Ein Treppenwitz an der Geschichte war die Verursachung der Malaise meiner Kindheit, wegen der ich immer ein sehr spezielles Verhältnis zur Homöopathie haben werde: Irgendso ein faules Dreckschwein von Allgemeinarzt war nämlich partout der Meinung, die soweit erfolgreiche Behandlung der Mittelohrentzündung mittels Antibiotika müsse unbedingt abgebrochen werden (trotz teils noch aktiver Vereiterung), Antibiotika seien generell "schlecht". Er schrieb kein Repept für das Antibiotikum (das war eigentlich der Zweck des Arztbesuchs, und der Stammhausarzt unserer Familie hatte leider gerade Urlaub) und ersetzte die Antibiotikabehandlung durch eine "homöopathische Heilbehandlung". In der Folge tröpfelten ich bzw. meine Mutter die D10-verdünnten Wassertropfen (mit der Essenz von Irgendwas) in den entzündeten Gehörgang, ganz, wie es der Arzt wollte. Über das Aufflammen der Infektion inkl. höllischer Schmerzen war er beim zweiten Termin sogar begeistert und meinte "das heilt jetzt aus". Tja, stattdessen stellte sich eine Mittelohrperforation ein, und die Mittelohrentzündung chronifizierte, und - das war das Übelste - war nunmehr leider auch durch Antibiotika nicht mehr zu behandeln.
Die Praxis dieses Vollidioten von einem Arzt lief immer gut, was an ihrer geradezu idealen Lage lag. Er hatte ein bequemes Leben als Arzt, weil er jegliche Erkrankung entweder mit Homöopathie oder Chiropraktik behandelte, wie ich später herausfand. Ein Schulfreund wohnte im Haus, wo dieser Arzt praktizierte und meinte, dieser verliere regelmäßig seine Patienten, diese kämen nur sehr selten wieder. Aber dank der vorzüglichen Lage hatte dieser Arzt immer genug zu tun. Man könnte also sagen, dass dieser Quacksalber, gemessen an seinem Einkommen, ganz zweifellos ein "Leistungsträger" war. Hrmpf. Und der HNO wiederum, den ich nach jahrelanger Suche und Irrfahrt bei diversen HNOs dann fand, der mich behandelte, der war dann tatsächlich ein Genie von Arzt. Er besuchte sogar extra Kongresse, weil ihn die jahrelange Krankheit von mir sogar noch mehr störte als mich - so kam er dann auch auf ein spezielles Tannin, das soll etwas chinesisches gewesen sein. Und wie es wirkte! Als es zur OP ging, waren sich seine Mitkollegen einig, dass das Gehörknöchelchen des linken Ohres fast völlig und unrettbar zerstört war, und dass das Hörvermögen des nahezu tauben linken Ohres bestenfalls auf 30 bis 50 Prozent gehoben werden könnte.
Nach der OP war das Gehör sogar zu fast 100 Prozent wiederhergestellt!
Homöopathie. Pfft.