Psychoakustikfrage

M

Matthias Wenzel

Guest
Wenn z.B. an einem Monosynth drehe und mal das Release weglasse geht dieser abgehackte Sound irgendwie voll auf die Ohren. Warum empfindet man das ausschwingen von Klängen als angenehm.
Das Ohr müsste doch Juhu rufen wenn es von 80 auf 0 Dezibel geht?
 
Ich würde mal sagen, dass der Sound mit Release einfach natürlicher klingt und daher als angenehmer empfunden wird, bei Gitarre, Klavier etc. bricht der Ton ja auch nicht abrupt ab.
 
Name Name schrieb:
Warum empfindet man das ausschwingen von Klängen als angenehm.
Das Ohr müsste doch Juhu rufen wenn es von 80 auf 0 Dezibel geht?

In der natur gibt es sowas einfach nicht, selbst wenn du einen stein auf was wirfst und es nur peng macht ist da immer noch ne menge luft dazwischen also reverb das für einen sanften ausklang sorgt ... :kaffee:
 
Name Name schrieb:
Wenn z.B. an einem Monosynth drehe und mal das Release weglasse geht dieser abgehackte Sound irgendwie voll auf die Ohren. Warum empfindet man das ausschwingen von Klängen als angenehm.
Das Ohr müsste doch Juhu rufen wenn es von 80 auf 0 Dezibel geht?

wie fast alle reize, ist das höhren stark auf relatives und nicht auf absolutes wahrnehmen getrimmt. das ohr nimmt unterschiede also besonders stark wahr. die änderung eines tones ist einfacher zu erfassen (lauter, leiser als ein anderer ton, höher oder tiefer etc.). ändert sich die lautstärke sehr plötzlich, schlägt dein ohr darauf stärker an, als wenn sich etwas langsam ändert - oder gar nicht. eine faustregel besagt, dass lautstärkeänderungen von weniger als 1dB nicht signifikant sind. man geht also davon aus, dass eine lautstärkeänderung von weniger als 1dB nicht mehr zuverlässig wahrnehmbar ist. das ist also ungefähr die reizschwelle: 1dB. du änderst die lautstärke um 80dB! das ist ein unterschied, der tausende mal größer ist, als die 1dB reizschwelle. den nimmst du also ganz besonders deutlich wahr.

das geht sogar so weit, dass dein ohr für wenige millisekunden (nach literatur bis zu 100ms!), nachdem der laute ton aufgehört hat, fast nichts wahrnimmt. nach einem großen dynamikunterschied können kurze, leise geräusche komplett "verschwinden".
temporal masking nennt man das, und psychoakustische encoder (wie z. B. mp3) können das nutzen, um datenrate zu reduzieren.
 
Ausserdem gibt es ein Breitbandknacksen wenn Release 0 ist, dasselbe das es gibt wenn Attack 0 ist (physikalisch, nicht im Gehör, s.o.).
 
Name Name schrieb:
Wenn z.B. an einem Monosynth drehe und mal das Release weglasse geht dieser abgehackte Sound irgendwie voll auf die Ohren. Warum empfindet man das ausschwingen von Klängen als angenehm.
Das Ohr müsste doch Juhu rufen wenn es von 80 auf 0 Dezibel geht?

Ist keine Psychoaktustik-Sache - Es ist vielmehr so, dass ohne Release schon ein unnatürlicher Verlauf da ist und das bemerken wir auch.
Viele Synths schneiden und klauen Stimmen zB auch deshalb der "ältesten" Stimme oder schauen nach der aktuellen Gesamtlautstärke eines abklingenden Sounds. Aber bei Monosynths geht es nur mit vollständiger Hüllkurve, da die Aufmerksamkeit auch genau auf diesem Sound liegt. Deshalb sind weniger als 2x ADSR Hüllkurven auch eher eine Frechheit.
 


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