Bluescreen schrieb:
Natürlich, aber wer kauft sich denn eine Zeitschrift um sowas zu lesen ?
Testberichte müssen m.E. spannend, polarisierend, kurzweilig zu lesen sein. Objektiv meinetwegen auch, aber das darf weiter hinten in der Prioritätenliste stehen.
Das sehe ich auch so, allerdings ist das nur
eine Option, dem Dilemma zu begegnen. Man kann machen was man will, es führt halt zur Erkenntnis, dass der konventionelle Test in die Jahre gekommen ist. Diese Featuremonster stellen einen Autoren dermaßen auf die Probe, dass alleine sich einen Überblick zu verschaffen ungleich mehr Zeit in Anspruch nimmt, als noch Mitte der 90er. Parallel dazu wird mehr Output verlangt, also Audioproduktion und die eventuell mit Vorgabe, Genrespektren o.ä. zu berücksichtigen, sowie einen Schreibstil zu haben, der nahezu redigierresistent und dennoch gekonnt journalistisch und unter Umständen noch auf eine Weise litararisch oder dokumentarisch sein soll. Das ganze Werk steht im Kontext eines Inhalts mit klar definiertem Verfallsdatum, einer verglichen mit früher geringerer zur Verfügung stehender Seitenzahl pro Test sowie einem, mit Verlaub, durchschnittlichem Autorenhonorar für all das.
Kurz: Hier lauert die Aufgabe Quadratur des Kreises. Erschwerend kommt dazu, dass das Internet nun wirklich in Sachen Informationsgeschwindigkeit und wegen der Text- und Meinungsdynamik in User-Foren letztlich die Nase vorn hat und quasi kostenlos in der Welt existiert. Vor allem das in den Foren publizierte Bild der tatsächlichen Instrumentenbenutzer stellt einen Autoren ja geradezu in eine schwache Ecke. Im Prinzip ist die Position des Testautoren heutzutage total angreifbar geworden und das stellt diese traditionellen Testberichte völlig in Frage. Ein Test soll institutionell erscheinen, und das tut er nicht, wenn man ihn verteidigen muss oder resistent gegenüber sachlicher Detailkritik daran ist.
Bin ja selber nicht ganz ungeübt in Krisensituationen als eigener Unternehmer. So sehe ich doch die Gefahr in den Medien, Nebenschauplätze zu eröffnen, nur um das klare Problemthema nicht berühren zu müssen. Auch Neo sieht das als Sturm im Wasserglas und man hat nunmal seine Intuition für solche Sachen. Denn die pure Sache selber ist noch immer nicht in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt, was diesem Eindruck Neos und mir irgendwie recht gibt.