Die Pianos sind bei Nord alle die gleichen.
Es hängt nur vom verbauten SampleRAM ab, wie ausführlich die verwendete
Version ausfallen darf (Medium, Large oder XL mit +180MB inkl. Release Samples).
Ich bin Besitzer des Nord Electro 4 und vom Sound und der Durchdachtheit
des Instruments sehr begeistert.
Darum war ich sehr heiß auf den NE 5, vor allem wegen der Splits und Layers.
Als ich ihn dann hatte, bin ich extrem tief gefallen...
Erst hatte ich mir in meiner Naivität vorgestellt, die Sounds, die auf den gleichen
Engines basieren (Orgeln, E-Pianos, D6...) des NE4 mittels meines Rechners auf den NE5
zu übertragen.
GEHT NICHT!
Support sagt, unterschiedliche Systemstrukturen, nichts zu machen, tut uns leid.
Also habe ich beide Geräte nebeneinander gestellt und 80+ Sounds nachprogrammiert.
Dabei ist mir aufgefallen, das alles,was auf dem NE4 druckvoll, anarchisch, schmutzig, crisp und direkt klingt, plötzlich muffig, clean, textur- und leblos klingt.
Überall musste ich bei exakt gleichen Einstellungen unglaublich untere Mitten rausdrehen und Höhen reindrehen, um nur an den gleichen Basissound ranzukommen...
Irgendwie löst der 5er nicht mehr so hoch auf, oder die CPU ist extrem am Limit...
Dann ging das los mit so einfachen Sachen wie eine Orgel mit Untermanual und Obermanual in
den gleichen Amp+Verzerrung zu schicken.
GEHT NICHT!
Man muß sich zwischen Unter und Obermanual entscheiden...(!!!!!)
Man kann auch keine 2 unterschiedlichen gelayerten Sounds in einen gemeinsamen Phaser oder Compressor schicken; da muß man sich schon entscheiden (wir haben schließlich erst 2015).
Dann der Phaser: Der ist beim NE4 wirklich richtig gut; sinnvoll gewählte Centerfrequencies
und Feedbackstufen; eben einsetzbar mit wenigen Bedienelementen.
Beim 5er: Entweder sind die Center zu tief oder zu hoch, das Feedback in der Grundeinstellung zu niedrig und in der "Deep" Einstellung zu hoch um noch nutzbar zu sein.
Dann die D6 Emulation:
Ich hatte immer ewig mein D6 mit auf die Bühne geschleppt, weil
der Sound und die Geschwindigkeit der Tastatur dermaßen unübertroffen ist.
Der NE4 hat das zu 95% exakt simuliert, inklusive der EQ und Tonabnehmerpositionen.
Deswegen hatte ich mein D6 dann zuhause gelassen- selbst im Studio
habe ich den NE4 manchmal statt des Originals eingesetzt (und ich bin extrem kritisch mit Sounds).
Beim NE5: Nur noch 4 verschiedene D6 Sounds, keine EQ Simulation mehr und alle Transienten,
die den Sound definieren, beschnitten- mit anderen Worten: Eierlos und künstlich.
(Obwohl auf dem selben Sampleset basierend).
Dann hatte ich mir die neueste Sampleeditor-Version runtergeladen.
Keine Veränderung.
Selbst 2015 ist es noch nicht möglich Drag and Drop durchzuführen (an einem Mac),
Samples höher als 2 Oktaven zu pitchen oder Samples umzudrehen (reverse)- von
velocity-abhängigen Multisamples wage ich eh schon nicht mehr zu träumen.
Genauso ist es dabei geblieben, das man 2 Samplersounds, die auf das exakt gleiche Sampleset
zugreifen, sich aber z.B. nur durch einen unterschiedlichen Startpunkt unterscheiden, als eigenständige Instruments inklusive des jeweiligen kompletten Samplesatzes hochladen muß.
In den sehr begrenzten Speicher von 256MB (immerhin haben wir erst 2015), und damit doppelt Platz zu verbrauchen.
Das ist alles so wenig zu Ende gedacht und Windows 2000 mässig...
Alles in allem: So nah dran, und doch kilometerweit vorbei.
Ich hab den NE5 dann nach 3 Tagen wieder zurückgegeben und meine NE4 umarmt.
(Der wird übrigens gerade von vielen sehr günstig verramscht- das ist ein echter Tip!)
Just my 2 cents vom Tonvater