Udo Jürgens tot

Für meine Begriffe ist das nicht Schlager.
Eher Chanson auf Deutsch, so in die Richtung.
Die Schlagerbranche ist was ganz anderes. Das sind auch meist Leute, die nicht selber komponieren.
 
wow.
ich meine, ich hätte letztens noch ein Plakat mit Konzertterminen gesehen.
Die Musik von Tom & Jerry hat natürlich einen festen Platz in meiner Kindheit gehabt.
Auch ein paar andere Lieder waren mir bekannt.
Einer großer deutschsprachiger Chansonier.
Gute Reise Udo, und vielen Dank für die Blumen
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Was mir auch gefallen hat, dass er bis zuletzt mit relativ großem Orchester unterwegs war.
Diese Art von Bühnenshow gibt es ja kaum noch heute.
Denn das kostet natürlich und geht nur bei großen Namen, die auch große Hallen voll bekommen, sonst rechnet sich das wohl nicht.
 
Ich finde nicht, dass sowas Schlager ist. Aber diese Genreabgrenzungen sind ja sowieso meist für die Tonne.

 
auf jeden Fall ein echter Österreicher: charmant, witzig, des Deutschen fähig

(deutsche Gegenbeispiele kann man sich ja zur Genüge bei "Wir sind Kaiser" ansehen... )
 
Markus Berzborn schrieb:
Für meine Begriffe ist das nicht Schlager.
Eher Chanson auf Deutsch, so in die Richtung. Die Schlagerbranche ist was ganz anderes. Das sind auch meist Leute, die nicht selber komponieren.
Das sehe ich auch so. Ich muß zwar auch sagen: Nicht meine Strecke, aber seine Lieder waren schon was Besonderes im Gegensatz zum sonstigen Schlager-Einerlei. RIP
 
Hat sich das Klavierspielen selbst beigebracht. Chapeau!

 
Schon irgendwie komisch, jetzt mal wieder die ganzen Titel zu hören, die ihn bekannt gemacht haben...

Ist schon eine Generation Entertainer, die damit endgültig weggebrochen ist.
 
Warum nur, warum? (1964)
Sag ihr, ich lass’ sie grüßen (1965)
Siebzehn Jahr, blondes Haar (1965)
Merci, Chérie (1966)
Immer wieder geht die Sonne auf (1967)

Das sind Lieder, die ich gerne höre.

Späteres empfinde ich oft als eine Art von Besetzen zeitgeistiger Themen, die von ihm vorgetragen, für mich nicht unbedingt Authentizität und Glaubwürdigkeit vermitteln. Halt Nase im Wind, mehr aber auch nicht.

Bei Der Teufel hat den Schnaps gemacht, Griechischer Wein, Ein ehrenwertes Haus, Aber bitte mit Sahne und Ich war noch niemals in New York muss ich kotzen. Kamillentee und Bademantel bei den Live-Zugaben ist auch dämlich. Aber Deutschland liebte und liebt ihn noch immer mit seiner progressiven Spießigkeit.
 
RIP !

Danke für die schönen Momente!

Lieder wie "Ich war noch niemals in New York" haben mich echt begeistert und sorgten bei mancher Party für gute Laune. Mit dem heutigen Schlager hat das kaum was gemein. Der ist nur noch peinlich.
 
Ein Künstler durch und durch, der Musik bis zuletzt gelebt hat. Meinen Respekt dafür. Und Schlager? Das war doch deutscher Chanson! Einige seiner Lieder wurden zu Schlagern, ja aber da steckt in einem Takt Udo, mehr Musikalität als in den gesammelten Ballermann (Mach-)Werken.
 
Dass er musikalisch etwas am Kasten hatte, das wird gerade hier keine grossen Diskussionen auslösen. Wenn ich mich nicht irre, hat er unter anderem auch Songs für Sinatra und Samy Davis jr. geschrieben. Aber unabhängig davon, in Summe nahezu 1.000 komponierte Musikstücke, mehrere dutzend Alben, die sich in Summe fast 100Mio mal verkauft haben und vor allem Konzertsäle, die er über Jahrzehnte gefüllt hat, sprechen für eine aus meiner Sicht beeindruckende Leistung. Ob mir alle seine Sachen zusagen oder nicht ist da zweitrangig. Einige seiner Stücke gab und gibt es jedoch die mir sehr gut gefallen. Die Nachricht gestern hat mich erschüttert, war er doch so etwas wie ein jahrzehntelanger Begleiter...

Ich mochte ihn als Typ, er war charmant aber nicht österreichisch verlogen, ab und zu sympathisch "frech" und vor allem jemand der stets versucht hat das Leben zu geniessen. Klar, dass, wenn es gelingt, das ab und zu auch schon einmal einen Neid auslöst.

Udo Lindenberg hat auf Twitter einen guten Kommentar gepostet "RIP - udo jürgens . bin tief geschockt . es ist, als wäre ein familienmitglied von uns gegangen . udo L." ... In “die Presse” findet sich ein Zitat von ihm über seine Musik:

“Ich habe Experimente gemacht. Ich habe alles Mögliche versucht vom Klang her, von der Zusammensetzung der Musik her. Ich habe versucht, auf neuen Wellen zu schwimmen. Aber immer, wenn ich dabei sehr weit gegangen bin, bin ich gescheitert. Und immer, wenn ich tief in mich hineingehört habe und meine Art, mich einem Thema zu nähern, angewandt habe, war ich unglaublich erfolgreich. Das hat mir Mut gemacht, bei meinem Stil zu bleiben.”

Ich ziehe meinen Hut.
 
Vom Typ her ab den 70er Jahren eher Schmierlappen. Kommt direkt hinter Peter Alexander und Peter Weck.
 
Ich halte es für abwegig, von einem Entertainer zu erwarten oder zu verlangen, authentisch zu sein.
Denn die Kunst des Entertainments besteht doch gerade darin, in die Rolle des jeweiligen Songs bzw. der jeweiligen Darbietung zu schlüpfen.
Dass Leute wie Udo Jürgens oder meinetwegen auch Sinatra Multimillionäre waren und etwaige Alltagsprobleme, über die sie sangen, sie selber in keiner Weise betrafen, steht doch außer Frage.
Es kommt nur darauf an, dass die Leute sich damit identifizieren können, was auf der Bühne rüberkommt. Genau darum geht es beim Entertainment.
 
Er wird in den Medien als großer Chanson-Sänger bezeichnet. Das waren die Knef und die Piaf. Udo Jürgens als Entertainer einzuordner, ist schon in Ordnung. Harald Juhnke war auch so ein Brechmittel.
 
Da gibt es schon einen Unterschied.
Der Mann war in erster Linie Komponist. Der seine Lieder auch gesungen hat. Ich käme nie auf die Idee, ihn als besonders guten Sänger zu bezeichnen. Er selber wohl auch nicht.
Piaf und Knef haben sich Musik schreiben lassen. Hildegard Knef hat dafür selber getextet, oft sogar sehr gut.
Singen konnte sie eigentlich nicht wirklich. Aber eine überzeugende Sängerin, ja. :)

Privat anhören tu ich mir nichts von alledem. Aber man bekommt es halt so mit.
Und ich kann da schon differenzieren zwischen objektivem Können und objektiv guten Dingen und solchen, die mir persönlich zusagen.
 
Und zum Entertainer gehört wohl auch diese unangenehme affektive Bühnenpräsenz. Nicht meine Welt.
 
Außerdem hatte er das gleiche Auto wie Florian Schneider.



Sorry Dirk, musste jetzt sein. :D
 
Davon wird die Musik auch nicht besser. Aber schon ganz richtig: Wer viel unterwegs ist, sollte auf Bequemlichkeit und Sicherheit Wert legen, sofern es die finanzielle Situation zulässt.
 
ringmodifier schrieb:
er konnte Komponieren....diese Gabe fehlt uns alle hier im Forum!!!

Diese allgemeine Volksbeschimpfung ist nicht nur falsch sondern auch unangemessen. Ich bin gegen solche Beschimpfungen. Ganz generell.

Auch wenn Herr Jürgens ein sehr bekannter Übermensch war, ich denke es ist dennoch einfach Unterhaltung. Es gibt sicher Menschen, die andere Songs in ihrer Qualität bevorzugen. Komponieren können und konnten mehr als nur einer. Das ist sicher keine Totenlästerei, wenn man das auch mal sagt, denn es geht nicht gegen ihn. Aber - hey, es waren eben einfach Lieder. Ich würde auch Herrn Mey nicht ohne Weiteres trotzdem lebenslanger Begleitung als Überkomponist darstellen oder womöglich noch Wolf Biermann (ok das ist jetzt bisschen teasen). Auch am Todestag ist die Einsortierung der Dinge schon verschieden und sollte erlaubt sein. Es ist ausdrücklich nicht gegen den Verstorbenen gerichtet. Aber - ich hab den nicht raus und runter gehört. Ich hab schon eher - sagen wir mal - Depeche Mode gehört - und würde in Sachen Komposition auch auf andere Leute verweisen, die mir einfach näher liegen.

So Systemunkonform war das nun nicht, das war kein Punk. Sorry, feiert ihn - das ist vollkommen ok.
Aber bitte als das was er ist - Ein Chansonschreiber mit großer Reichweite. Das würde ihm auch sicher mehr gerecht.

Das schmälert nichts.
Also - ich sag mal - ich höre und hörte die meiste Zeit halt doch eher andere Sachen. Und fragte aber dennoch nach dem Stil (deshalb auch frz. Chansons und so, welche heute eher weniger in den dt. Medien zu finden sind). Geschichtchen gekonnt erzählt quasi. Und ja - ich würde auch sagen - Peter Alexander ist ein guter Vergleich, das war allerdings noch eine Nummer mehr fürs Volk, da war Udo J. sicher etwas "kritischer". Aber mensch - das war jetzt auch nicht so, dass alle reihenweise in dessen Konzerten waren und so, oder doch? Hand hoch!
 
Moogulator schrieb:
ringmodifier schrieb:
er konnte Komponieren....diese Gabe fehlt uns alle hier im Forum!!!

Diese allgemeine Volksbeschimpfung ist nicht nur falsch sondern auch unangemessen. Ich bin gegen solche Beschimpfungen. Ganz generell.
Jetzt geht halt auf die Straße und macht ne (Non-)Komponistendemo! :mrgreen:
nicht gegen den Versorbenen gerichtet
Gut, dass Du nicht Verdorbenen geschrieben hast.
Das hätte sonst die Lebensmittelinspekteure auf den Plan gerufen.
 


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