[Banaus' in da house!] Was ist eigentlich so toll am Juno-60?

Pepe

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Auf der Beliebtheitstreppe in diesem Forum werde ich mit diesem Posting möglicherweise mehrere Stufen nach unten poltern. Trotzdem:


Ich habe aktuell den Roland Juno-60 eines verstorbenen lokalen Musikers (mit Können und Expertise auf hohem Niveau) zur Inspektion und Wartung da. Gerade eben habe ich ihn mal angeschlossen und ausprobiert.

Es war mir im Vorhinein klar, dass die Möglichkeiten eines Juno-60 sehr überschaubar sind. Es ist ein einfach aufgebauter Synthesizer mit einem übersichtlichen Angebot an Funktionen. Trotzdem werden der Synthesizer und der eingebaute Chorus ja allerorts über den Grünen Klee gelobt. Da ich ihn bisher noch nie unter den Fingern hatte, bin ich also mit sehr hohen Erwartungen ans Ausprobieren gegangen.

Und nun sitze ich hier und überlege, wie ich es galant formulieren soll, was ich da zu hören bekam. @Jörg hatte das hier schon mal vor Jahren ganz ähnlich beschrieben, wie ich über das Instrument denke. Der Juno-60 lässt mich durch und durch unbeeindruckt zurück.

Nun gut, das mir vorliegende Instrument hätte bereits vor mindestens zehn Jahren mal in die Werkstatt oder zu mir zur Pflege gehen müssen. Die Fader sind verbogen, alles kratzt und knistert bei Bewegung und die Tastenkontakte haben auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Trotzdem kann ich den oft so hervorgehobenen "organischen" Klang nicht fühlen. Das Filter ist für mich zu zahm. Es wird ja oft gesagt, der Juno-60 sei ein reiner sweet spot. Das mag ja sein. Aber begeistern tut mich das ganz und gar nicht. Wenn ich meinen KORG Trident mit einem analogen Chorus dahinter spiele, klingt das für mich deutlich organischer als dieser Roland.


So, und jetzt kommt ihr mit den Tomaten und Eiern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Er klingt dank Chorus und eher basslastiger Abstimmung schnell breit und fett, ausserdem ist er einfach zu programmieren und liefert mehr oder weniger alle Standardsounds. Ich hab einen Juno 60 und auch das TAL-U-NO-LX Plugin, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Verkaufe den Juno 60 trotzdem nicht, weil der für Jam Sessions doch recht praktisch ist. Aber im Grunde ist es ein ziemlich banaler Synthesizer, er hat ja nicht mal einen zweiten, unabhängigen Oszillator..
 
Ich finde das der hervorragend klingt, auch ohne den Chorus. Der macht einfach wunderschöne Bässe und Flächen.

Das Filter ist für mich zu zahm.
deswegen klingt er ja so rund

Aber begeistern tut mich das ganz und gar nicht.
Und? Normal oder?

Hat halt jeder so seine Präferenzen. Ich find z.B: den Sound des Hydrasynth nicht gut... dafür werd ich hier sicher auch gelyncht.
 
Ich habe vor ein paar Tagen im Synthorama den Juno 6 direkt gegen den Juno 106 vergleichen können. Da sind keine relevanten Unterschiede, das Unisono vielleicht, welches am 106 echt mies ist. Sonst nichts spezielles, aktuelle Polysynths können da viel mehr. Aber der Roland Juno Sound ist halt 80er Jahre all over. Das bekommt man so nur genau dort.
 
Dass der Juno "organisch" klingt, behauptet keiner. Ich finde, dass er geradezu prototypisch nach "Synthesizer" klingt.

Und wo er definitiv nichts mit zu präsentieren hat (und ggf will), das ist mit weit offenem Filter. Das ist das gleiche wie beim Polysix.
Aber offenes Filter ist sowieso was für Sound-Anfänger.

Die wahre Macht zeigt er als Bass mit wenig Envelope-Modulation, ADR Hüllkurve, auf dem relativ weit geschlossenen Filter, keine oder kaum Resonanz. Einfach C D F G mit Arpeggio drücken, von einer TR-606 auf die 16tel 1,4,7,9,12,15 triggern lassen, feddich.

Und ein zweiter Sound, der ungeschlagen ist: Pulswelle, kein Subosc, PWM vom Envelope auf Maximum, Cutoff bei bestefalls 1/3, keine Resonanz, Filter-Envelopemodulation bei 1/3.
Kenne ich von keinem anderen Synth.


Noch zwei Beispiele für Juno (beide schon öfters hier gepostet):

Die kontinuierlichen Chords hinter dem Wurlitzer sind Juno, die vermeintliche Dynamik ist einfach LFO-Modulation auf dem Filter.


Nur Juno Arpeggio mit eine Drummaschine.
 
Vielleciht spielt auch der Preis ne Rolle? Anno 2005 hab ich meinen für ca 300€ gekauft. Dafür hatte man ne wirklich gutklingenden Synth. Heutzutage werden bei reverb Preise zwischen 3-6000€ aufgerufen. Das ist einfach Quatsch.
Da kann man sich ruhig die Boutique version kaufen. Klingt sehr ähnlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist doch ganz einfach. Die alten Junos sind einfache Synths für einfache Sounds, die schnell eingestellt sind und für ganz viele Zwecke schlicht und einfach funktionieren. Bässe, Arps und Flächen für Elektro aller Art in etwa. Wobei ich bei meinen Junos allermeistens den Chorus ausmachte. Das Filter kann super schön klingeln. Außerdem steht der Juno wie ein "richtiger" Synth da. Mit Gewicht, Platz und ordentlich Gehäuse. Nach knapp 20 Jahren habe ich meine Junos aber verkauft. Konnte sie einfach nicht mehr hören.

Das allergrößte Manko ist für mich eher, daß es kein Velocity auf Filter gibt. (wie auch bei den meisten Vintagesynths halt auch) Deswegen hab ich da lieber ein Plugin wie das von TAL. Velocity auf Filter und dann mit einem Stepsequencer ein Filterpattern gemalt. Resonanz ziemlich hoch und Filter harmonisch gestimmt. Solche Sounds hätte man einem Juno sonst gar nicht zugetraut.

Meinen Juno6 habe ich für etwa 400 DM gekauft, wenn ich mich recht entsinne, den 106 für etwas mehr.
 
Tatsächlich kann ich aber auch verstehen, wenn man mit dem typischen Junosound nichts anfangen kann.
 
Technische Argumentation Hin oder her, das einzige was hier aus meiner Sicht eine Rolle spielt, ist, dass es sich dabei um romantisch verklärte Geräte der 80er handelt. Also Werkzeuge mit denen Musikgeschichte geschrieben wurde als noch Musikgeschichte zu schreiben war. Das Gros der Protagonisten lebt noch, auch die Bewunderer der Protagonisten leben und tragen nat. Ihre Bewunderung weiter.

Der psychologische Faktor ist da aus meiner Sicht ein deutlich größerer als der technisch beweisbare. Sweetspot-Synth? Ja klar, weil er nicht so viel zu Verstellen hatte und damals darauf Synthese "gelernt" wurde.

Ich ertappe mich auch immer wieder dabei wie ich mich nach den Teilen umschaue. Nicht dass mein Polybrute das nicht können würde, dennoch finde ich die Dinger gut. Ich finde aber auch alte 911er gut, Omega Moonwatches, Technics 1210er und Rimowa-Koffer und Eames Lounge Chairs. Ikonen eben. Mit Rationalität ist es da oft nicht weit her.
 
Der Juno60 war mein erster Synth. Er steht jetzt schon länger ungenutzt herum. Ich weiß was er kann und was er nicht kann.
Mit ein bisschen Geduld (+FX?) sind natürlich auch Klänge jenseits der Stanardklänge möglich. Grundsätzlich ist sein Klang im Mix „durchsetzungsfähig“ ohne Kompressor o.ä.. Er ist einfach sehr schnell „am Start“ und unterstützt somit die Umsetzung der musikalischen Idee.
Seine Lebenserwartung ist hoch.
Dass er so beliebt ist finde ich schön. Und natürlich leben wir heute im Synthesizer Schlaraffenland und brauchen uns um solche Dinos weiß Gott keinen Kopf zerbrechen.
 
Ich habe den Juno6 mal vor Jahren für kurze Zeit gehabt und außer der wirklich sehr einfachen Bedienung war da nichts, was mich für längere Zeit inspirieren konnte. Ich vermisse diesen auch nicht.
 

Was ist eigentlich so toll am Juno-60?​


Der Chorus, der eigenwillige Arpegiator....Juno 6/60 Wurde viel auf den ersten House/Techno Alben benutzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Finde ich gar nicht. Der Polysix klingt doch mit offenem Filter viel angenehmer als der Juno.
Dafür hat der Juno den besseren Bass.

Lustig übrigens: Ich habe für meinen Prophet 5 Rev 4 weniger ausgegeben als heute für einen Juno 60 aufgerufen wird.
Wenn man intern beim Polysix die Effekte umgeht und das Signal direkt am Voiceboard abgreift klingt er viel druckvolller und lauter als mit den Effekten, die die Dynamik vermindern und zudem auch rauschen.
 
as einzige was hier aus meiner Sicht eine Rolle spielt, ist, dass es sich dabei um romantisch verklärte Geräte der 80er handelt.
Da kann ich nicht zustimmen. Ich war immer Fan des JX-3P und des JP6 und hab den Juno immer ein bisschen verachtet. Dann hab ich eher durch Zufall einen Juno bekommen - das hat mich dann ziemlich bekehrt. Seitdem behaupte ich, dass der Juno der "besser klingende" Synth ist. Auch wenn er weniger Möglichkeiten haben mag.
 
Auf der Beliebtheitstreppe in diesem Forum werde ich mit diesem Posting möglicherweise mehrere Stufen nach unten poltern. Trotzdem:


Ich habe aktuell den Roland Juno-60 eines im letzten Jahr verstorbenen lokalen Musikers (mit Können und Expertise auf hohem Niveau) zur Inspektion und Wartung da. Gerade eben habe ich ihn mal angeschlossen und ausprobiert.

Es war mir im Vorhinein klar, dass die Möglichkeiten eines Juno-60 sehr überschaubar sind. Es ist ein einfach aufgebauter Synthesizer mit einem übersichtlichen Angebot an Funktionen. Trotzdem werden der Synthesizer und der eingebaute Chorus ja allerorts über den Grünen Klee gelobt. Da ich ihn bisher noch nie unter den Fingern hatte, bin ich also mit sehr hohen Erwartungen ans Ausprobieren gegangen.

Und nun sitze ich hier und überlege, wie ich es galant formulieren soll, was ich da zu hören bekam. @Jörg hatte das hier schon mal vor Jahren ganz ähnlich beschrieben, wie ich über das Instrument denke. Der Juno-60 lässt mich durch und durch unbeeindruckt zurück.

Nun gut, das mir vorliegende Instrument hätte bereits vor mindestens zehn Jahren mal in die Werkstatt oder zu mir zur Pflege gehen müssen. Die Fader sind verbogen, alles kratzt und knistert bei Bewegung und die Tastenkontakte haben auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Trotzdem kann ich den oft so hervorgehobenen "organischen" Klang nicht fühlen. Das Filter ist für mich zu zahm. Es wird ja oft gesagt, der Juno-60 sei ein reiner sweet spot. Das mag ja sein. Aber begeistern tut mich das ganz und gar nicht. Wenn ich meinen KORG Trident mit einem analogen Chorus dahinter spiele, klingt das für mich deutlich organischer als dieser Roland.


So, und jetzt kommt ihr mit den Tomaten und Eiern.

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen -- der Juno 60 ist ein netter kleiner Synthesiser, aber in keinster Weise die kultische Verehrung wert, die ihm widerfährt (und damit einhergehend die Preise auf dem Gebrauchtmarkt).

Der einzige sweetspot ist m. E. nur dadurch zu erklären, daß der scope der Möglichkeiten sehr beschränkt ist und man nicht viel falschmachen kann, und ohne Chorus geht da gar nichts.

Er war halt das Konkurrenzmodell zum Polysix (dem ich ebenfalls nichts abgewinnen kann), das für viele Musiker damals erschwinglich war (nur nicht für mich) im Vergleich zu Jupiter 6/8, Prophet 600/5 oder Oberheim OB-Xa.

Ich persönlich würde mich jederzeit für einen JX-3P entscheiden (auch ohne Programmer). Oder gleich -- wie Jörg -- für einen Prophet 5/10 Rev. 4.

Stephen

PS: Wer war denn der Duisburger Musiker? Vielleicht kannte ich ihn ja.
 
Für die heute aufgerufenen Preise (bzw. auch das, was ich für meine Junos bekommen habe), würde ich mir nicht um die Burg einen zulegen. Dafür sehe ich keinen reellen Gegenwert. Wobei wir bei den aufgerufenen Preisen eh wieder bei Mondbasis Alpha 1 liegen und ich mir nicht vorstellen kann, daß das jemand gewillt ist zu bezahlen. Andererseits, jeden Tag steht ein Doofer auf.

Für einen Juno6 in technischem und opischem Bestzustand würde ich vielleicht 700€ zahlen, wenn ich denn unbedingt wieder einen haben wollte. Für einfache "junoartige" Sounds und schnelle Bedienung nehme ich dann zu dem Preis einen Deepmind in neu. Der kann überall etwas mehr. Man darf es dann nur nicht so genau nehmen, denn eines kann der Deepmind nicht, nämlich so klingen wie ein Juno. Kann grob in die Richtung gehen. Aber halt nur als Annäherung. Oder dann halt Software.
 
Ich finde 6 und 60 schon einzigartig in der Kombination der features,
punchy, genau richtige "Klangbreite", von Bass bis Diskant immer pleasing, relativ hoher Wiedererkennungswert, perfekte Mischung aus simpel und nutzvoll, wunderbar im Kontext passend,
nicht zu komplex und nicht zu wertvoll, also perfekt für live, geniale Abstimmung von Osc, Env und Filter

nur hatte ich die beiden Male, als mir einer zugelaufen war, immer das Gefühl, bei mir ist er verkehrt, ich würde ihn meist nur zum Layern nehmen,
andere können ihn viel besser einsetzen. Ich bin da wohl einfach zu wenig "vintage niceness"
 
PS: Wer war denn der Duisburger Musiker? Vielleicht kannte ich ihn ja.
Ich musste gerade erschrocken feststellen, dass derjenige schon vor drei Jahren gestorben war. Mensch, geht die Zeit schnell um! Aber in meinem musikalischen Freundeskreis waren in den letzten Jahren leider so einige ältere Mitstreiter von uns gegangen. Erst Anfang des Jahres ist ein sehr, sehr enger Freund gestorben, da bringt man die Daten schon mal durcheinander.

Im Hintergrund sieht man den komplett verstaubten Juno-60 hochkant stehend.
 
Da kann ich nicht zustimmen. Ich war immer Fan des JX-3P und des JP6 und hab den Juno immer ein bisschen verachtet. Dann hab ich eher durch Zufall einen Juno bekommen - das hat mich dann ziemlich bekehrt. Seitdem behaupte ich, dass der Juno der "besser klingende" Synth ist. Auch wenn er weniger Möglichkeiten haben mag.
Ich hatte ja kürzlich den JX-3P eines anderen Musikerfreundes zu Gast. Das Ding brauchte hinreichend TLC und ein neues Stromkabel. Den JX-3P fand ich deutlich spannender und vom Grundklang her ansprechender als den Juno-60. Meinen eigenen α Juno-2 verorte ich klanglich zwischen diesen beiden, womit ich ganz happy bin.
 

Nicht der, der ich dachte...


Ich kannte ihn nicht persönlich, aber da gab es einige Berührungspunkte zu Leuten (ASH Pelikan, Super Session, Glatter Wahnsinn), die ich wiederum kenne (Georg Mahr, Waldo Karpenkiel, Ludwig Götz).

Im Hintergrund sieht man den komplett verstaubten Juno-60 hochkant stehend.

Die beste Möglichkeit dafür zu sorgen, daß Batteriesäure beim Auslaufen über alle Boards fließt.

Stephen
 


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