Die Frage mag zwar blöd klingen, aber warum gibt es eigentlich so viele Synths die auf subtraktiver Synthese beruhen?
Die subtraktive Synthese, genauer das Prinzip des Filters, ist sehr einfach zu beschreiben: Ein Tiefpaß macht dumpfer, ein Hochpaß dünner, ein Bandpaß beides zusammen, also nasal – und mit Resonanz wird das Ganze schärfer bis es fiept.
Nun sind die Klangverhalten – vor allem etwas dumpfer machen – etwas, das wir ganz grundlegend von akustischen Instrumenten als Reaktion auf mehr Krafteinsatz beim Spielen kennen: Wird ein Instrument leise gespielt, hat der so erzeugte Klang im allgemeinen weniger Obertöne.
Diese grundlegenden Operationen – ausdünnen / abdunkeln – möchte man auch bei andere Synthesemethoden, sei es FM, additiv, sample-basiert, Waveshaping, Granular usw. – anwenden können. Nun kann man versuchen, diese Operationen mit den Mitteln dieser Syntheseverfahren selbst nachzubauen, indem man z.B. entsprechende Makros in FM-Synthesizern vorsieht ("dumpfer" = Pegel aller Modulatoren reduzieren) oder "Pegel der Obertöne mit höheren Ordnungszahlen stärker reduzieren als die Pegel der Obertöne mit niedrigeren Ordnungszahlen" bei additiver Synthese.
Nur klingt das leider nicht so, wie es die werte Kundschaft von klassischen Filtern her kennt, also baut man diese peu à peu auch in Instrumente mit anderen Syntheseverfahren ein.
Kurz gesagt: Die mit subtraktiver Synthese erzielbaren Klangverhalten sind so grundegend, dass ein Verzicht auf diese ähnlich sinnvoll ist wie die Forderung, im Mischpult auf parametrische Equalizer verzichten zu wollen.
Ich meine irgendwann muss der Markt doch mal mit solchen Teilen gesättigt sein. Klar, für die nachwachsende Generation ist das was neues, aber für den Rest der Läute die schon älter sind ist das doch alles nur ein neuer Aufguss des schon bekannten.
Nun ja, diese Behauptung ist auch etwas zu allgemein gehalten:
Zum einen berücksichtigt sie nicht, dass es verschiedene Arten gibt, Filter des gleichen Typs (z.B. Tiefpaß) zu bauen und anzusprechen (Pegel -> Verzerrung), was den ominösen "Klangcharakter" eines Filters zustande kommen lässt, womit dem Feinschmeckerverhalten – "ah ne, mit dem Klang von Moogs Transistorkaskadenfilter kann ich ja nicht so viel anfangen, viel zu ausgelutscht, das Steiner-Parker-Filter hingegen, Alter (wahlweise "Digga"), besonders, wenn ich das so richtig heiß anfahre…" – Tür und Tor geöffnet wird.
Sprich: Mit dem Kaufen oder auch nur Diskutieren der verschiedenen Filterklangcharaktere, die in den verschiedenen, immer wieder auf den Markt geworfenen Instrumenten zum Einsatz kommen, kann der Liebhaber dieser Instrumente zeigen, dass er von der Materie Ahnung hat, denn er lässt Instrument A aufgrund seines lausigen Filter links liegen und erwählt stattdessen Instrument B mit Tschebyscheff-Filter, und jeder, der etwsas Gegenteiliges zu behaupten wagt, ist ein Ignorant erster Güte.
Zum anderen ist das Prinzip der analogen Synthese so einfach, dass es mit überschaubarem Aufwand selbst von Kleinstherstellern oder großen Neueinsteigern in den Markt aufgegriffen werden kann. Und da die subtraktiven Dinger sich immer noch verkaufen (getreu dem Motto: ich wollte schon immer 'nen Minimoog, weil alle anderen auch einen wollen), ist es betriebswirtschaftlich gesehen vergleichsweise risikoloser, noch einen 303-, Juno- oder Moog-Klon auf den Markt zu schmeissen, als der werten Kundschaft erklären zu müssen, warum sie denn nun ihre sauer verdienten Kilo-Euro in ein Instrument mit Skrotum-Synthese versenken sollen.
[Note to self: Zuviel Kaffee morgens führt auch zu nichts.]
Kann auch an mir liegen, aber diesen ganzen subtraktiven Klängen kann ich einfach nichts mehr abgewinnen. (…) Gibt es da nicht irgend einen neuen Stern am Himmel? Mich haut einfach nichts mehr von Hocker, aber das ist dann natürlich mein Problem, ja.
Ganz im Ernst? Sei doch froh, dass sich im Laufe der Jahre Dein Geschmack so weit ausgeprägt hat, dass Du weißt, was Du nicht hören willst. Kann nicht jeder von sich sagen. Insofern: kein "Problem", alles gut, arbeite mit dem, was Du hast.