Neo schrieb:
Jedenfalls werden bis heute von allen Geheimdiensten auf der Welt, hier und da mal unliebsamme Leute zum Schweigen gebracht.
Klar. Ist ja auch manchmal nicht verkehrt, z.B. Eichmann wurde auch vom israelischen Geheimdienst entführt.
Davon abgesehen verstehe ich die Überraschung von Lothar nicht, es handelt sich doch hier um völlig normale Vorgänge, die es im politischen ebenso wie im geschäftlichen und privaten Bereich gibt.
Nehmen wir an, ich will von irgend jemandem ein Auto oder einen Synthesizer kaufen, weiß aber nicht, was von dem Mann zu halten ist. Dann frage ich vielleicht jemanden, der ihn näher kennt nach seiner Einschätzung. Und der sagt mir dann vielleicht: Das ist ein Arschloch, der wird dich nur übers Ohr hauen. Das mag stimmen, das mag nicht stimmen, aber ich habe schon mal eine Information, verhalte mich dadurch womöglich etwas vorsichtiger und hole noch weitere Informationen ein. Aber sicher will derjenige, den ich gefragt habe, nicht seine Meinung über diesen Mann publiziert wissen.
Nicht anders verhält es sich mit diesen Botschafterdepeschen. Da kommt halt ein neuer Minister irgendwo im Ausland und die Regierung will wissen - was ist das für ein Typ, wie sollen wir mit dem umgehen, was kann man von ihm erwarten. Das ist schlicht Verhandlungsvorbereitung.
Übrigens gab es hier in Monschau jahrelang eine Abhöranlage des BND, getarnt als "Bundesamt für Fernmeldestatistik". Ein solches Amt gibt es gar nicht, reine Fantasiebezeichnung. Mit dieser Anlage wurde der Funkverkehr ausländischer Botschaften - vorwiegend derjenigen des Warschauer Pakts während des Kalten Krieges - abgehört. Das war aber mehr oder weniger ein offenes Geheimnis.
Der Vater eines Grundschulfreundes von mir hat da gearbeitet. Konkret wurde aber nie darüber gesprochen - klar, durfte er ja wohl auch nicht. Es hieß immer in der Nachbarschaft: "Der ist beim Funk". Natürlich wusste jeder, dass es irgendwas Geheimes ist, was da abläuft, aber keiner bohrte irgendwie nach.
Oder ein anderes Beispiel - ein guter Freund von mir ging nach dem Abitur zum Auswärtigen Amt. Das heißt, da ist er noch heute. Da tauchte auch irgendwann bei mir ein diskreter Herr auf und stellte Fragen, weil die sich halt auch vom privaten Verhalten und Umfeld des Kandidaten ein Bild machen wollten. Das war aber nicht wirklich geheim. Im Gegenteil mussten ja die Bewerber ein paar Vertrauenspersonen angeben, bei denen man Informationen einholen kann. Ich war also "vorgewarnt" sozusagen. Und es war für meine Begriffe auch ziemlich oberflächlich, schien mehr eine reine Formsache zu sein.