Moogulator schrieb:
Seh ich komplett gegenteilig. IdR bringen Mitmusiker mehr rein als man alleine kann. Wenn das anders ist, haben die Projekte nie lange überlebt. Von anderen kann man schon einiges lernen. Immer. Auch als alter Sack noch. Ich hoffe es kommt ein Posting von Kollege KPR dazu, schätze der sieht das ähnlich.
kpr und Moogu haben natürlich recht; ich persönlich schätze Zusammenarbeiten mit anderen ebenfalls sehr, weil man immer etwas dazulernt bzw. plötzlich Dinge macht, zu denen man alleine nie imstande wäre oder die einem selbst so nie in den Sinn gekommen wären. Zusammenarbeiten erschließen immer neue Horizonte. Das ist natürlich der erstrebenswerte Idealfall und für mich ein Grund, mit anderen zusammenzuarbeiten. Mit dem ziemlich platten Statement oben würde ich einigen Kollegen, mit denen ich in der Vergangenheit sehr schöne musikalische Erlebnisse hatte, Unrecht tun, was nicht in meiner Absicht liegt.
Um die Liste von kpr noch zu ergänzen und meine Aussage näher zu spezifizieren:
Ich dachte mehr an Mitmusiker, die
- lieber große Töne spucken statt große Töne spielen;
- zur maßlosen Selbstüberschätzung neigen, was ihre eigene Relevanz innerhalb des Zusammenarbeitsverbundes -- sowohl musikalisch, als auch persönlich -- angeht;
- die Plots irgendwelcher Fernsehserien besser kennen als die Bedienung ihrer Geräte;
- lieber durch die Republik eiern, um irgendwelchen Sportereignissen zu folgen, als sich um die Fertigstellung von Releases zu kümmern, sich aber groß aus dem Fenster lehnen und lauthals ihr Mitspracherecht einfordern -- und rumzicken, wenn sie es nicht bekommen;
- teure Geräte als Renommierobjekte rumstehen haben, aber keine Anstrengungen unternehmen, diese auch zu erhalten/instandzusetzen, sondern vielmehr rumjammern, wenn mal was kaputtgeht -- dann sind´s im Zweifelsfalle die anderen Schuld, die einem zu diesem oder jenem Gerät geraten haben;
- andere das Risiko tragen lassen, diese für ihr Engagement auch noch verhöhnen, dabei aber ganz schnell auf der Matte stehen, wenn sie Geld, das andere für sie verdient haben, abgreifen können -- und sich womöglich dafür noch nicht einmal bedanken;
- sich ungefragt an gemeinsam erarbeitetem Material bedienen, andere aber öffentlich verunglimpfen, wenn sie sich selbst ungerecht behandelt fühlen;
- andere der Unredlichkeit bezichtigen, ohne sich dabei an die eigene Nase zu packen, die sich z. B. darüber aufregen, daß irgendwelche bösen Russen die eigene Arbeit illegal ins Internet stellen, sich selbst aber irgendwelchen Kram aus dem Netz ziehen, der dort gewiß nicht unter Beachtung aller Urheberrechte gelandet ist;
- lieber hunderte Sampling-CDs von Drittanbietern auf´s Geratewohl durchforsten bzw. Readymades oder Werkspresets im Dutzend abrufen, statt selbst *einmal* kreativ zu werden, das aber selbst für eine grandiose, kreative Meisterleistung halten;
- andere Beteiligte Konzerte an Land ziehen lassen, aber selbst nicht imstande sind, sich entsprechend vorzubereiten, technisch wie musikalisch, ihr Mitwirken und ihren Anteil an der Gage aber ganz selbstverständlich einfordern -- und beleidigt sind, wenn man es wagt, sie auch noch für nicht erbrachte Leistung zu kritisieren;
- glauben, es würde ausreichen, sich eine Woche vor einem Konzert hinzusetzen und mal ein bißchen rumzududeln, während andere Beteiligte seit Monaten mit den Vorbereitungen beschäftigt sind, damit alles glatt geht und alles daran setzen, sich nicht auf der Bühne zu blamieren;
- die nicht imstande wären, ein Konzert notfalls allein zu spielen, obwohl sie sich damit brüsten, daß *ihretwegen* Gäste aus dem In- und Ausland von weit her einfliegen;
- Zeit mit Kabeltreterei und Gestümper vergeuden, sich aber gleichzeitig über andere erhaben fühlen, sich lauthals beschweren und mit dem Finger auf sie zeigen, wenn sie Fehler machen oder irgendwo was schiefläuft;
- ewig auf sich warten lassen, und dann kommt doch nichts... "after years of waiting / nothing came..." (Radiohead)
Das sind so ganz spontan die Fälle, in denen ich mir überlegen würde,
vielleicht doch noch meine guten Vorsätze über den Haufen zu werfen (Fälle gibt es sicherlich noch viele mehr). Denn merke:
"Sich Federn in den Arsch zu stecken, macht einen noch lange nicht zu einem Huhn." (Tyler Durden / "Fight Club")
Aber andererseits: Solange für mich immer schön die anderen die Arschlöcher sind, ist für mich die Welt ja in Ordnung. Was rede ich hier also so geschwollen
![Twisted Evil :twisted: :twisted:](/synthesizer/styles/oldsmilies/icon_twisted.gif)
? Solange es gut für diese Art Mitmusiker funktioniert, *so* clever zu sein, wollen wir mal hoffen, daß es auch weiterhin für sie so gut funktioniert.
Stephen ("Beißender-Spott-Modus" aus)