Bsp 1:
Wenn ich beschließe zielorietiert eine Klangvorstellung wahr zu machen und diese diszipliniert verfolge (Visionen erschrauben, Sound gezielt erstellen), passieren Happy Accidents. Immer. Oder fast immer. Ich werde also spontan inspiriert. Entweder, weil ich Synths verwende, die Sweetspot-Paradiese sind. Oder weil ich dutzende Presets durchsteppe, und dabei neue ideen kriege. Wenn ich diesen Happy Accidents dann nicht nachgehe, habe ich eine Chance verpasst. Und das ertrage ich nicht. Also: Schluss mit Visionär sein und es wird experimentiert. Dann passiert zum Beispiel Bsp2. Oder auch nicht. Je nachdem, was gerade besser ist.
Bsp 2:
Wenn ich beschließe ein bisschen mit Sounds zu spielen und gucke was dabei rauskommt, habe ich nach 5 Sekunden eine neue Idee, eine andere Vorstellung/Vision/Plan. Wenn ich diesen Vorstellungen dann nicht nachgehe, habe ich eine Chance verpasst. Und das ertrage ich nicht. Dann ist Schluss mit dem Experiment, weil ich visionär geworden bin. Dann passiert zum Beispiel Bsp1. Oder auch nicht. Je nachdem, was gerade besser ist.
Ergo:
Für mich gibt es nicht die Situation: "Vision verfolgen vs. sich auf Experimente einlassen". Ich mache beides, manchmal gleichzeitig, und switche permanent zwischen beidem hin und her.
Vollkommen egal, mit welcher initialen Haltung ich anfange zu schrauben.
Warum ich trotzdem Stücke fertig kriege:
Weil ich weiß, wann ich großzügig und wann ich streng mit mir sein muss.
Weil ich weiss, wann ich spiele und wann ich übe.
Weil ich wissen will, welcher Sound welche Funktion im Stück hat (visionär oder beim Experimentieren).
Weil ich weiß, wann ich den Flow verlassen muss.
Weil ich weiss, wann ich einen Flow brauche.
Weil ich mich nicht mit Fragen beschäftige, wie: Welcher Typ Musiker bin ich? Sondern nur: Was braucht die Musik, die ich gerade am Wickel habe? Und: wie komme ich so da hin, dass es am meisten Spaß macht.