Die Urheberrechtsreform habt ihr m.E. suboptimal besprochen. Ein paar Fakten: Das Urheberrecht gibt es bei uns seit 1901, hauptsächlich auf Betreiben der Komponisten von "Tonwerken". Seither wurde es an jede neue technische Verbreitungsform angepasst, da jede Verbreitungsform neue Fragen der Wahrnehmungsmöglichkeit, der Erfassung von Aufführungen und der Verteilung der daraus resultierenden Erträge mit sich brachten. Dass das Internet die weltweite Erfassung von Aufführungen, von Nutzung und Verbreitung von Werken und die Verteilung der Erträge in einem noch nie dagewesenen Maß verändert, und neue gesetzliche Regeln erfordert, werden auch Dean und Moogu wohl kaum bestreiten können. Wozu die Aufregung? Das ist keine "politische" Reform, sondern eine Reform der Verwaltungsbürokratie. Der normale "User" wird davon überhaupt nichts mitbekommen, es sei denn, er ist Blogger und bedient sich eifrig fremden geistigen Eigentums. Es ging bei der Anpassung des Urheberrechts schlicht um den Schutz des geistigen Eigentums der Kreativen, die darauf angewiesen sind, Geld mit dem zu erwerben, was sie produzieren, seien das Bücher, Musik, Filme und alles Mögliche, das Grundlage der menschlichen Kultur ist. Diese Produkte werden heute anders vertrieben als früher. Das Internet ist eine komplexe Übermittlungsplattform. Ich kann nicht erkennen, weshalb eine Neuentwicklung der Übermittlungstechnik dazu führen kann, dass die übermittelten Inhalte auf einmal kostenlos sein sollen. Wer wäre bei Ablösung des Tante-Emma-Ladens durch Supermärkte auf die Idee gekommen, dass die Waren dort für alle kostenlos sind? Ich möchte Moogu empfehlen, diese nackten ökonomischen Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen, statt von deren Postfaktizität zu schwafeln (ich paraphrasiere). Die Relevanz ökonomischer Tatsachen wird Moogu spätestens dann erkennen, wenn Hans Thomann zum zweiten Mal hintereinander kein Autorenhonorar zahlt. Ich verstehe wirklich nicht, was falsch daran ist, dass Menschen, die ein urheberrechtlich geschütztes Werk erschaffen haben, es nicht mehr akzeptieren wollen, dass Hinz und Kunz damit im Netz hausieren gehen und selbst damit Geld verdienen - ohne dem Rechteinhaber davon etwas abzugeben oder ihn für seine Arbeit zu entlohnen. Geht Dean für ein warmes Mittagessen oder feuchten Händedruck arbeiten? Wohl kaum. Warum sollen das andere dann tun? Nur weil an der Kasse gerade niemand sitzt, kann man seinen Einkauf nicht einfach so mitnehmen. Das ist Diebstahl. Wenn man geschützte Werke nicht sicher vor unerlaubter Weiterverbreitung oder Kopieren effektiv schützen kann, muss man dafür sorgen, dass ein Werk gar nicht erst über die einschlägigen Wege verbreitet werden kann. Der Fehler der Sendung war, dass niemand von euch die Position der Befürworter der Urheberrechtsreform vertrat. Ihr müsst künftig Pro- und Kontra-Argumente besser abbilden. In Fällen, in denen ihr derselben Meinung seid, muss einer von euch den Advocatus Diaboli spielen. So was gehört im Vorfeld von Sendungen abgeklärt. Redaktionell ist definitiv noch Luft nach oben. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich an der Sendung teilgenommen hätte.