Im Eingangspost vermisse ich die Frage nach dem eigenen Anspruch an die Lyrics und die Zielgruppe, die man eventuell erreichen könnte oder explizit erreichen möchte.
Schreibt man aus Spaß an der Freude, weil man etwas sagen möchte, zu sagen hat oder einfach nur weil man keine rein instrumentale Musik machen möchte? Je zufriedener ich mit den eigenen Ergebnissen bin, umso öfter stelle ich mir solche Grundsatzfragen.
Ab und zu kommt mir die Anfangsszene aus dem Film "I’m Not There" in den Sinn, wo dem Protagonisten sinngemäß gesagt wird, dass das was er macht ziemlich gut, aber nicht wirklich von Bedeutung ist, da er über Belanglosigkeiten singt. Er müsse den Zeitgeist einfangen und darüber reden was die Leute bewegt.
Dass ich kein Dylan bin, ist mir klar. Ich werde auch nie einer sein. Auch kein Morrison, Lennon oder Bowie. Ich bin und bleibe ich. Ein ungebildeter Spinner, mit 'nem Stock im Arsch, der keine Ahnung von der näheren Umgebung, geschweige denn der Welt hat, weshalb er sie nicht in Worte fassen kann. Das zu schreiben tat nicht einmal weh.
Die Ansprüche sind also da, aber gerecht werde ich ihnen nicht. Ob das mit dem Selbstwertgefühl oder den nicht erreichbaren Zielsetzungen zusammenhängt, weiß ich nicht. Vielleicht ist das gar kein Anspruch, sondern nur ein Wunsch, dem man nicht nachgeht, weil der Zug abgefahren ist. Man ist im Alltag gefangen, ist weitestgehend geformt und kann aus seiner Haut nicht raus.
Ich habe mir mal die letzten 34 meiner Songtexte angeschaut. 13, also rund 40% von ihnen, finde ich gut gelungen. Das sind keine Meisterwerke, die besondere Anerkennung verdienen, aber es sind zusammenhängende Geschichten mit Struktur und Aussage. Der Rest ist auch nicht schlecht (die Schlechten habe ich nicht mitgezählt) und lässt sich verwenden, ist aber nicht so aussagekräftig oder ausgefeilt.
Doch keines dieser 34 Werke ist wirklich bedeutungsvoll. Natürlich bedeuten mir die Meisten etwas, weil ich mir was dabei gedacht habe, als ich sie schrieb und es könnte sich auch jemand darin wiedererkennen und ihnen eine eigene Bedeutung zuschreiben, aber das meine ich nicht. Ich meine eher konkrete Sachen wie
Working Class Hero,
The Times They Are Changing oder
This Is Not a Song, It's an Outburst: Or, the Establishment Blues. Das sind sozialkritische Werke, die den Zeitgeist eingefangen haben und somit zeitlos sind.
Es ist ein wenig enttäuschend zu wissen, dass man selbst nicht imstande ist, wenigstens einen solchen Song zu schreiben, aber es ist auch beruhigend, dass man sie auf Festplatte, CD, Stream, Vinyl und nicht zuletzt im Kopf hat.
So viel dazu. =)