Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen und ich verkneifen mir jeglichen Kommentar.
Wenn Du Dir wirklich jeglichen Kommentar hättest verkneifen wollen, so hättest du dies nicht geschrieben. Ich habe lange überlegt, ob ich darauf eingehen soll. Ich tue es nun, um zu erklären, wie ich meine Bemerkung gemeint habe, die ja doch etwas unpräzise und polemisch formuliert war.
Uns allen ist klar, denke ich, dass die Beatles ihre Aufnahmen nach bestem Wissen und Gewissen für das Medium "Schallplatte" gemacht haben, da das Medium "CD" noch nicht existierte. George Martin gibt in seiner Autobiographie diesbezüglich einige interessante Einblicke.
- Die Band war bis zum "White Album" immer nur bei den Mono-Abmischungen anwesend, die Stereo-Versionen blieben den Toningenieuren und George Martin überlassen, da sie für die Zielgruppe und die Beatles selbst praktisch keine Rolle spielten. (Junge Leute damals hatten selten Zugang zu Stereo-Anlagen und sowieso war es kaum möglich, aus den vier Spuren, die nur zur Verfügung standen, vernünftige Stereo-Abmischungen herzustellen.) Bereits beim White Album kam auf einigen Stücken aber die neue 8-Spur-Maschine zum Einsatz, die die Perspektive dann nachhaltig veränderte.
- Die Tonband-Aufnahmen wurden danach für die Herstellung der Master-Folie weiterverarbeitet. Martin hebt hervor, dass er sich immer die Mühe machte, beim Schnitt der Master anwesend zu sein, um zu erreichen, dass die Beatles-Platten so laut wie möglich sein würden, weil er sicher war, dass "lauter" als "besser" empfunden werden würde.
- Analogtechnik unterscheidet sich von Digitaltechnik grundsätzlich darin, dass es keine feste Begrenzung der Dynamik nach oben gibt. Wenn man die analogen Prozesse "überfährt", geraten sie zunächst in die Sättigung, später kommt es zu Verzerrungen, aber es gibt keine feste Obergrenze wie bei digitalen Medien.
- Die Übertragung alter Analog-Aufnahmen auf digitale Tonträger ist daher problematisch, da sie entweder mit einem Verlust an Lautheit einhergeht oder mit einer Verfälschung des Original-Klangs durch nachträgliche Über-Kompression bzw. Pegel-Anpassung mit adaptiven Limitern (vereinfacht gesagt). Daher taten sich die Beatles auch lange Zeit so schwer mit einer Veröffentlichung ihres Werks auf CD, das bekanntermaßen erst relativ spät Ende der 80er-Jahre erfolgte. Martin sagte damals, es sei eben nicht so einfach, dass man nur die analogen Bänder digitalisieren müsse und damit sei die Arbeit dann getan. Das Ergebnis gilt bis heute als unbefriedigend - daher ja auch die diversen Ansätze, die Aufnahmen zu remastern oder zu remixen.
- Was nun die Beatles-Aufnahmen speziell angeht, so sind für alle LPs bis einschließlich des "White Albums" die Mono-Vinyl-Ausgaben von 2014 das, was am nächsten an das heran kommt, wie diese Aufnahmen ursprünglich einmal gedacht waren. Sie sind direkt vom Analogband für den Master-Cut aufbereitet. Die Box wurde damals sogar mit einem speziellen Mono-Tonabnehmer für Plattenspieler verkauft, um wirklich alle Elemente der Signalkette so authentisch wie möglich zu halten. [Zum Vergleich: Das Stereo-CD-Box-Set aus dieser Zeit ist um 4 dB in der Dynamik angehoben, das Mono-CD-Box-Set enthält mehr oder weniger unbearbeitete Digitalisierungen der analogen Masterbänder - ohne den letzten Schritt des Vinyl-Cuts. Das ist beides so einfach nicht "originalgetreu".]