Synthesizer programmieren - eine Grundsatzidee

Es sind unterschiedliche Fachbereiche, aber darum geht es mir gar nicht.
Es gibt unzählige Wörter und Begriffe, die je nach Kontext andere Bedeutungen haben bzw. etwas anderes beschreiben. Genau der Kontext macht dann den Unterschied, so dass das Gegenüber weiß, was damit gemeint ist.
 
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Nur, was hat Sounddesign oder synthetische Klangerzeugung mit dem Fachgebiet der Informatik zu tun?
Bei der Frage nach dem rechtlichen Schutz von z.B. einer Patchbank, sprich, ob ich ein komerzielles Soundset frei kopieren darf (wenn nicht schutzfähig, dann rechtlich ja, ethisch wohl eher nicht) ist die Fragestellung relevant. Daher auch die Arbeit von dem Herrn aus Wien.

Ausserdem ist es immer gut, Begriffe korrekt zu nutzen.
 
Bei der Frage nach dem rechtlichen Schutz von z.B. einer Patchbank, sprich, ob ich ein komerzielles Soundset frei kopieren darf (wenn nicht schutzfähig, dann rechtlich ja, ethisch wohl eher nicht) ist die Fragestellung relevant. Daher auch die Arbeit von dem Herrn aus Wien.

Ausserdem ist es immer gut, Begriffe korrekt zu nutzen.
Was nun wieder die Rechtslage des Kopierschutzes mit Programmieren als Begriff zu tun hat, verstehe ich nicht. Wer ist der Herr aus Wien?
Ob korrekt oder nicht, das ergibt sich für mich aus dem jeweiligen Kontext. Für mich ist das Glasklar, aber ich muss einsehen, dass ich meinen Punkt wohl nicht deutlich genug darstellen kann.
 
Was nun wieder die Rechtslage des Kopierschutzes mit Programmieren als Begriff zu tun hat, verstehe ich nicht.
Verkürzt geht es um die Werkhöhe. Details in der Dissertation des Herrn aus Wien. Wobei er seine Rechtsmanufaktur nun in St. Veit betreibt. Die Disssertation wurde in Wien vorgelegt.

Wer ist der Herr aus Wien?
 
Ohne Informatik gäbe es keine Synthesizer.
Naja, der Minimoog kommt schon ohne Computer aus.
Aber am Minimoog einen Sound "programmieren" - halte ich wirklich für einen Fehlbegriff.

In diesem Thread, allerdings hat noch nie einer einen Synth als "programmiert" bezeichnet, der keinen Speicher hat. Sobald es den gibt, scheint dieser Werbe-Modebegriff benutzt zu werden. Wie gesagt - es klingt auch echt toll. Wertet mich dann auch als Nutzer auf. Ich bin quasi Wissenschaftler.
Fachgebiet der Informatik zu tun?
Weil SPEICHERBAR - und das verwechseln einige mit "den Poly61 programmieren" zumal es auch drauf steht…
Das ist nur einstellen. Und ja - das wiederholt sich.

Ich versuche aber auch die Gegenargumente aufzunehmen. Das kommt faktisch schon aus der Computerecke, denn ohne das kann man Sounds nicht speichern. Es ist mind. ein Speicher und AD Wandler im Spiel und zum wiederherstellen DA-Converter. Das Ding, was das verwaltet ist schon ein Computer oder zumindest ein kleiner "Controller", bei sehr alten Synths wie Jupiter 4 oder OB-1 würde ich sowas mal sagen. Und gerade die werben mit Compuphonic oder Programmable und beim PPG Sonic Carrier - war das eine absolute Neuheit und Meisterstück. Und DA hat Makabäer natürlich Recht. Genau genommen kann man digitale Module nur dann programmieren, wenn sie das anbieten, wenn man nach dem Werbegegriff ginge, könnte man aber alles mit Menü oder auch was einfach digital ist dann mit dem Programmier-Begriff belegen, nicht aber ein altes Moog Filterbank-Modul. Das ist nicht programmieren, das ist einstellen eines elektronischen Audioverarbeitungmoduls. Auch das patchen solcher Module ist superanalog, vollkommen ohne "programmierender" Absicht. Und computerlos. In meinem Moog Modular ist kein einziger Chip. Aaaaber - einige sagten ja, dass Programmierung auch außerhalb von IT und Computern stattfinden könne.

Dieses Gefühl der Eingabe hatte vielleicht auch Ähnlichkeit mit sehr alten Computersystemen, die mit Tastern, LEDs und Lochstreifen programmiert aka "gefüttert" werden. Und da gibt es auch den Unterschied zwischen Dateneingabe (nicht programmieren, nur Werte eintippen) und Programme schreiben ist verschieden. Und der Synth-Bediener führt Programme aus, so wie bei der Waschmaschine, die natürlich auch Programme hat - aber der Bediener ist kein Programmierer.

Genau deshalb ist aus meiner Sicht und der Logik und der strengen Sicht die Synthesizerbedienung keine Programmierung.
Ob wir das im Alltag anders nutzen - ist mir dabei egal.

Ein Freund sagt "die Andromeda", ein anderer "Soundkarte" (wie schon erwähnt), einer sagt Wellenform, einige Hüllkurfen (mit f) und Deßay, ich weiss trotzdem, was sie meinen. Manches ist sogar liebevoll.
"Der Engländer" nennt seine Synths auch gern mit weiblicher Geschlechtsidentität. Auf diese Sexualisierung käme ich niemals.

Also - dies ist ein reiner Sprachdiskussions-Strang, bestenfalls ein fachlicher. Hier unter Nerds. Wenn ich draußen bin und jemand sagt das, fühl ich mich gut und hab kein Problem.

Und Hersteller schreiben alle nicht Schwingungsform, sondern Waveshape und Waveform oder sogar nur Wave auf ihre Maschinen.
Programmable auch und sogar "virtual analog" - alles Werbeworte, so wie LA-Synthese (das ist eigentlich normal-subtraktiv mit Samples - wer mag, kann es ja PCM-Sampling nennen).
Wir begegnen oft solcher Werbesprache.
__
 
Als Moog und Buchla ihre ersten Schaltungen gelötet haben, gab es diesen Begriff noch gar nicht.
Ja, und dort hat auch keine von programmieren sondern von patchen gesprochen - einige Hersteller im US/UK Sprachraum haben den Begriff Patch übrigens auch für Nichtmodulars weiter verwendet. Auch ganz interessant als sprachliche Herleitung.

Bei uns waren es eher Klangspeicher oder sowas.
Das ist also auch ein lokales bis sprachliches und historisches Ding.

Rest siehe Beiträge davor.
 
Der frühere Forenuser Sonnentiger hat in seiner Dissertation „Synthesizer und der Werkbegriff“ unter anderem die Frage untersucht, ob ein Sound Patch ein Computerprogramm oder eine Datenbank im rechtlichen Sinne sei. Es ist ein wortgewaltiges Werk, viel Spass bei der Lektüre.

Die Dissertation kann hier heruntergeladen werden:

Korrekte Terminologie

Einstellen statt Programmieren: Der Benutzer eines Synthesizers stellt in der Tat lediglich Parameter ein, die das vorhandene Programm des Synthesizers nutzt, um Klänge zu erzeugen

- Er greift nicht direkt in den Programmcode ein oder erstellt neue Algorithmen.Bediener statt Programmierer: Folglich ist der Anwender eines Synthesizers kein Programmierer im eigentlichen Sinne, sondern ein Bediener oder Nutzer des Instruments

Belege im Text

Um die unpräzise Verwendung des Begriffs "Programmieren" zu widerlegen, diese Stellen aus dem Text:
  1. Der Autor spricht von "Programmieraufwand", meint aber eigentlich den Aufwand für das Einstellen von Parametern

  2. Es wird erwähnt, dass "Programmieren" Zeit in Anspruch näme, was sich in Wirklichkeit auf den Prozess des Experimentierens mit verschiedenen Einstellungen bezieht

  3. Der Text beschreibt das "Programmieren" als einen kreativen Prozess, bei dem Klänge gestaltet werden. Dies entspricht eher dem Konzept des Einstellens und Feinabstimmens von Parametern als dem tatsächlichen Programmieren
-> korrekt verwendet wird und durch "Einstellen" oder "Konfigurieren" ersetzt werden sollte.

my2cent
 
Bei den meisten Synthesizern wird das keine Rolle spielen, aber die Übergänge zwischen Konfiguration und Programmierung können in der Tat fließend sein. Was als simples Configfile begonnen hat, kann auch reguläre Ausdrücke enthalten oder sonst irgendeine eingebettete Microsyntax - inklusive IF-ELSE-Logik und Schleifen (z.B. bei Template-Engines). Nicht umsonst bieten viele Anwendungen eigene APIs an, um über das hinauszugehen, was mit simpler Config möglich ist.

Klar bieten die meisten Synths keine eingebettete Scriptsprache an, aber wie gesagt: logische Abläufe und Bedingungen müssen nicht unbedingt als schriftliche Sprache notiert sein - das kann auch durch ein grafisches Puzzle, eine Matrix oder ähnliches geschehen. Sonst dürfte man beim Analogrechner eben auch nicht vom Programmieren reden.
 
"Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache" (Wittgenstein)
Wörter machen halt mitunter erstaunliche Karrieren, ein analoges Beispiel wäre der 'Quantensprung'.
Eigentlich in der Physik sind das die kleinstmöglichen Sprünge, im allgemeinen Sprachgebrauch dann eher die grösstmöglichen!
C'est la vie...
 
Testen wir mal die Minimalthese:
Das wohl billigste, was man überall macht ist "Hello World", also das kann man mit einem Synth nicht machen ;-)

Turingmaschine und Synthesizer

  1. arbeiten mit definierten Zuständen und Übergängen. (naja, vage!)
  2. Sequenziell: passt zu Sequenzern und wenn man es hochtrabend macht: der wird "Operationen ausführen". - Da wäre schon ein bisschen "Programmierung" drin.
  3. Modulare Synthesizer ähneln in ihrer Flexibilität der universellen Turingmaschine, also siehe "sequenziell".
  4. Synthesizer mit Sequenzern und natürlich der Arpeggiator speichern und manipulieren - Töne, Parameter, - naja wie das Band der Turingmaschine? So etwa?
und dann unwichtiger: Synthesizer…
  1. …arbeiten in Echtzeit und sind auch mal zuende, Turingmaschinen arbeiten "unbegrenzt" und mit beliebiger Zeit - für Programmierungsaspekt aber egal.
  2. kontinuierliche analoge Signale, Turingmaschinen diskrete Symbole. Aber auch nur so, hat mit meinem Thema, ggf. zu wenig zu tun.
  3. Baugruppen oder Synths insgesamt selbst machen komplexere Operationen - also keine simplen Schritte einer Turingmaschine. Aber - auch das ist nur abstrahiert.
  4. …sind für direkte menschliche Interaktion ausgelegt, Turingmaschinen eher für autonome Berechnungen. Dennoch sind viele Synths natürlich auch Programme, aber nicht Offline oder sowas.
Weiss nicht, ob das was bringt, ist eher eine Kopfspielerei.
 
Das wohl billigste, was man überall macht ist "Hello World", also das kann man mit einem Synth nicht machen ;-)
… aber mit einem Sampler (scnr). :mrgreen:

„Hello World“ ist ja auch nichts weiter als das Abspielen einer vorgegebenen Sequenz. Nichts, dass man nicht auch mit dem Durchfahren eines Wavetables hinbekäme.
Mit Velocity auf die Startposition sogar als „if (v > 64) [hello] else [world]“ ;-)
 
Gilt das, wenn ich z.B. auf nem Synth einen Sound 'Hello World' nenne? Nein? :D :D
Das wäre dann der Jump Sound ;-)
Ok, nicht wirklich. Ich zerlege mal ein bisschen meinen eigenen Thread, was ich nicht sollte, denke aber - es ist schwer sowas konzentriertes so zu halten, 5-6 Seiten sind schon sehr intensiv und im Kern vielleicht auch schon das wichtigste. Denk ich mal drüber nach.

Joar. Hello World ist zudem auch ohne Kontrollstrukturen, es hat keine Sprünge, es macht eben wenig. Aber es ist ein Programm.
10 REM Ja, echt jetzt

RUN
ist auch fast schon eins.

Naja, Tue nichts ist auch ein Befehl in Assembler "NOP".
Also - das sind jetzt nur so Kleinsachen, die mehr am Rande der Diskussion statt finden kann, nicht so ernst gemeint.
Meine ganze Sache soll auch niemanden umstimmen, daher…
 
Aber am Minimoog einen Sound "programmieren" - halte ich wirklich für einen Fehlbegriff.
Finde ich auch.
Ich denke bei einem Minimoog wird das auch niemand als programmieren bezeichen.
Klingt auch irgendwie komisch "hey warte mal, ich muss mir erst noch den Bass an meinem Minimoog programmieren bevor wir proben können" :lol:
 
Du bist auf einem C=64 sozialisiert worden?
nein, den konnte ich mir nie leisten, Sinclair.
download.png
Wobei das der unernstere Teil ist, denn das ist natürlich nicht einmal "nichts tun", sondern wird übersprungen. Also nicht NOP.

Ausgabe "Na, alles klar?"

ist quasi aber schon ein Programm, pro Forma.
Da dreht keiner was, der Waschmaschinenuser muss es nur starten und wird prompt von der Maschine befragt.
Antworten kann er, die Maschine würde hier aber nichts damit anstellen.

Aber - es ist eben auch keinerlei Interaktion.

Eingabe $Variable
Ausgabe $Variable + " find ich besonders schlimm."

Wäre dann das, was schon eine Eingabe macht und ist ein Programm, der Nutzer ist aber ein Bediener, der nur das Programm startet, da "Mein Auto" rein zu schreiben wäre noch kein Programmieren, eher Daten eingeben und raus kommt eben der oben angegebene Satz "Mein Auto find ich besonders schlimm."

Das ist, was man idR beim Synthesizer tut, wenn auch ein paar mehr Knöpfe und mehr Programm, was längst läuft.
So es sich um einen digitalen Synth handelt.
 
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Würde ich elektronische Musikinstrumente konkret an IT-UseCases hängen, dann ist die Dreherei an einer Synthoberfläche (und auch das Patchen an Modulen) am ehesten mit der Konfiguration von HTML-Quellcode vergleichbar. Die Einzelteile haben vordefinierte spezifische Funktionen und wirken erst im Zusammenspiel zu einem sinnvollen Ergebnis hin.

Erst wenn ich möchte, dass ein bestimmtes Bauteil etwas tut, das im Standardrepertoire noch nicht vordefiniert wurde, begibt man sich in die Bereiche der Programmierung. Zum Beispiel die Implementierung eines Website-Sliders* mittels Javascript, um hunderte einzelne Zahlenwerte in einem einzigen UI-Element leicht zusammenzufassen.

Bei einem Synthesizer wäre das dann wohl Lötkolben und Draht sowie diverse zusätzliche elementare Bauteile (Transistoren, Widerstände, Kondensatoren) um eine neue Logik zu erstellen, die im vorhanden Kontext bislang nicht verfügbar ist.

*Ja, ich weiß, mittlerweile gibt's den Range-Wert des Type-Attributs beim Input-Tag. Das war aber nicht immer so.
 
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Wörter machen halt mitunter erstaunliche Karrieren, ein analoges Beispiel wäre der 'Quantensprung'.
Eigentlich in der Physik sind das die kleinstmöglichen Sprünge, im allgemeinen Sprachgebrauch dann eher die grösstmöglichen!
C'est la vie...
Das ist eine falsche Interpretation der umgangssprachlichen Bedeutung. Denn in der Physik ist der Quantensprung nicht nur die kleinstmögliche Veränderung, sondern auch die seltenste. Umgangssprachlich bedeutet "Quantensprung", mit viel Aufwand oder nach langer Arbeit etwas unwahrscheinliches oder besonders schwieriges erreicht zu haben. Am häufigsten wird deshalb der Begriff in der Politik verwendet, wenn Parteien, die eigentlich weit auseinanderstehen, gemeinsam etwas erreicht haben.
 


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