Offener Brief an Frank Briegmann (Universal) wegen „Woher kommt der Anspruch, dass ich als Hobbymusiker Geld erhalte?“

Besonders übel: Streamingdienste, die sich als "Radio" bezeichnen und von dir Geld wollen, damit sie deine Musik spielen (oder gibts dafür einen Thread? Hab nix gefunden).
 
Da hab ich gefühlt meine halbe Jugend verbracht. Und bei Michelle.
Legendär: der Verkäufer, der an dem Tag gekündigt hat, als die Böhsen Onkelz ins Programm genommen wurden.

Schöne Grüße
Bert
Da war auch auch oft, und noch früher in dem Plattenladen, in den später der blöde Thomas-i-Punkt einzog. Man konnte alles abspielen, es gab genug turntables.
 
... oder WOM in Hamburg am Jungfernstieg, unter dem Alsterhaus. Da habe ich Nachmittage zugebracht und Platten gefunden, von denen ich gar nicht wußte, daß es sie gab.
Ich hab letzten Montag auf einer Party einen der Hauptautoren des WOM-Magazins kennengelernt. Der hat unglaubliche Stories aus der Zeit erzählt: zB hatten Sie von der Vorstellung einer Nirvana oder Pearl Jam Platte in Seattle gehört (Newsletter waren damals noch auf Papier...). WOM zahlte Flug und Hotel für drei Personen - ohne dass ein Termin mit der Band ausgemacht worden wäre. Die drei haben dann ein lustiges Wochenende in Seattle verbracht, die Band auf dem Konzert gesehen, aber mit keinem von der Band ein Wort gesprochen.

Mitte der 90er war dann Schluss mit solchem Luxus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Besonders übel: Streamingdienste, die sich als "Radio" bezeichnen und von dir Geld wollen, damit sie deine Musik spielen (oder gibts dafür einen Thread? Hab nix gefunden).

Ich glaube, das nennt sich Öffentlich-rechtlicher Rundfunk:

Unter dem Vorwand, etwas Gutes zu tun, spendet der Hörer ungeheure Geldmengen, um einen von der Musikredaktion vorab in einer Vorauswahl festgelegten Musiktitel aus einer Liste aussuchen zu dürfen, der dann kurz im Radio angespielt wird unter Nennung des Spendenbetrags und unter Nennung des Namens des Spendenden.

Zusätzlich zu den Rundfunkzwangsabgaben, versteht sich.

Stephen
 
Da konnte Wham neben Killing Joke existieren, erstere natürlich öfters in den Charts aber mein - komplett subjektiver - Eindruck ist weiterhin, dass hier mehr Mut bei den Plattenfirmen für Experimente bestand

Die Experimente hielten sich aber oft in Klein- und Kleinstauflagen.

Evtl. ist bzw. war es auch eine selektive Wahrnehmung unserer Generation.

Mein 20 und 15 jähriger konfrontieren mich mit allem möglichen Trap, HipHop, Phonk und sonstigem „Shize“, wo ich denke, unter welchem einsamen Stein haben die das denn gefunden.
Dann werde ich aufgeklärt, dass dies und jenes gerade in den Staaten der angesagte Act mit Abermillionen von Streams ist.

Wir sind da einfach nicht mehr am Ball.
 
Die Experimente hielten sich aber oft in Klein- und Kleinstauflagen.

Evtl. ist bzw. war es auch eine selektive Wahrnehmung unserer Generation.

Mein 20 und 15 jähriger konfrontieren mich mit allem möglichen Trap, HipHop, Phonk und sonstigem „Shize“, wo ich denke, unter welchem einsamen Stein haben die das denn gefunden.
Dann werde ich aufgeklärt, dass dies und jenes gerade in den Staaten der angesagte Act mit Abermillionen von Streams ist.

Wir sind da einfach nicht mehr am Ball.

Es hat schon in den 90ern langsam aufgehört dass man am Ball sein kann.

Wenn vorher noch Singles dazu dienten ein Album zu verkaufen wurde die Single in den 90ern zum Selbstzweck.
Durch die einfacheren Produktionsmöglichkeiten dank Digitalisierung ( und dem Hochpoppen von Studios an jedem Eck ) hat sich der Output an Dancefloor-Junk vervielfacht, dadurch war auch ein Song deutlich kürzer in den Top 100 als noch Anfang der 80er.
Schon da war es fast unmöglich noch durchzublicken, weil einfach aus den Plattenfirmen schon deutlich mehr verschiedene Acts rausgepusht wurden...
Auch weil es viel mehr One-Hit-Wonders gab ist die Anzahl der Acts hochgegangen.

Dazu kommt dass die meisten Produzenten dazu übergegangen sind, jeweils einfach nur eine Single unter einem Projektnamen zu machen, und zu warten ob eine von den vielen Singles funktioniert. Im Idealfall gabs dann vielleicht eine Sängerin und einen Rapper dazu, aber das durchaus Usus dass dieselbe Sängerin dann schon für ein anderes Projekt erfolgreich war und da das Gesicht gestellt hat, dann brauchte man halt schnell eine neue.
Album wurde dann schnell hinterhergeschoben mit all dem Zeug was nicht funktioniert hat und noch rum lag.

Mit dem Internet wurde es dann gänzlich unmöglich noch irgendwas zu verfolgen, ausser du scannst halt alles TikTokmässig nur für maximal 10 sekunden.

Die Kids heute haben das drauf, ich nicht.
 
Scheint mir ein generationübergreifendes Phänemen zu sein - mein Vater hatte die gleiche Einstellung.

Es erscheint mir eher als ein Zeichen von Erwachsensein: Man braucht nicht mehr irgendeinen Scheiß, den andere einem auf den Tisch kotzen, über den man sich dann als zu einer Gruppe zugehörig definieren muß, will man Bestandteil dieser Gruppe sein.

Vielmehr weiß man, wer man ist, was man will und was man (nicht mehr) braucht.

Vielleicht irre ich mich auch, das wäre tragisch.

Stephen
 
Man braucht nicht mehr irgendeinen Scheiß, den andere einem auf den Tisch kotzen, über den man sich dann als zu einer Gruppe zugehörig definieren muß, will man Bestandteil dieser Gruppe sein.

Den Luxus das nicht tun zu müssen habe ich mir recht früh gegönnt.

Uniformiert in einer Gruppe marschieren ist nicht mein Ding und musste das zwangsweise nur einmal 12 Monate lang, als ich den „Reisegutschein“ bei Y-Reisen einlösen musste. …Y-Reisen: Wir buchen, Sie fluchen…
 
Den Luxus das nicht tun zu müssen habe ich mir recht früh gegönnt.

Ich auch.

Daher irritiert es mich immer wieder, wenn Leute den Absprung nicht schaffen, aus eigenem Denken heraus.

Uniformiert in einer Gruppe marschieren ist nicht mein Ding und musste das zwangsweise nur einmal 12 Monate lang, als ich den „Reisegutschein“ bei Y-Reisen einlösen musste. …Y-Reisen: Wir buchen, Sie fluchen…

Y Fun Tours: Komm zum Bund, da geht es rund.

Am Ende einer 72-Stunden-Übung im Winter stand ich kurz davor, meinem Zugführer den Kolben des G3 in die Fresse zu rammen. Als er mir mit Bau drohte, drohte ich ihm mit der BILD.

Danach war Ruhe im Karton.

Stephen
 
War bei mir nur 3 Monate in der Grundausbildung „laut“, danach war ich bei den Heeresfliegern, das war vom Umgangston „Zivilflugplatz in olivgrün“, also absolut locker, incl. sporadischen „Rundflügen“ in UH-1D und BO105. Hätte da auch noch zig Anekdoten, das würde aber den geduldeten OT-Rahmen hier sprengen.
 
War bei mir nur 3 Monate in der Grundausbildung „laut“, danach war ich bei den Heeresfliegern, das war vom Umgangston „Zivilflugplatz in olivgrün“, also absolut locker, incl. sporadischen „Rundflügen“ in UH-1D und BO105. Hätte da auch noch zig Anekdoten, das würde aber den geduldeten OT-Rahmen hier sprengen.
Opi erzählt vom Krieg.
 
Ich glaube, das nennt sich Öffentlich-rechtlicher Rundfunk:

Unter dem Vorwand, etwas Gutes zu tun, spendet der Hörer ungeheure Geldmengen, um einen von der Musikredaktion vorab in einer Vorauswahl festgelegten Musiktitel aus einer Liste aussuchen zu dürfen, der dann kurz im Radio angespielt wird unter Nennung des Spendenbetrags und unter Nennung des Namens des Spendenden.

Zusätzlich zu den Rundfunkzwangsabgaben, versteht sich.

Stephen
Sende mal eine Quelle für deine Behauptung.
 
Sende mal eine Quelle für deine Behauptung.

Da, wo ich herkomme, heißt das Bitte schick mal.

Soviel Zeit sollte sein. Da, wo ich herkomme.

Ansonsten: Guggel mal Weihnachtswunder auf der Website des WDR. Vielleicht wirst Du nachvollziehen können, worauf ich hinauswill.

Wenn nicht, ist es mir auch egal.

Stephen
 
Ah, Kulturpessimismus, der Untergang des Abendslandes droht. Mindestens - und vor allem: mal wieder. Oder: immer noch? Wer da ein paar Zitate aus der Vergangenheit braucht, dem kann ich das Buch "Menetekel - 3000 Jahre Untergang des Abendlandes" von Gerhard Henschel empfehlen.
 
Da, wo ich herkomme, heißt das Bitte schick mal.

Soviel Zeit sollte sein. Da, wo ich herkomme.

Ansonsten: Guggel mal Weihnachtswunder auf der Website des WDR. Vielleicht wirst Du nachvollziehen können, worauf ich hinauswill.

Wenn nicht, ist es mir auch egal.

Stephen
Also einfach mal nur mal eine haltlose Behauptung in der Raum werfen. War mir eigentlich klar.
 
Die Experimente hielten sich aber oft in Klein- und Kleinstauflagen.

Evtl. ist bzw. war es auch eine selektive Wahrnehmung unserer Generation.

Mein 20 und 15 jähriger konfrontieren mich mit allem möglichen Trap, HipHop, Phonk und sonstigem „Shize“, wo ich denke, unter welchem einsamen Stein haben die das denn gefunden.
Dann werde ich aufgeklärt, dass dies und jenes gerade in den Staaten der angesagte Act mit Abermillionen von Streams ist.

Wir sind da einfach nicht mehr am Ball.

Selektive Wahrnehmung würd ich's nicht unbedingt nennen, eher vorsortierte Wahrnehmung.


Der plötzliche Hype für irgendwelchen Irrsinn war auch damals damals nur einen davon überzeugten Plattenleger entfernt, siehe das hier:

"Der kommerzielle Erfolg war aber wirklich eine Aneinanderreihung von Zufällen. Ich weiß zum Beispiel bis heute nicht, wie dieses "Bostich" auf den Plattenteller von WBLS und Frankie Crocker kam. Das war ja das Ding überhaupt für schwarze Musik damals. Befreundete Künstler in New York haben mich dann angerufen: "Du, da läuft die ganze Zeit deine Musik!", und ich dachte nur, der spinnt doch! Aber es war so. Das wurde ein Riesen-Dance-Hit. Kritiker in der Schweiz haben dann geschrieben, der schlaue Meier hätte das ganz genau geplant und wusste, dass so komische Musik nur auf Schwarzen- und Latino-Sendern gespielt würde. Totaler Schwachsinn. Ich weiß bis heute nicht, warum Crocker das gespielt hat." - Dieter Meier, 2009

Die Positionen waren einfach spärlicher gestreut. Was nicht auf seinen Multiplikator traf, wurde meist gnadenlos verramscht, nicht umsonst starben viele der grossen Untergrundhelden unverschuldet in Armut, nachdem sie zwanzig Jahre auf Pickuptrucks und in autonomen Abrissbuden gespielt haben.


Heute sieht's ökonomisch ganz anders aus, die Multiplikatoren haben sich wahnsinnig demokratisiert, müssen nicht mal menschlich sein, können auch einfach Algorhythmen sein, dank Bandcamp kannste danach unkompliziert einen Euro reinwerfen und dank Tiktok kannste komplett an der etablierten Industrie vorbei arbeiten (jedenfalls bevor diese dich dann meist aufkauft).

Und gleichzeitig hat sich natürlich auch die Masse vermehrt. Es ist heutzutage möglich, von den grössten Künstlern keinen Ton gehörtzu haben, selbst wenn man im Genre unterwegs ist. Aber weil's halt 3 Milliarden statt 3 Millionen potentielle Hörer gibt, können die immer noch ganz gut davon leben – und gleichzeitig kann die Industrie einem als Hörer all diese Leute gar nicht gleichzeitig den Hals runter würgen.

Ich mach regelmässig mit Bekannten einen Watch2gether-Abend auf Discord, wo wir der Reihe nach Songs mitbringen. Hab letztes Mal "Propane Nightmares" gespielt und der einzige, der es nicht kannte, war exakt derjenige, der im perfekten Alter dafür war, als das Ding gross ging – und trotzdem an ihm vorbei. In den 80ern noch völlig undenkbar, in den 00ern und vor allem heute absolut normal.
 


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