Da ich beide schon hier hatte kann ich da vielleicht aushelfen.
der VT-4 hat den Vorteil, ein Desktopgerät zu sein, also Taster statt Fußschalter, zudem hat er einen eingebauten Hall, auch sehr nützlich. Er ist zudem leichter, kann per USB und auch Batterien/Akkus versorgt werden, der V256 braucht immer ein Steckernetzteil. Der VT-4 kann auch als USB Audiointerface benutzt werden, braucht dazu aber einen Treiber. Beim V256 sind die Anschlüsse XLR und Klinke, beim VT-4 hat man hinten eine Kombibuchse für externes Mikrofon, vorne aber zusätzlich noch 2 Miniklinken für Kopfhörer und Mikrofon - wer zB ein Headset mit 2 Miniklinken hat, kann dieses hier anschließen, das ist sehr praktisch. Für die Headsets mit dem 4poligen Miniklinkenstecker (TRRS) gibts Adapter, genau darüber hatte ich mein Sennheiser Headset angeschlossen. Phantomspeisung bieten sie beide.
Beim VT-4 kann man einen externen Carrier einspeisen, allerdings nur über USB. Hier hat der V256 den Vorteil, daß das auch über analoges Audio geht.
Zudem ist auch ein Harmonizer drin (dazu dient der "Key" Drehknopf), und der MIDI Port kann dazu benutzt werden, gespielte Akkorde zu vocoden, was ich hier zusammen mit der MC-707 schon eingesetzt habe. Es gibt auch eine Autotune Funktion - wenn man sowas denn haben will.
Formanten lassen sich, genau wie beim V256, auch einstellen, da heißt der Regler "Gender", ebenso gibts einen Pitch Regler.
Beim Vocoder lassen sich mehrere Modi einstellen: Advanced, VP, Talkbox und Spell Toy. Advanced ist der normale Vocoder-Modus, VP emuliert den VP-330, Talkbox imitiert eine Ebensolche und Spell Toy erzeugt den Effekt dieser alten Sprechhilfen, wie man es von Kraftwerk auf dem Album "Computerwelt" kennt. Zusätzlich gibts noch den Robot Modus, der dann eine monotone Stimme imitiert, und auch einen Megaphon-Modus, der klingt dann so wie Durchsagen im Supermarkt. Diese Modi kann man zum Teil kombinieren.
Auch lassen sich die Effekte Robot, Hamony und Megaphone noch im Detail einstellen, ebenso kann man den Hall auf Echo, Tempo Delay und Dub Echo umschalten - das kann der V256 nicht.
Man hat 4 Speicher für Szenen, in denen man alle gerade getroffenen Einstellungen ablegen kann, also auch Halleinstellung etc. Diese kann man mittels USB Massenspeichermodus sowohl sichern als auch wieder reinladen - das geht beim V256 nicht.
Ich empfehle einfach mal die Handbücher beider Geräte anzusehen. Beim V256 gibts im Gegensatz zum VT-4 keinerlei versteckte Einstellungen über Tastenkombis, alles wird direkt an den Reglern bedient. Ausnahme: Der MIDI Kanal für den Carrier, den muß man über MIDI einstellen, steht normal auf 16. Der V256 ist in einigen Parametern über MIDI CC steuerbar, beim VT-4 weiß ich das gerade nicht, müßte ich nachschauen.
Mein Fazit: Den V256 habe ich wieder verkauft, weil ich ohne viel Schrauben den klassichen 70er Disco Vocodersound haben wollte, was damit nicht so wirklich gut ging. In dieser Hinsicht war Rolands JD-Xi eine Offenbarung, denn da brauchte man nur den Drehknopf auf Vocoder stellen und schon hatte man genau diesen Effekt. Dieser hat auch ein Noisegate drin, genau wie der VT-4, was der V256 nicht besitzt. Dieses muß man allerdings erst einschalten, beim JD-Xi ist es bereits standardmäßig aktiviert.
Der VT-4 zeigte sich anfangs auch eher unwillig, bis ich die Vocoder-Einstellung auf "VP" änderte, und schon hatte ich das was ich wollte. Zusammen mit dem einstellbaren Hall, Harmonizer, den 4 Szenespeichern, dem Formfaktor und den Anschlüssen fürs Headset war das für mich das bessere Gerät. War leider nur leihweise, ich warte grad noch auf eine Gelegenheit, einen günstig abzugereifen, für den ab und zu Effekt muß ich mir den nicht als Neuware hinstellen, zumal ich hier Geräte mit eingebautem Vocoder stehen habe - der VT-4 bietet da allerdings den direkteren Zugriff und ich kann ihn auch live einsetzen.
Wer also den instant Space Disco Effekt haben will (oder Talkbox und Spell Toy, die gibts ja beim V256 nicht), ist meiner Ansicht nach mit dem VT-4 besser bedient, ebenso wenn man mit einem oben genannten Headset arbeiten will. Wer dagegen mit externen Carriern arbeiten und die verwursten will, ist mit dem V256 besser bedient. Einen Kompressor braucht man beim VT-4 auch nicht davorschalten, beim V256 wäre es schon zu empfehlen.
Angefixt hatte mich letztlich auch ein Video von Rachel K Collier, die den VT-4 zusammen mit der MC-707 einsetzt und welches die Möglchkeiten gut zeigt:
https://youtu.be/VakVyUe62Sc
Ebenso die Roland Demo bei Andertons, mit dem klassischen Sound:
https://youtu.be/FPBqGb3RQys
Hier werden die Einstellungen erklärt, die man über Tastenkombis abrufen muß:
https://youtu.be/wpE6buZQY_c