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Electro Synth Maniac
REVIEW: Cherry Audio DREAMSYNTH
Wohlwissend, dass hier bereits ein Testbericht vorgestellt wurde, möchte ich zum DREAMSYNTH auch ein kleines Review schreiben. Ich bin kein großer Techniker und versuche immer aus der Perspektive des Musikers/in zu schreiben. Und damit legen wir dann auch gleich los:
Cherry Audio ist ja bekannt für seine zahlreichen Emulationen von (analogen) Klassikern. Der DREAMSYNTH reiht sich daher auch nahtlos in diese Produktreihe ein und könnte ein bisschen als "Best of" angesehen werden. Zunächst fällt auf, dass alle Funktionen auf einer Oberfläche untergebracht sind und man sich stark - wen wunderts - an Hardware orientiert. Die Optik ist daher weitestgehend selbsterklärend, wenn man sich mit Hardware-Synthesizern auskennt, und es gibt auch keine Untermenüs oder Dialoge. Das ganze als One-Pager auszuführen war mit Sicherheit auch Konzept bei der Entwciklung.
Der Synth kommt klassisch mit 3 Oszillator-Sektionen, welche allerdings jeweils 2 "Morph-Oszillatoren" aufweisen, zwischen denen über geblendet werden kann. Das Prinzip kennt der ein und andere vielleicht vom Rob Papen Go - damit kann man ziemlich interessante Sachen anstellen! Im Grunde kann man sich so einen Wavetable-Sound direkt im Synth bauen und die Wellenformen zwischen denen "gefahren" werden soll selbst festlegen.
Das muss man natürlich nicht nutzen und kann den Oszillator auch ganz konservativ mit einer festen Wellenform nutzen. Hier bringt der DREAMSYNTH reichlich Material mit: neben klassischen Wellenformen gibt es jede Menge Sample-Material. Neben dem Oktav-Regler gibt es auch einen Tune-Regler, um alles individuell zu verstimmen. Dennoch bleibt der Synth hier klassisch - Granular o.ä. gibt es hier nicht, auch keine Sektion für eigene Samples, wie z.B. beim ANA2. Neben der herkömmlichen Ausrichtung eines Patches als monophon oder polyphon, gibt es auch einen Unisono-Modus für Supersaw-Sounds o.ä. - das fächert das Klangpotenzial nochmal deutlich auf!
Die Oszillatoren können allerdings umfassend moduliert werden, was interessante Klangverläufe erzeugt! Immerhin stehen 3 LFOs + 3 Pitch LFOs je Osc-Sektion zur Verfügung um alle möglichen Parameter anzusteuern. Als Modulationsquelle können natürlich auch die Hüllkurven, Zufallswerte, etc. dienen. Hier hat man sich definitiv nicht lumpen passen! Alles was modulierbar ist hat so einen kleinen MOD-Button, über den man die Quelle auswählen kann und die Intensität. Ist an sich praktisch gelöst und man kann auch alles in beliebiger Zahl verknüpfen - sehr, sehr cool. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man irgendwann den Überblick verliert. Vielleicht liefert Cherry Audio in einer neuen Version eine Übersicht aller Modulationsparameter mit der Möglichkeit sie zu entfernen oder nochmal am Amount zu drehen? Nur so eine Idee ...
Kommen wir zur rechten Seite des Panels: Als erstes wäre da die starke Filtersektion, welche über den Notch-Regler zwischen Lowpass- und Highpass wechseln kann. Habe ich so noch nie gesehen. Neben dem guten Klang können auch alle Parameter moduliert werden. Schade ist hingegen, dass es nur das eine Filter gibt. Das mag der heutigen Dekadenz geschuldet sein, aber zwei Filter sind heute eigentlich Standard. Seltsam ist auch, dass es nur die beiden festen Hüllkurven für Filter und Lautstärke gibt. Immerhin können die beiden Hüllkurven überall als Modulationsquelle dienen.
Als nettes Zusatz-Feature gibt es eine "String-Sektion", die jederzeit hinzugemischt und moduliert werden werden kann. Das erinnert stark an die String-Synths aus den 80ern und kann toll zum Andicken oder Aufwerten von Sounds und Pads genutzt werden. Die FX-Sektion würde ich als gutklingend und funktionabel beschreiben - aber das ist ja manchmal schon die halbe Miete! Delay und Reverb klingen definitiv gut und werten den Klang sehr gut auf. Der Chorus orientiert sich ein wenig am Vorbild des Juno60/106 und liefert schöne, breite Klangergebnisse. Die bekommt man auch über das Delay, dass einen Ping-Ping-Mode mitbringt und zum Host-Tempo synchronisiert werden kann. Im übrigen: Die Hall-Sektion wartet neben den üblichen Verdächtigen mit einer Einstellung "Galactic" auf, die mit einem Shimmer-Reverb punktet - nicht schlecht! Einzig die Distortion klingt etwas mau und zahnlos. Für normale Erdenbürger aber dennoch völlig ausreichend.
FAZIT: Der DREAMSYNTH hinterlässt zugegeben gemischte Gefühle, wenn da nicht geile Klang wäre. Es gibt Synthesizer, die mit ihrer Funktionsvielfalt punkten, andere haben eine GUI, die einfach Spaß macht und dann gibt es auch die, die man anspielt und einen sofort beim Klang überzeugen. Man muss jetzt es auch kein Prophet sein (haha), um zu erkennen, dass dieser Synth eine Ansage an die Synthwave-Gemeinde ist. Man hat hier aber nicht einfach einen Juno oder Jupiter getuned, sondern dem Synth sehr viele nützliche und zeitgemäße Features spendiert. Der DREAMSYNTH ist sehr modulationsaffin, was sehr barrierearm umgesetzt wurde. Alles in allem: Für den Preis von 39€ ist das Plugin ein Nobrainer.
