Song mit 70.200 Samples

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Musiker will Song mit 70.200 Samples bei der GEMA anmelden

Ein Lied, bestehend aus 70.200 Samples: Formularflut für die GEMA
Der Musiker Johannes Kreidler hat einen avantgardistischen Song komponiert, der zwar nur 33 Sekunden lang ist, aber 70.200 Samples aus anderen Musikstücken beinhaltet. Das Lied ist Bestandteil einer Kunstaktion, die Kreidler "Product Placement" nennt.
Am 12. September 2008 möchte Kreidler der GEMA 70.200 einzelne Formulare übergeben. Es stellt sich die Frage, ob die GEMA diese Masse an Formularen bearbeiten kann, was sie theoretisch aber machen müsste.
Der Künstler will mit dieser Aktion auf das Problem des Urheberrechts im digitalen Zeitalter aufmerksam machen. Ein Kollege vermutet allerdings, dass sich die GEMA dem Problem nicht stellen wird und die Formulare nicht abarbeiten wird: "Irgendeinen Grund werden sie finden."

Hier der komplette Text:
http://www.gulli.com/news/urheberrecht- ... 008-08-19/
 
Albern. Der Typ soll sich lieber auf seine Musik konzentrieren.

Aber mit der kommt er wohl nicht in die Schlagzeilen.

Gruß,
Markus
 
So was ähnliches dachte ich mir auch, als ich mir seine Website und den Clip angesehen hatte. Ok, macht grenzwertige Sachen, why not. Hat ja ne entsprechende Release Liste auf seiner Page abgedruckt. Das mit den megavielen Werkanmeldungen haben ja eher die Sachbearbeiterinnen bei der GEMA auszubaden und alle anderen grinsen sich einen über den pubertären Schlaumeier-Provokationsfaktor. Na ja, soll er halt machen, wenn er unbedingt meint :D
 
Davon abgesehen gibt es schon lange Werke, die nur aus "Samples" vorgefundener Quellen bestehen, z.B. Williams Mix von John Cage aus dem Jahr 1952. Nur erkennt man da die Quellen gar nicht mehr und insofern ist das auch nicht problematisch. Es geht nur um das Soundmaterial, nicht um musikalische Ideen der verwendeten Stücke.
Das finde ich dann auch in Ordnung.
Die andere - wohl mehr verbreitete Art - zu sampeln, also irgendwelche Hooks aus anderen Kompositionen zu klauen, finde ich sowieso blöd, da das für mich von mangelnder Originalität zeugt.
Wer irgendeine Melodie- oder Basslinie oder sowas eines anderen verwendet, weil ihm selber nichts besseres einfällt, soll dafür auch blechen. Das finde ich völlig OK.

Gruß,
Markus
 
Ein bisschen differenzierter ist es halt in den letzten Jahren geworden. Einerseits lassen viele eher Fünfe grade sein und nehmen das bei einem Musikelement mal nicht so genau, andererseits kann Lukasfilm oder ILM viel Budget in prägnante Sound Effects gesteckt haben und lässt dann eben auch nicht wirklich mit sich spaßen, wenn da einer meint es mal schnell abgesampelt verwenden zu wollen.

Das Problem bei Meister Kreidler ist aber, dass er es auf was abgesehen hat, dass politisch sinnstiftend sein soll, aber musikalisch bzw. künstlerisch abwegig und nicht im Entferntesten in dieser Richtung zweckbezogen ist. Und da auch bei einem Künstler der sehr sehr ernsthaften Art das Maß der Mittel ausschlaggebend ist, wird der Mann einfach mal flott hinten runterfallen und sich, nun ja, belächeln lassen müssen für seinen hehren Vorstoß. Immerhin: Sowas ist immer gut für "Briefe an die Leser" in der Titanic :D
 
Pardon. Ich glaube nicht daran, dass der Künstler eine komplette Witzfigur ist und ich glaube auch nicht daran, dass die Stoßrichtung seiner politischen Performance nur dämlich ist. Wie stellt ihr euch vor, dass jemand eine öffentliche Debatte anregt? Soll er Leserbriefe an die FAZ schreiben? Oder ist seine Aktionsform vielleicht garnicht mal so doof?

Ein prinzipiell beachtliches Interesse - nicht nur von seiner Seite aus betrachtet - kann ich erkennen, jedenfalls experimentiert der Kreidler seit vielen Jahren mit der Vermischung von Samples, kurzen Musikabschnitten, Geräuschen und neu komponierter Musik. Was immer man davon halten mag, wer in dieser Richtung arbeitet, kann durchaus Verständnis für seine Motivation entwickeln. Für mich steht das auf etwa dem gleichen Level wie z.B. der Künstlerbrief aus der Musikindustrie, welche sich - in umgekehrter Zielrichtung - für eine deutliche Verschrärfung der Immaterialgütergesetzgebung ausspricht.

Soll man jetzt bei jeder politischen Frage davon ausgehen, dass die Beteiligten durchgeknallte Irre sind? Ich fände das nicht schön - und diese Art der Betrachtungsweise ist, nochmals Pardon, vielleicht doch ein wenig zu arrogant. Vielleicht hat dieser Kreidler ja doch ein paar vernünftige Anliegen?

Es gibt, meine ich, ein paar vernünftige Begründungen z.B. für die Einführung einer sog. "Musikflatrate", wobei ich nur wenig Ideen hätte dafür, wie sowas aussehen soll.

Ich fände z.B. eine Regelung gut, wenn man Samples bis zu 1 Sekunde Länge frei nutzen könnte (ggf. mit zusätzlichen Auflagen) bei der Schaffung neuer Werke, sofern bei diesen Samples der Ursprung genannt wird. Vielleicht verbunden mit einigen Jahren Karenzzeit, damit die Geschäftsinteressen von Musik- und Medienkonzernen und Rechteverwertern durch eine derartige Neuregelung nicht allzu sehr verletzt werden. Ich müsste mir das aber noch viel gründlicher überlegen, aber ich vermute, dass eine derartige Neuregelung in der Summe für die Gesellschaft - aber auch die Künstler - besser wäre als die jetzigen Regelungen.

Wenn Kreidlers Aktion zur Diskusson rund um das Urheberrecht beitragen kann, finde ich es grundätzlich gut. Denn ich glaube nicht, dass die heutigen Regelungen im Musik-Urheberrecht wirklich gut sind. Ich sehe hier das kreative Schaffen von Künstlern zu stark und auf eine wenig sinnvolle Weise behindert. Das bedeutet ja nicht, dass ich damit die Abschaffung der GEMA oder des Urheberrechtes fordere.

Bin ich jetzt auch ein Fall für die Witzspalte einer Satirezeitschrift? :-x
 
Lothar Lammfromm schrieb:
Ich sehe hier das kreative Schaffen von Künstlern zu stark und auf eine wenig sinnvolle Weise behindert.

Was ist daran kreativ, sich bei anderen Musikern zu bedienen?

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Lothar Lammfromm schrieb:
Ich sehe hier das kreative Schaffen von Künstlern zu stark und auf eine wenig sinnvolle Weise behindert.

Was ist daran kreativ, sich bei anderen Musikern zu bedienen?
Wohlwollend könnte man sagen, die ganze Aktion selbst ist eine Kunstform.

Man könnte auch einen Stapel Fernseher irgendwo auf dem Rathausplatz aufstellen, mit Kerosin übergießen, anstecken und nebenbei kurz und klein schlagen, während nackte Mensch.innen ums Geschehen tanzen. Das wäre auch eine künstlerische Darbietung mit einer klaren Aussage.
Die Fernseher hätte man auch nicht selbst gebaut oder gar entwickelt.

Aber was ist daran kreativ, sich bei anderen Musikern zu bedienen?
Böse Frage! Nehmen wir Timbaland, Großverdiener in Sachen R 'n B und Hip Hop. Er hat zahlreiche Hooks von arabischen Künstlern geklaut, ohne Credits, ohne Clearing, ohne Tantiemen zu zahlen.
http://www.youtube.com/watch?v=1X58UPPKDsY

Ich denke, die Kunst liegt darin, sich nicht erwischen lassen, in dem man das Material so verändert, dass es nicht auffällt. Das hat bei Timbaland nicht geklappt. Eine gewisse Kreativität setzt allerdings auch das das Grabben und Re-arrangieren von Loops voraus. Kreativität muss nicht zwingend künstlerischen Ambitionen folgen. Ich nehme an, Mr. Timbaland will in erster Linie Geld verdienen und zumindest dieses Ziel hat er erreicht.

70.000 kleine Klangfetzen für 30sec. irgendwie anzuordnen, mag auch keine Kunst sein, hat aber zumindest ein Fleißkärtchen verdient.

BTW, Markus, kennst du eigentlich Negativland?
http://www.youtube.com/watch?v=czsU5raXy6k
Oder Some More Crime
http://www.youtube.com/watch?v=rDQtrZd7H9w

Ist auch mehr kreatives Handwerk als Kunst, hat aber mehr Aussage als manch künstlerisch wertvolles Werk. Wobei man die Nummer von Some More Crime im Kontext sehen sollte. Das ganze Album (Another domestic drama...) setzte sich kritischen Auges mit Gewalt auseinander. Das ganze Album war durchzogen von Samples aus Nachrichtensendungen und Dokumentationen. Hinterfragt man hier die Kreativität, sollte man das ebenso bei komplexen Presets moderner Synthesizer tun. Nehmen wir Reaktor und Absynth - müsste man nicht die Sounddesigner in den Credits erwähnen, wenn man diese Presets unverändert einsetzt?
 
Ich kann Lothar Lammfromm nur Recht geben. Ich bin etwas verwundert wie abwertend diese Aktion behandelt wird.
Erst einmal ist es eine Kunstaktion. Da habe ich schon ganz andere Sachen erlebt. Das könnte man so schon einmal stehen lassen.
Viel besser finde ich jedoch die Debatte, welche hier (wieder einmal) angeregt wird.
Es ist eben heutzutage nun einmal so, daß Musik nicht immer und jederzeit wieder "from Scratch" geschrieben wird; nein, sie bedient sich halt der Stilmittel, Melodien oder eben auch Sekundenschnippsel anderer Künstler. Das war schon z.B. bei den Komponisten der Wiener Klassik nicht anders (die konnten halt nicht samplen). Genau dadurch gibt es überhaupt soviele neue Muskrichtungen heutzutage. Sucht doch einfach mal (auf Youtube) nach dem "Amen Break". Hallo GEMA?: guckt mal auf den Kalender und zwar die Jahreszahl. Zeiten ändern sich!
Warum ist es keine Kunst aus Tausenden von Bildern oder aus zigtausenden von Audioschnippseln eine Collage anzufertigen? Ja, das kann Kunst sein und einfach macht es sich ein Mensch damit bestimmt auch nicht ('nen Song schreibe ich in zehn Minuten, für so ein Mörderteil bräuchte ich ein Jahr). Andererseits kann es doch nicht sein, daß irgendwelche Rechtevertreter die Hand aufhalten, wenn jemand 'nen Furz von Ernie in seine Collage, Song, was auch immer einbaut, oder? Und wie lange laufen denn solche Verwertungsrechte denn mittlerweile? Das ist ja geradezu lächerlich unverschämt!
Dazu kommt noch, egal ob GEMA, GEZ oder sonstwer: immer mehr NGO's verhalten sich wie behördliche Institutionen und kriegen dieses Verhalten auch noch von der Politik genehmigt oder geduldet.

Wenn ich es mir so richtig überlege, ist seine Aussage mit den 44100 Zitaten pro Sekunde ja echt 'ne Überlegung wert...
 
Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Ich habe nichts gegen ein Stück mit 70.000 Samples aus künstlerischer Sicht. Da wird ja dann sowieso nichts mehr erkennbar sein.
Ich sample ja auch gerne Sounds, z.B. alte Platten von Kagel sind da sehr ergiebig. Die verändere/behandle ich dann allerdings so, als wenn der Sound ein Oszillator wäre, der erst mal gefiltert werden muss, also dass man möglichst nicht hört: oh, der benutzt ja da einen Klang von einer Kagel-LP. Nicht, weil ich eine Klage befürchte, sondern weil ich es von meinem Anspruch und Selbstverständnis her einfach blöd finde, irgendjemanden zu kopieren.
Wogegen ich etwas habe, ist einfach, mit fremden Federn Geld verdienen zu wollen. Das ist für mich schlicht Diebstahl. Wenn man es zu Hause zum Spaß macht, OK, aber sobald man etwas veröffentlicht, aus dem eindeutig Passagen eines anderen Komponisten herauszuhören sind, muss dieser Komponist meiner Auffassung nach ein Anrecht haben, dass man ihn bezahlt.

Gruß,
Markus
 
Markus, ich verstehe schon, was Deine Meinung ist, ganz klar.
Eines der Probleme ist hier halt: wer soll hier die Grenzen ziehen und beurteilen ob genau dieser viertaktige Drumbeat nun prägend für das Stück war? Der Richter, der gerne mal angeln geht und Musik nur aus der Wohnung seines lauten Nachbarn kennt? Der Gutachter, der nebenbei noch für diverse Plattenfirmen arbeitet?
Es ist nun einmal so, daß sich Kunst auch irgendwie immer selber zitiert (darf und muß). In Filmen pasiert das ständig (halt nicht mit Originalausschnitten sonder sog. Filzitaten).
Klar finde ich es auch nicht i.O., wenn einer 'nen ganzen Song sampled und denn dann unter eigenem Namen und für eigene Rechnung verkauft.
Andererseits, denkt doch mal an an Danger Mouse und das "Grey album". Hmm, ja klar, verkauft wurden die Dinger ja wohl schon irgendwie, aber glaubt ihr wirklich, die Majors hätten ihre Einwilligung für so etwas gegeben? Nein, da wird neue Musik richtiggehend verhindert.
Es ist sicherlich ehrlicher, wenn hinter solchen nicht abgegoltenen Sampleorgien keine kommerziellen Interessen stehen.

Alles nicht so einfach, trotzdem, die Aktion finde ich interessant (soviel wie in diesem Thread habe ich im ganzen Monat noch nicht geschrieben).
 
Vielleicht ist es ja gerade gut, wenn es keine klaren Grenzen gibt, so dass man nicht weiß, wie es juristisch ausgeht.
Das würde Dieben nämlich die Kalkulation erschweren.
Bei völliger Freigabe wären Situationen wie die folgende höchstwahrscheinlich: Nehmen wir an, Du bist ein relativ unbekannter Komponist und veröffentlichst ein Stück mit schöner Melodie, das aber ein bisschen abseits vom Mainstream arrangiert ist. Du bist bei keinem großen Verlag, Label oder Sender und hast daher nur sehr begrenzte Promotion. Jetzt hört das Stück irgendein kommerzieller Produzent, der das Hitpotential dieser Melodie erkennt, macht da einen erfolgreichen Dance-Track draus, der dank der Connections und Vertriebskanäle dieses Produzenten in kürzester Zeit weite Verbreitung findet. Mit anderen Worten: Der Typ verdient mit Deiner Arbeit Kohle, und Du gehst leer aus.
Wenn Du das in Ordnung findest, OK. Ich bin weiterhin der Meinung, so etwas muss auf juristischem Wege verhindert werden können.

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Der Typ verdient mit Deiner Arbeit Kohle, und Du gehst leer aus.
Wenn Du das in Ordnung findest, OK. Ich bin weiterhin der Meinung, so etwas muss auf juristischem Wege verhindert werden können.
Genau dieses Szenario haben wir doch. Ich habe es in meinem Posting weiter oben verlinkt (Timbaland/arabische Künstler).
 
Eben, und das ist dann ja auch justitiabel.
Allerdings: wo kein Kläger, da kein Richter.

Vielleicht stört es ja diese arabischen Künstler gar nicht. Dann ist es OK. Wenn z.B. jemand was von mir verwenden würde, der mir sympathisch ist, und dies auf eine Weise, die mir zusagt, würde ich nichts dagegen unternehmen.
Wenn ich den Typ aber für ein Arschloch halte und mir seine Musik nicht gefällt, dann würde ich ihn verklagen.
Diese Möglichkeit der freien Entscheidung muss m.E. erhalten bleiben.

Gruß,
Markus
 
Nein Lothar Lammfromm, den Kritiker Kreidlers an den Haaren herbeigezogener Idee als arrogant zu bezeichnen, das ist einfach nur mundtotmachend. Schöne lammfrome Seite von dir. Du hattest in einem anderen Thread schon mal die GEMA negativ hingestellt und auf mein Nachfragen hin bis du jegliche Antwort schuldig geblieben. Du kannst ja lange Kreidlers Wirken als Verteidigungsposten seiner depperten Idee hinstellen wollen, leider instrumentalisierst du dann deine Belange genauso wie er seine. Zudem ist seine Idee belächelt, nicht er als Person. Du jedoch wirst hier persönlich. Punktabzug in der B-Note, Lothar.

Nochmal: Kritik am GEMA oder Urheberrechtssystem ist gut und schön, aber die Idee Kreidlers ist einfach nur doof. Und total realitätsfremd obendrein. Und weil sie so dermaßen überzogen ist, erntet sie nur ein Lächeln :D
 
Mr. Roboto,

diese Grundsatzdiskussionen sind schon notwendig. Alleine um den Rechtsanwälten endlich mal das Handwerk zu legen. Dazu müsste aber sondiert werden, im Augenblick ist das zumindest in diesem Thread noch Kraut und Rüben. Es sind einfach Äpfel und Birnen, die da in einen Topf geworfen werden und das führt dann zu nichts. Es beginnt bereits dort, wo die Unterscheidung zwischen öffentlich und nicht öffentlich, zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Sample und Musikpassage usw. usf. Dazu gibt es ganz grundlegende Auffassungen von Wiederverwerter und Urheber, die in Einklang gebracht werden müssen. Die Verwertungsgesellschaften sind eigentlich ziemlich hintendran, aber das ist ja auch nur logisch. All diese Aspekte gründlich zu diskutieren wäre echt an der Zeit. Nur: Wenn man alleine die GEMA Aktivitäten verfolgt, dann tun die solche Schritte seit Jahren, und zwar Stück für Stück. Frage: Liest du wenigstens die GEMA Nachrichten? Das würde nämlich erstmal auf den tatsächlichen Info-Stand der Dinge bringen.
 
GEMA: Wie ist denn das genau mit der Ausschüttung?

Es wird oft am Verteilerschlüssel (? gibts sowas) kritisiert das es da Ungerechtigkeiten geben soll.

Was bekommt denn genau Hanswurst wenn sein Liedchen

- im Radio gespielt wird
- live in einem Konzert aufgeführt wird
- als Titelmelodie der Daily-Soap läuft
- als Notenblatt in 40facher Ausfertigung von der Blaskapelle gekauft wird

in den 90ern wurde mir mal erzählt, pro gesendete Radiominute gibts 10 DM (wahr? wenn ja, wer hat die bekommen? Die Gema oder der Künstler?)
Anscheinend waren auch alle heiß darauf im Nachtprogramm der ARD-Sender gespielt zu werden, wenn div. Anstalten zusammengelegt waren, da musste dann jede zugeschaltete Rundfunkanstalt die Gema abdrücken, also gabs max. das 11fache. Kein fundiertes Wissen, wurde mir damals so erzählt
 
kpr schrieb:
Wenn man alleine die GEMA Aktivitäten verfolgt
GEMA-Aktivitäten:
- Musiker müssen Abgaben zahlen, wenn sie ihre eigenen Stücke auf ihrer Webseite anbieten wollen
- wir alle zahlen Zwangsabgaben für Rechner, Brenner, CD-Rohlinge (die die meisten zum backuppen ihrer eigenen Daten nutzen) und weiß der Geier wofür noch.

Für mich ist die GEMA allertiefstes Feindesland. Auf einem Level mit der GEZ und anderen Organisationen, für die mir kein Kraftausdruck einfällt, der auch nur annährend das wiedergibt, was ich von denen halte. "Geschwür" wäre geradezu ein Kompliment.

Anyway, o.g. Aktivitäten haben - neben den Labels selbst - maßgeblich dazu beigetragen, dass ich CDs mit GEMA-Logo nicht einmal mit der Zange anrühre.
 
So sieht halt jeder alles aus seiner Warte: Der eine will kein Geld bezahlen, der andere will mit seiner Arbeit Geld verdienen.
Normales menschliches Verhalten.

Gruß,
Markus
 
Straßenraub?

salz schrieb:
GEMA-Aktivitäten:
- wir alle zahlen Zwangsabgaben für Rechner, Brenner, CD-Rohlinge (die die meisten zum backuppen ihrer eigenen Daten nutzen) und weiß der Geier wofür noch.

Das eigentlich perfide daran ist doch folgendes: Das kopieren von (kopiergeschützter) Musik ist per se erst einmal verboten (ersparen wir uns die Diskussion über Details und Ausnahmen). Nun kommt jedoch die GEMA und will für jeden neu verkauften versch... Rohling jeden klapprigen Brenner und Rechner ordentlich Geld haben. O.K., da stellt sich doch die Frage: Wird das kopieren dann damit legalisiert? Nein!, wird es nicht. Das ist doch paradox. Ich zahle für etwas, was eigentlich verboten ist, was ich nach der Plünderung durch die GEMA trotzdem nicht darf.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich will nicht unbedingt das kopieren erlauben, sondern, daß solche unverschämten Abgaben angeschafft werden.
Schaut euch mal an, was die schweizerische Verwertungsgesellschaft mittlerweile an so 'nem nackten iPod verdient.
 
Markus Berzborn schrieb:
So sieht halt jeder alles aus seiner Warte: Der eine will kein Geld bezahlen, der andere will mit seiner Arbeit Geld verdienen.
Normales menschliches Verhalten.

Gruß,
Markus

Das ist doch auch O.K.
Wenn jemand sagt "ich habe hier ein paar tolle Lieder gemacht. Wer die hören will bzw. regelmäßig hören will (halt von CD), der soll mir gefälligst etwas dafür zahlen. Wer nicht zahlen will, der kriegt meine Musik auch nicht basta." Da ist ja auch nichts gegen zu sagen. Ich selber habe zwar eine doch schon stark abweichende Meinung, was künstlerische Freiheit angeht (ich rede von Kunst, nicht von MP3's saugen!), aber ich dränge niemanden diese Meinung auf und aktzeptiere auch, daß ich Musik, welche mir gefällt bezahlen soll. Absolut konform.
Das Problem ist doch die Praxis mit diesen ganzen Organisationen, ungerechten Verteilungsschlüsseln, enormen Wasserköpfen, rabiaten, teilweise unseriösen (jedoch mehr oder weniger stillschweigend aktzeptierten) Methoden. Private Organisationen die sich aufführen wie Gesetzgeber, Scharfrichter und Henker in einem, den Großen stets zu Diensten sind und die Kleinen abfällig behandeln.
Wie gesagt, nichts gegen das Prinzip bezahlt zu werden, jedoch nicht mit dieser Attitüde ("jeder der einen Rohling kauft ist sowieso ein Verbrecher").
 
Markus Berzborn schrieb:
So sieht halt jeder alles aus seiner Warte: Der eine will kein Geld bezahlen, der andere will mit seiner Arbeit Geld
Ich gebe unheimlich gerne Geld aus, bisweilen auch für den größten Unsinn. Aber ich möchte es nur freiwillig für Dinge (und Dienstleistungen) ausgeben, die ich auch nutze. Und die Produkte der Musikindustrie und des zwangsgebührenfinanzierten Staatsfernsehens (inkl. deren Webauftritte) gehören beim besten Willen nicht dazu.

Wenn ich kommerzielle Musik hören sollte, dann kommt sie von einem Webradio. Die haben dann soviel Abgaben dafür zahlen müssen, dass fast dran kaputt gehen (siehe aktuelle Diskussion in den USA). Und bei uns vor vier Jahren:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19073/1.html

Und nein: ich schneide das Zeug nicht mit. Und wenn die brauchbaren Webradios dicht machen müssen, weil die Abgaben keine Luft mehr lassen, dann war's das eben. Es gibt wirklich genügend freie Musik und insgeheim hoffe ich, dass sich Webradios durchsetzen, die ausschließlich freies Netaudio-Material senden.
 
Für mich ist die GEMA allertiefstes Feindesland. Auf einem Level mit der GEZ und anderen Organisationen, für die mir kein Kraftausdruck einfällt, der auch nur annährend das wiedergibt, was ich von denen halte. "Geschwür" wäre geradezu ein Kompliment.

Dito
Die GEMA hat ganz sicher nicht die Interessen von Künstlern auf ihre Fahne geschrieben, sondern ihre eigene Gelddruckmaschine erfunden.
Die Praxis der Musikinduistrie zu der auch die Gema gehört, ist ein Grund von vielen, das ich mir seit Jahren keine CD`s mehr kaufe.

Davon abgesehen, können "Künstler" wie Timbaland deshalb klauen wo sie wollen, weil sie sich ein Heer von Anwälten leisten können und dem Kläger oft schon vorher geraten wird :Laß es du zahlst nur drauf".
 
Mich regt es nun wirklich nicht auf, ob bei einem Tonträger ein paar Cent für was auch immer abgeführt werden, das sind doch Peanuts.
Audiophile LPs kosten sowieso manchmal 30 Euro und mehr, was jucken mich da irgendwelche GEMA-Gebühren.
Das ist für mich ähnlich wie die Finanzierung von Sozialhilfe oder Soli - wird halt was abgezogen, was man sich vielleicht auch sparen könnte, aber who cares.

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Mich regt es nun wirklich nicht auf, ob bei einem Tonträger ein paar Cent für was auch immer abgeführt werden, das sind doch Peanuts.
Es geht nicht um Tonträger, sondern um Leermedien.
 
Umso mehr Peanuts.
Wenn ich mir als Leermedien Open Reel Tapes für 50 Euro kaufen, was juckt mich eine läppische CD-R. Ist doch lächerlich.

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Umso mehr Peanuts.
Wenn ich mir als Leermedien Open Reel Tapes für 50 Euro kaufen, was juckt mich eine läppische CD-R. Ist doch lächerlich.
Mir anderen Worten, wenn dir in irgendwo jemand nur auf den Fuß tritt anstatt die dir Rübe abzuschlagen, ist das nicht weiter tragisch.
Wenn ich dir in Suppe spucke anstatt Zyankali reinzukippen, geht das in Ordnung. Cool, muss ich mir merken.
Das nächste Mal lass ich bei Schlecker ein Mars und 'ne Schachtel Fluppen mitgehen. Wenn die aufregen, sach ich einfach: "Hey, ich hätte euch alle abknallen und die ganze gottverdammte Kasse mitgehen lassen können. Das sind PEANUTS!"
 
Ich finde die Aktion an sich witzig, wenn auch an der Realität vorbei und auf die Spitze getrieben. Der Herr Kreidler hat so wenigstens ein wenig Promo, mit seinen musikalischen Ergüssen allein erreicht er wohl nicht genug :)

Für uns Musiker ist das alles ein wenig zu bürokratisch geregelt mit dem Urheberrecht, das fängt ja schon mit dem Anmeldebogen an. Möchte auf so einen Verein wie die Gema dennoch nicht verzichten. Übrigens: Grade die Musiker, die sich besonders groß über die GEMA aufregen, meiden die Mitgliederversammlungen in der Regel wie die Pest und interessieren sich eigentlich gar nicht so sehr für Sinn und Zweck dieses Vereins. Hauptsache dagegen! Verallgemeinerndes GEMA- Bashing ist halt nicht erst seit gestern chic. Genau wie der gemeine Internetuser ja mal grundsätzlich gerne gegen die böse Musikindustrie wettert, oops - MI heißt das ja neuerdings!

Und dass die meisten CD Rohlinge für Backups eigener Daten genutzt werden sollen, muss ein Scherz sein.

Achja, ich hatte vor einigen Tagen bereits einen Thread dazu im FRII aufgemacht, der wurde dann nach Musik verschoben. Könnte einer der Mods das mal zusammenführen?
viewtopic.php?t=26653
 
Noiseprofessor schrieb:
Der Herr Kreidler hat so wenigstens ein wenig Promo, mit seinen musikalischen Ergüssen allein erreicht er wohl nicht genug :)

Seine Musik finde ich interessant, wie gesagt, aber diesen Blödsinn soll er sich doch sparen.

Übrigens: Grade die Musiker, die sich besonders groß über die GEMA aufregen, meiden die Mitgliederversammlungen in der Regel wie die Pest und interessieren sich eigentlich gar nicht so sehr für Sinn und Zweck dieses Vereins. Hauptsache dagegen!

Eben. Alles dämliche und armselige Schwätzer.

Gruß,
Markus
 


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