Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn Musik sich zwischen 120 und 128 BPM bewegt (oder 90 und 104 BPM)?
Weil es sonst niemand macht, probiere ich mal das zu Antworten bzw. das Thema anzuschneiden wieso es jetzt wieder schnell und hart sein muss.
Mit der Musik ist es ähnlich wie mit der Mode, alle Jahre braucht man wieder neues. "Uncoole" Leute (DJs, Produzenten, Gäste) haben sich der gerade angesagten Underground-Musik angepasst und diese mit billigem Sound "ausverkauft"/übersättigt, Innovation findet keine mehr statt. Trance, Minimal, Tech House oder was auch immer sind nun doof und langweilig, Zeit was neues zu finden, vor allem wenn man jung und hungrig auf neues ist.
Auch will sich eine kommende Generation (in der Clubwelt findet grob gesagt alle 3-5 Jahre einen Wechsel statt, zumindest unter den Gästen) von der vorherigen absetzen. Und auch für neue Künstler ist einfacher und interessanter sich mit einem "neuen" Genre zu etablieren, als das schon dagewesene besser als die erfahrenen Künstler zu machen. Man braucht was eigenes.
Nun ist es so, Gabber, Hardcore, Hardtrance, Industrial, schneller harter Techno... das alles kennt die jüngere Clubgeneration nicht, sie sind Ende 90er geboren, den Ausverkauf und den ganzen billigen Schrott, der unter diese Genres herausgekommen ist, das haben sie nicht miterlebt. (Dass diese Sounds teilweise im EDM zu hören sind, das interessiert nicht.)
Neue Künstler und DJs können nun diese alten Trends als neue verkaufen, vielleicht leicht verändert (oder kombiniert) und teilweise können sie natürlich auch die originalen Platten/Klassiker von damals spielen. Das macht(e) auch Nina Kraviz, ein Grossteil ihrer musikalischen Karriere könnte man sogar so definieren, dass sie alte Genres (und Label) zum richtigen Zeitpunkt wieder gross gemacht bzw. denen zu einem neuen Trend mitverholfen hat und das sogar in komplett unterschiedlichen Genres. Hut ab!
Es ist so wie bei den Kleidern, wo die jungen Frauen die Hosen nun wieder so weit oben tragen wie die Schullehrerinnen und Mütter in den 90er. So was gibt Schwung und Bewegung in die Modeindustrie und so ist das auch in der Musik.
Trends werden auf der Strasse bzw. im tiefsten Underground und der Historie aufgeschnappt und werden uns schlussendlich von der ganzen Industrie als was neues verkauft.
Vielleicht ein überflüssiger Post, da das wohl den meisten (zumindest unterbewusst) klar ist. Aber manchmal darf man es ja trotzdem in Worte fassen.
Sympathisch waren mir da übrigens jeweils Künstler wie Rene Pawlowitz, dem die Industrie in jedem Interview unterstellen wollte er hätte neue Genres definiert und der jedes mal betonte, das alles hätte es schon gegeben.