Untergrund und Subversion in Top 10 Charts

Ich bin ein bisschen überrascht, was hier so für Beiträge kommen. Michael Jackson und Talking Heads sind ja quasi Inbegriffe von Pop. Und nur weil da mal ein bisschen provokativer Text dabei war, macht das noch lange nicht zu Underground.
Falls doch werfe ich mal Britney Spears "Hit me baby one more time" ins Rennen.
;-)

Die ganze Grunge Welle war damals in der Tat erstaunlich und kam tatsächlich aus dem Underground.
Underworld und Prodigy kann ich auch nachvollziehen. DAF soundso.

Falco und Marusha wiederum imo KEIN BISSCHEN Underground sondern voll Kommerz.
 
Frank Zappa, Bobby Brown:

Das Subversivste an diesem Song war wohl, daß keiner den Text verstanden hat und dachte, es sei ein lustiges Lied über den American Dream.

Danke, dass Du den genannt hast - hätte ich sonst getan :D.

Ich hab mich schon als 15-jähriger darüber beömmelt, dass die den Song zu jeder Tageszeit unbekümmert im Radio spielen - ich verstand den Text nämlich...
 
@ ARNTE Dass es einen großen Graubeteich gibt ist klar, aber dass keine Vorschläge aus den letzten 2 Jahrzehnten kommen, ist doch interessant. Und im Vergleich zu heute ist vieles von damals schon auffällig. Ein Level der Kunst wie Talking Heads gibt es heute in Charts doch auch nicht mehr.

Obwohl, da fällt mir ein: KIZ oder Genetikk ...


Ich wundere mich auch, wieviel in Taylor Swift hineininterpretiert wird. Journalisten rätseln ernsthaft in langen Artikeln, wie sehr sie die Welt verändert.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ ARNTE Dass es einen großen Graubeteich gibt ist klar, aber dass keine Vorschläge aus den letzten 2 Jahrzehnten kommen, ist doch interessant. Und im Vergleich zu heute ist vieles von damals schon auffällig. Ein Level der Kunst wie Talking Heads gibt es heute in Charts doch auch nicht mehr.

Obwohl: KIZ oder Genetikk ...
Also meine beiden Beiträge oben sind aus den letzten 10 Jahren ;-)

Ansonsten aber klar, das ist schwer subjektiv und kommt immer auf die persönliche Bubble an.
 
Ich bin ein bisschen überrascht, was hier so für Beiträge kommen. Michael Jackson und Talking Heads sind ja quasi Inbegriffe von Pop. Und nur weil da mal ein bisschen provokativer Text dabei war, macht das noch lange nicht zu Underground.
Überrascht war ich auch, als ich deine Beiträge mit Emocore-Gesang gehört habe. ;-)

*Relativ aktuell und in "besser":

AMENRA - Voor Immer


*rein subjektiv selbstverständlich
 
Ian Dury - Hit me with your Rhythm Stick

So lange Texte nicht super explizit waren hat "Das System" wissentlich oder unwissentlich viel "durchgehen" lassen, gerade wenn es die Charts erreichte.
Ein bisschen Provokation ist eher verkaufsfördernd und die Käufer freuen sich auch, weil sie sich dann ein wenig unangepasster fühlen.
Geld schlägt (vorgetäuschte) Moral.
 
Fällt Dir ähnliches aus den ketzten Jahren ein?
"Subversiv" ist ja immer abhängig von den Umständen der jeweiligen Zeit.

Irgendwann haben sich die Bands damit übertroffen möglichst subversiv zu sein, und das ist/war dann auch Massenkompatibel. Schau dir nur Rammstein an.
Es ist verdammt schwer bis unmöglich, noch wirklich subversiv zu sein. Welches wirklich subversive Thema hätten wir denn noch nach z.B. Sam Smiths "Unholy" auf Platz 1 der Charts?
 
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber war dieses untergrundige Lied nicht mal kurzzeitig in den Hitparaden Aufgrund der Verwendung in einer Automobilfernsehwerbung?
 
Ich weiß nicht, ob sich dieses Stück jemals in die Charts verirrt hat (ich glaube, eher nicht), aber subversiver geht es kaum:



Und verdammt catchy noch dazu -- wahnsinnig gut produziert: Dust Brothers -- This Is Your Life.

Stephen
 
Total subversiv waren The KLF, ach wenn musikalisch poppig. Gebrüder Plattfuß war auch subversiv; Grauzones Eisbär, Trio, Aphex Twins On (zumindest in UK Charts).
 
Keine Ahnung ob Console es damit in die Top 10 schaffte,
aber es klingt schon sehr Undergroundig und kam in einer Zeit heraus (1999),
wo sich gefühlt 100 Boy oder Girlgroups in den Charts verbreiteten.

 
Naja, da wären Spiral Tribe und alles an Freetekk aber schon etwas undergroundiger und subversiver,
wenn schon ohne Lyrics... aber die waren definitiv nie in den Charts 😂
 
Firestarter verstehe ich ja, war ja auch in den Charts, aber Freestyler? Verstehe ich da was nicht?
 
subversiv heisst für mich sozialkritisch und Grenzen durchbrechend. Was hier teilweise gepostet wird ist (für mich) wenn überhaupt etwas schräg, aber nicht subversiv.

Prodigy Firestarter - da bin ich dabei...
aber Bomfunk MC's und Technohead? kann ich nicht nachvollziehen.
 
Aber solange sich das im Rahmen hält und jetzt nicht alles ganz beliebig gepostet wird, schärft auch das ja auch den Blick.
Ich bin auf jeden Falls teils überrascht, wenn ich mir ansehe, was es alles so in Charts geschafft hat. Inspirierend!
 
freu mich, das nach langer zeit mal wieder zu hören/sehen. das lief seinerzeit hier in Berlin über wochen auf Radio1.
ich glaube aber nicht, dass es für eine top 10-platzierung (wo auch immer) reichte.

mir fiel dabei eine weitere deutsche indie-produktion ein, die es sogar zur "numero uno" schaffte und auch im übrigen Europa recht erfolgreich war. der tracks ist nicht eben als subversiv zu bezeichnen, die geschichte hinter dem entstehungsprozeß ist aber schon ein bissl "underground". Hans Nieswandt dazu in seinem buch "Plus Minus Acht - DJ Tage, DJ Nächte" (2002):
Während Eric in Köln beim brandneuen "Funky Chicken Club" auflegte, strickten Justus und ich einen entspannten, discoiden Drumloop. Am nächsten Nachmittag improvisierte Eric dazu auf dem E-Piano, und ich begleitete ihn am Bass. Wir nahmen ein paar hübsche Motive auf, und Justus arrangierte sie sinnvoll auf dem Computer zu einem Track.
Ein kleines Chorsample mit der gedehnten Botschaft "Loooove" fügte sich nahtlos ein. Jetzt noch ein paar Stimmschnipsel und Percussion von uns für die persönliche Note, und ein nettes Bonusstück wäre geritzt.
Seit zwei Wochen lagen zwei Flaschen Veuve Clicquot im Kühlschrank des Can-Studios. Jetzt war der Zeitpunkt, sie zu öffnen. Wir hatten ein fettes neues Album unter dem Gürtel, wie der Amerikaner sagt. Das durften wir jetzt feiern. Mit dem Champagner, den Tabakwaren und einigen Percussiongeräten zogen wir bester Laune vor das Mikrofon.
Der Backingtrack setzte ein. Wir rückten noch kichernd ein paar Stühle hin und her. Der klirrende Schamanenstab aus Bambus, den ich mir vorher gegriffen hatte, war jetzt im Weg. Ich stellte ihn beiseite. Das Geräusch davon sollten auf dem späteren Hit manche für Eiswürfel im Cocktailglas halten. Eric versuchte behutsam, den Ton zu treffen:
" ... goin´up, I don´t come down, I move my body, all around ..."
Und dann, aus heiterem Himmel:

"From disco to disco,
town across town,
everybody is tryin´to get down ..."
"Loooove!"
"Sing it, girls"


In dieser Sekunde stand der Song. Minuten vergingen, in denen wir uns glücklich in die Botschaft des Tracks eingroovten und ein extrem inspirierter Eric wieder und wieder versuchte, die Zeilen hinzukriegen, ohne einen Lachanfall zu bekommen.
Als wir uns das Ergebnis anhörten, konnten wir zwar die Konsequenzen noch nicht ahnen. Aber wir wussten: Das war ein Geistesblitz. Diese Aufnahmen durften auf keinen Fall editiert und aufgeräumt werden. Wir beschlossen, die Gesangsspur als komplette Dokumentation auf dem Track zu lassen. "From: Disco To: Disco" wurde zu unserer Erkennungsmelodie.




Whirlpool Productions - From Disco To Disco (1996)
 
Zuletzt bearbeitet:
aber es wäre schon super, wenn es jetzt nicht zu viele Dance Nummern werden, die offensichtlich nicht in Richtung underground oder subversiv gehen...
oder ist das subversive daran die Verweigerung jeder Aussage?
 
das hier war underground als es entstand, bei der VÖ dann schon nicht mehr. im radiotagesprogramm lief es damals jedenfalls nicht - und wurde trotzdem ein evergreen.


Fehlfarben - Ein Jahr (es geht voran) (1982)
 
Zuletzt bearbeitet:
und an denen führt ja wohl kein weg vorbei. 1977 Nr.1 in England, Nr.2 in Schweden, Nr.3 in Norwegen. 2022 nochmals Nr. 1 in Enland : )


Sex Pistols - God Save The Queen (1977)

ps.: kennt hier jemand die mini-serie "Pistols" von Danny Boyle?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist halt die Frage wo man die Grenze zum Underground zieht. Kenny "Dope" Gonzalez ist jetzt zwar kein Unbekannter, aber in meinen Augen auch kein klassischer Chart-Produzent.

ja, aber es ist halt disco house und das war damals doch öfters in den charts.

wobei, wenn ich so überlege, das gleiche könnte man über rave, acid oder über deine lakaien vermutlich auch sagen.

ich denke filmmusik, klassik oder schlager sind bereits die drei exotischsten wo geht.


witzig, dass gerade jemand "19" gepostet hat. das wäre mir auch mit als erstes eingefallen.

und wie sieht es eignetlich mit dem hip hop der früher achtiger aus? irgendwann war das zeug ja mal neu, und irgendwann war jeder auch mal "noch unbekannt", und eintagsfliegen hat man auch immer mal wieder gesehen.


ach ja, und sehr exotisch wäre natürlich stets auch eine sprache, die nicht deutsch oder englisch ist. (albano und romina?)
 
Zuletzt bearbeitet:


Neueste Beiträge

News

Zurück
Oben