Puh, wurde ja schon recht viel dazu gesagt:
möchte nur meine Gedankengänge, die hier größtenteils schon so augesprochen wurden, noch einmal zum Besten geben.
Kreativität & Co
Gute Ideen und vor Allem ein Gespür dafür, was dem Markt noch fehlt, muss unbedingt vorhanden sein. Das kommt natürlich mit der eigenen Erfahrung in der Bedienung verschiedener Synthesizer, auch sollte man immer mal wieder genau hinhören, was Leute dieses Forums und vergleichberer Foren an Geräten so kritisieren, nach welchen Kriterien sie eine Neuanschaffung auswählen etc.
Eine eventuelle Ausbildung kann auch dazu beitragen, Marktlücken besser erkennen zu können. Habe mal etwas kaufmännisches in der Veranstaltungs- und DJ-Technik gelernt und dabei etliche teils wirklich simple Kleinigkeiten entdeckt, die der Markt einfach nicht hergibt.
Als Beispiel: Es gibt diese Kombicases, die für einen Doppel-CD-Player (2 19"-Einheiten, d.h. 1x Laufwerk, 1x Bedienteil) sowie einen Mixer gedacht sind.
Jedoch hat scheinbar jeder Hersteller von irgend einem Original abgekupfert und es gab bei zahlreichen Mischpulten Probleme, weil nicht genug Einbautiefe zur Verfügung steht.
So Sachen kommen eben bei den "Großen" nicht wirklich an, da kann dann die kleine Klitsche punkten.
Nun fehlt der Platz für die ausreichend große Holzwerkstatt, hätte noch mehr Case-Ideen bgehabt, mit denen man wohl ohne Weiteres zumindest einen Nebenjob hätte ersetzen können.
Zurück zum Thema:
Ein technischer Hintergrund setzt natürlich das I-Tüpfelchen darauf und bringt das letzte Ideen-Finetuning.
Thema Mathematik nicht dein Ding
Teilweise geht es tatsächlich rein über die Erfahrung ohne großartige Kenntnisse der höheren Mathematik, nicht zuletzt deswegen, weil viel Grundschaltungen schon vorgegeben sind und man über "trial and error" einfach mal ein bisschen herumdoktorn kann. Zielgerichtetes Entwickeln ist das jedoch nicht und man wird früher oder später an gewisse Grenzen stoßen. Sollte deine Kollegen wirklich voll mit einsteigen dürfte das aber weniger dein großes Problem werden.
Lernen allgemein
Als "Leiter der Initiative" wirst du ohne umfangreiches Fachwissen in mehreren Bereichen trotz technisch versierter Freunde nicht weit kommen. Stelle dich also auf einen lanwierigen Lernprozess, der ganz sicher nicht immer nur Spaß macht, ein.
Zeitaufwand
Freizeit dürftest du für die nächsten paar Jahre größtenteils aus deinem Terminkalender streichen. Zunächst wird es die Kombination aus normalen Job / Ausbildung sowie Vorbereitung auf die Lebständigkeit sein, später dann eventuell der Drang zu Überleben der Grund, dass viele Gewerbstätige in den ersten Jahren locker mal 50% mehr arbeiten müssen, wie ein Angestellter.
Rechtliche Dinge
Unternehmensgründung und die angesprochene Gewährleistungspflicht sind die kleinsten Probleme. Ein Einzelunternehmen oder eine GBR, sowohl als Nebentätigkeit als auch hauptberufliche Tätigkeit sind für ein paar wenige Euro innerhalb weniger Minuten gegründet. In den Geschäftsformen haftet jeder Teilhaber voll mit seinem Privatvermögen (natürlich auch über das vorhandene hinaus). Eintrag in´s Handelsregister gibts bei diesen einfachten Geschäftformen nicht, erst bei e.K., KG etc.
Auch wenn eine Ltd. zunächst interessant erscheint, würde ich dringenst davon abraten.
Problematisch wird´s bei CE, Produkthaftung und ElektroG. Erwähnung im Anschluss.
CE
CE ist die Kennzeichnung, dass alle bei uns erforderlichen Richtlinien im Aufbau einghalten werden. Ein Teil davon ist handlebar, die Verwendung fertiger, zugekaufter Steckernetzteile erleichtet einem das Leben enorm, da man sich nicht mehr mit den ganzen Richtlinien bei Verwendung von Netzspannung herumschlagen muss. Größtes Problemfeld ist die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV). Störabstrahlungen über gewissen Grenzwerten, welche zur Beeinflussung anderer elektronischer Geräte und im schlimmsten Fall beispielsweise auch von Herzschrittmachern, führen, können ganz bösen Ärger bereiten (siehe Produkthaftung). Es gibt etliche einfache Regeln wie möglichst kurze Leiterbahnen, Metallgehäuse und in dem speziellen Fall ausschließlich Verwendung von Analogtechnik im niederfrequenten Bereich, welche von vornherein zur besseren Chancen beitragen, eine EMV-Prüfung zu bestehen.
Solche Tests im Labor dafür sind irrsinnig teuer, je öfter ein Redesign notwenig ist, umso teurer wird es. Für sehr kleine Auflagen eines Gerätes sind solche Tests oftmals finanziell gar nicht vertretbar - würde man sie auf das Gerät umlegen, würde es keiner mehr kaufen.
Ich gehe soweit zu bahaupten, dass etliche kleine Klitschen diese Tests erst gar nicht machen und das Beste hoffen.
Das ist möglich, da du die CE-Kennzeichnung deinem Gerät selber verleihen kannst und somit für die Einhaltung der Vorschriften garantierst.
Produkthaftung
Ist in all ihren Forman auch nicht das angenehmste Thema. Besonders eklig wird es wohl werden, wenn durch einen blöden Zufall jemand/etwas durch dein Gerät zu schaden kommt und die Fahrlässigkeit unterstellt wird (nichteinhalten der CE).
Zunächst einmal gilt aber: wo kein Kläger, da kein Richter.
Man sollte es aber immer im Hinterkopf haben, dass in unserem Land die Möglichkeit besteht, sich so das ganze Leben zu versauen.
Irgendwelche Chinaböller haben´s da einfacher ....
ElektroG
Jaja, ein Geniestreich der EU mit ganz besonders bürokratischer und somit kostenintensiver Abwicklung in Deutschland. Für in Verkehr gebrachte Geräte müssen Gebühren entrichtet werden, um die in Zukunft entstehenden Entsorgungskosten zu decken.
Auf zahlreiche gar nicht realitätsferne Verschwöungstheorien, wie es zu diesem Gesetz gekommen ist, möchte ich nun gar nicht eingehen.
Tatsache ist: Es wird sehr viel Geld in Verwaltung verschwendet und würde man den Berechnungsalgorythmus als "unausgereift" bezeichnen, wäre das tatsächlich noch eine Beschönigung. Tatsache ist, dass es schon manche Klitsche getroffen hat und diese wesentlich mehr Entsorgungsgebühren bezahlt hat, als je für die Geräte, die sie in Zukunft noch auf den Markt bringen werden, fällig geworden wären. Näher möchte ich jetzt auf das Prinzip gar nicht eingehen.
Der unkomplizierteste aber eben auch nicht ganz billige Weg geht dann über take-e-way oder andere Dienstleister, um dem Risiko einer Falschberechnung und dem enormen Verwaltungsaufwand aus dem Weg zu gehen.
Alles handelbar aber eben: jährliche Fixkosten, die man erst mal wieder verdienen muss
Übrigens: Auch hier mag mancher Inverkehrbringer die Anmeldung ignorieren, das kann aber zu empfindlichen Geldstrafen führen, wie z.B. der Fall eines ganz kleinen Modellbau-Zubehör-Anbieters zeigte. So viel Strafe holt der gute Herr im Nebenerwerb in 10 Jahren nicht mehr rein.
Sonstige Risiken
Ja, die Abmahnwelle eben. Deshalb penibelst auf alles Achten und sich insbesondere beim Thema Online-Auftritte auch mal bei den Großen umsehen. Eine Kleinigkeit im Impressum, ein Gerät im Onlineshop, aus dessen Kennzeichnung nicht hervorgeht, dass es nicht lieferbar ist und ganz schnell hat man 3-4stellige Beträge am Backen. Guter Anwalt in der Verwandschaft ist die einzige Chance, ich persönlich, auch wenn es mancher als niveaulos bezeichnen mag, hätte auch nichts gegen andere Gruppierungen einzuwenden, die sich solche Berufsabmahner mal vornehmen
Nur so nebenbei: dass Schaeffer auch bei ähnlichem Geschäftszweig Interesse daran hätte, dir einen reinzuwürgen, wage ich zu bezweifeln. Als ernsthafte, geschäftsgefährdende Konkourenz könntest du die nächsten Jahrzehnte eh nicht auftreten.
Corel und Adobe Grafik -> CAD
Nun, geschenkt ist auch der Lernprozess nicht. Entscheidend ist ja auch, dass der Metallverarbeiter etc. mit den Daten so auch was anfangen kann. Da hilft für den Anfang eine Firma möglichst vor Ort und persönliche Absprache. Laser- oder besser Wasserstrahlschnitt sowie Siebdruck sind schon bei kleinen Serien günstiger, als mancher glauben mag. Fräsen, wie Schaeffer es handhabt, bietet zwar zusätzliche Optionen wie die dritte Dimension beim Aufbau der Frontplatte, ist aber in der Regel teurer.
Erfordeliche Umsätze
Um so viel zu verdienen, dass man auch mal über eine schlechte Phase hinwegkommt, gehört einiges dazu und ich zweifle ernsthaft daran, dass man das rein mit einer eigenen Synthesizer-Produktlinie hinbekommt. Man muss eben das Geschäftsfeld ein wenig ausweiten für den Fall, dass es in einer Richtung nicht mehr weitergeht.
Frontplatten/Gehäuse-Service
Sicherlich auch ein vielversprechendes Unterfangen, was allerdings gut Startkapital benötigt. Mit einer Klapper-CNC-Fräse für 2000,- Euro ist es nicht getan, zumindest würde man sich mehr ärgern als Freude damit im komerziellen Einsatz haben. Bevor man hier großzügig investiert, sollte man sich ernsthafte Gedanken darüber machen, welche Qualität man benötigt. Gute Hilfestellung gibt cnc-ecke.de (Forum mit Anmeldung, lohnt sich, 10000nde Beiträge). Und auch dann ist noch die Beschriftungsfrage zu klären. Weiterhin macht es sinn, den Kunden eine freie Software zur Verfügung zu stellen, welche auch gleich die Kosten berechnet. Vielleicht kann man da irgendwie bei Opensource-CAD-Software ansetzen.
Sollte das Vorhaben trotz weniger Startkapital interessant bleiben, wäre fraglich, ob es sich lohnt, mit einer kleinen Fräse und Kunststoffgehäusen anzufangen.
Finanzierung
Ja, die Zeiten sind schlecht und einfach mal so einen Kredit gibt es nicht mehr unbedingt. Vielleicht ist es auch gut so, denn ganz schnell hat man sich verschuldet und kann anschließend keine Erfolge nachweisen - ärgerlich.
Zur Vorfinanzierung einer Kleinserie gab gab es hier im Forum ja schon ein Modell, dass bei der letzten Aktion zu einer Menge Trouble geführt hat. Ich habe es teilweise mitverfolgt und kann durchaus beide Seiten und deren Verhalten verstehen.
Verbesserter Vorschlag: Zunächst Marktforschung betreiben (ernsthaftes Interesse an geplantem Produkt?), dann fertig entwickeln, zumindest mit fertiger Elektronik und prototypischem Gehäuse. ERST DANN Vorfinanzierer der ersten Serie suchen, da diese dann nicht so lange auf das Endgerät warten müssen.
Genz ehrlich ?
Ich möchte dich weder entmutigen noch beleidigen und schätze solch nobles Vorhaben, zudem sind mir kleine Klitschen einfach symphatisch.
Aber: Gesetzt den imaginären Fall ich hätte Ähnliches vor und würde einen Geschäftspartner suchen könnte ich bei deinem aktuellen Kenntnisstand rein gar nichts mit dir anfangen, da du außer Motivation leider noch nichts zu bieten hast, was nicht auch viele Andere können.
Du hast also einen steilen Lernprozess vor dir ...
Zunächst einmal ...
Ich rate schon dazu (vorrausgesetzt du entscheidest dich nicht doch zu einem Studium), zunächst eine Ausbildung zu machen und dir auch diese schon in eine Richtung auszusuchen, mit der du etwas anfangen kannt. Konkret z.B.:
- kaufmännisch, am Besten im Fachhandel (kein Blödmarkt oder so)/ elektronische Artikel
- elektrotechnische Ausbildung
- Metallverarbeitung
Zu Bevorzugen sind Kleinstfirmen, in denen du, wenn du dich gut anstellt, wirklich für alles mal eingesetzt wirst (Vom Straßenkehren bis zur Webadministration). So gewinnt man einen guten Überblick, wie ein kleines Unternehmen so funktioniert und dass man nicht zwingen BWL studiert haben muss
Und wie macht man sich einen Namen ?
Wenn es dann soweit ist, wird dir das Forum sicherlich gut gesinnt und gerne bereit, ein bisschen Werbung für dich zu machen. Im Vorfeld kann es sicher nicht schaden, ein paar Kleinstprojekte, für jene sich eine Serie nicht lohnt, als Open Source jedem Nachbauer unter Ausschluss der komerziellen Verwendung freizugeben.
Schlusswort
So, ich glaube, du hast genug zu lesen
Ich bitte Rechtschreibfehler oder eventuell etwas wirr klingende Sätze zu entschuldigen, bin zur Zeit stark erkältet und nicht 1000% bei der Sache.
Ansonsten: viel Glück und Motivation, und das meine ich ganz ehrlich !