicht mein Ding. Klar irgend etwas müssen ja all die Mathematiker, Blaiker und "Nichtmusiker" erfinden. Wenn die Musik einen nicht wegbeamen kann, was soll ich damit? Zufallsmusik? Dann höre ich mir die Natur an...

Live gespielte Zufallsmusik oder auch Improvisation genannt, kann sehr aufregend sein und einen total wegbeamen. Das erfordert allerdings auch Offenheit vom Hörer. Der muß sich auf die vielleicht erst einmal ungewohnten Klänge nämlich auch einlassen wollen.
 
Stockhausen hat eine Menge über Improvisation, Intuition, Entdecken, Erfinden, Determination und Zufall geschrieben. Wer Interesse hat, kann ja entsprechend recherchieren und sich das dann durchlesen.
 
Zufall ist in der Musik noch lange nicht gleich Zufall.

Zufall bei Cage ist etwas ganz anderes als Zufall bei Boulez oder Stockhausen.
(Cage und Boulez haben sich sogar seinerzeit darüber zerstritten. Beide wollten zwar den Zufall in die Musik integrieren, warfen sich aber gegenseitig vor, dass die Art von Zufall des jeweils anderen nichts wert sei.)

Und all dies hat mit Zufällen beim Improvisieren wiederum nichts zu tun.
 
Fetz schrieb:
Monokit schrieb:
Live gespielte Zufallsmusik oder auch Improvisation genannt,
Improvisation ist doch kein Zufall.

Genau genommen hast du wahrscheinlich recht. Aber beim Improvisieren, ist Beginn,das Fortfahren und Ende nicht vorherzusehen. Oder aber auch Klangbeginn,verlauf und ende. Vor allem wenn Zufallsgeneratoren in den Klangverlauf eingreifen.

Aber was weiß ich schon. Ich bin nur ein Mensch der zufälligerweise Musik macht.
 
DamDuram schrieb:
improvisation ist also nichts anderes als die blitzartige umsetzung nur wenige millisekunden vor dem betätigen des instruments erlangter ideen, überlegungen

Dann wäre der Unterschied zwischen Improvisation und Komposition "nur" der Faktor Zeit?
 
DamDuram schrieb:
nur ahnungslose meinen,

Wie ich schon sagte. Ich hab keine Ahnung. Vermutlich oszilliere ich als Spieler zwischen den drei beschriebenen, wobei es meiner Ansicht nach einen Unterschied macht, welches Instrument man spielt.
Bei den klassischen Holz-, Blechbläsern, Blockflöten, Klavier und Piano, Gitarren Instrumenten ist es mit Zufallsgeneratoren eher Essig. Aber so ein Synthesizer, mit S+H Generator, Arpeggiator (1 - x), zahlreichen Modulations- sowie Knöpfen, die das Klanggeschehen beeinflussen können, ermöglicht einem als Spieler den Zufall in die Improvisation zu integrieren. Arbeit man gleichzeitig mit mehreren Synthesizern im Midiverbund, so vergrößert sich die Möglichkeit, das sich durch Zufall, aufgrund einer Reglerbewegung an einem Synth, an einem zweiten, der über Midi angeschlossen ist, der komplette Klang ändern könnte...aus Versehen, ohne Absicht, weil etwas bei den Einstelllungen vergessen wurde (Filterung der Controller Informationen beim Midi Setup etc.), wenn man so will...aus Zufall. Mir passiert das gelegentlich.
Oder ich drehe an den Einstellungen des Synthesizers, ohne nachzudenken, wahllos. Das Ergebnis ist auch zufällig.
Auch das gehört für mich zur Improvisation. Insofern möchte ich für mich den Zufall nicht aus der Improvisation verbannen, ist sie IMHO doch ein wichtiger Bestandteil.
Neben dem wichtigsten. Dem Gefühl. Den ohne Gefühl gespielte Musik, klingt zwar gut (vielleicht), aber nicht sehr gut.
 
DamDuram schrieb:
damit ist dein "nur" raus.

Für MICH kam ich auf diese Definition: Improvisation ist das, worüber ich mir nicht (bewußt!)
Gedanken mache.*
Komposition ist das, wo Du Dir bewußt über Struktur etc. Gedanken machst.

* da unbewußter Vorgang: es wird auf "Schubladen"/Erfahrungswerte unterbewußt zugegriffen. So ne
Art neurologische Interpolation.
 
Darf ich vielleicht an diesem Punkt einmal lenkend in die interessante Diskussion eingreifen? In dem Musikbeispiel aus der Sendung vom 21. April ging es um die sogenannte "Neue Musik" und um die kompositorische Anwendung von Zufall in einer elektronischen Komposition. Das Thema Improvisation und Zufall ist sicherlich auch im Zusammenhang mit Live-Elektronik (Sendung heute ab 23:05), aber auch in der Musik fern ab des erwähnten Genres interessant, führt jedoch ohne ausdrückliche Differenzierung zu Missverständnissen und wenig Klarheit. Ich empfehle daher - bei aller Offenheit für eine breit geführte Diskussion - in diesem Thread bei der der Sendung zugrunde liegenden Musik zu bleiben und bei Bedarf ein weiteres Thema mit einer klaren inhaltlichen Beschreibung zu eröffnen.
 
Monokit schrieb:
Insofern möchte ich für mich den Zufall nicht aus der Improvisation verbannen, ist sie IMHO doch ein wichtiger Bestandteil.

Deswegen sage ich ja, dass wir erst mal die verschiedenen Arten von Zufall unterscheiden müssen, sonst ist die Diskussion auf lange Sicht nicht sinnvoll.
Der Zufall, von dem oben die Rede war, ist nämlich komponierter Zufall.
Und da kann man dann auch wieder unterscheiden hinsichtlich des Indeterminationsgrads der dem eigentlichen Kompositionsvorgang nachgeordneten Partitur.
Oder mit anderen Worten: es gibt mit Zufallsoperationen komponierte Musik, bei der der Interpret sehr viel Freiheiten hat und solche, wo er praktisch keine Freiheiten hat.
 


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