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Es ist ja auch ein multipolares Problem.
Niemand sagt, dass NI alles richtig macht – wie auch, mit den Kapitalhaifischen, denen man sich die letzten Jahre angedient hat, und einer Supportabteilung, bei der es nachhaltiger wäre, Beschwerden als Flaschenpost in die Nordsee zu schmeissen und zu denken, jemand würde sie schon noch aus der Spree holen, statt bei deren Supportsystem ein Ticket zu lösen.
Und jeder Mitbewerber müsste sich für eine derartige Verschlimmbesserung seines zentralen Produktes, wie Kontakt 7 im Vergleich zu 6 eine wahr, vermutlich schon mal mit der Insolvenz auseinander setzen.
NI nicht. Das gewaltige Standing, das man sich seit den 00ern aufgebaut hat, trägt bis heute – und dass Kontakt einfach Branchenstandard ist und bleibt – jeder™ hat Libraries dafür, jeder™ hat ein Problem, wenn das aufhören würde zu funktionieren.
Das ist bei Reaktor einfach nicht mehr der Fall. Der Handvoll Nerds, die auf notdürftig geflickten 2010-Unibody-MBPs versuchen ihre Reaktor 5 - Instanz am Leben zu halten, stehen 3254829 Kontakt-Musiker gegenüber, die Libraries kaufen. Und auf jeden Teenager, der sich aus einer seltsamen Retrowelle heraus in Reaktor einarbeiten möchte, kommen 999 andere, die einfach nur Presets oder Play-Series kaufen oder eine Subscription lösen und geil klingen wollen.
Der Kraken liegt hier 100% richtig - das Synth-Game haben längst andere übernommen: Xfer, u-he und Konsorten sind Lichtjahre weiter von dem entfernt, was Massive und FM8 damals geleistet haben, die damals praktisch keine Konkurrenz hatten (und eigentlich sowieso nur über den Preis via Komplete derart gut funktioniert haben). Reaktor selbst hat zwar immer noch keine Konkurrenz, aber eben auch keinen Massenmarkt mehr in Aussicht – dazu benötigt es viel mehr als ein up-to-date gehaltenes Produkt.
Und nochmal; selbst wenn morgen alle Sachen, die in Komplete nur noch der Vollständigkeit halber drin sind, als M1-kompatible neugecodete 4K bonbonbuntgrafik runderneuert pippilota rollgardina pfefferminza - Variante da stehen sollen, wird zwar in den Foren das grosse Loblied losgehen, durchmischt mit Dissonanztönen, weil das kann ja gar nicht mehr funktionieren heute, aber der Massenmarkt wird nicht losschwirren und das nächste Komplete holen. Im Gegenteil, entweder wird er sich beschweren, dass da plötzlich ein ziemlich happiger Updatepreis fällig ist, oder er wird sich das Ding im Sale holen, es auf der Festplatte vergammeln lassen und wieder rüber zu Pigments, Serum oder Zebra wandern, weil er da die letzten zehn Jahre eh zuhause war – oder aber eines der Produkte ist ein richtiger Brecher (Battery 5 z.B.), und dann kannibalisiert man sich nicht nur Firmenpower, sondern u.U. das bordeigene Konkurrenzprodukt (Maschine) unterm Arsch weg.
Immerhin sind sie gerade dran, mit Kontakt 8 wirklich was zu ändern. Wenn das auch nur gelingen sollte, haben sie in dieser Hinsicht schon mehr geleistet als in den letzten paar Jahren, wo es gefühlt nur ums technische Überleben ging – und dann kann man sich vielleicht mal hinsetzen und sich um den Altballast kümmern. Aber mehr als Prestige unter Ewiggestrigen wird man dafür nicht bekommen.
weiss ich nicht. aber eine 2 mann firma konnte mit reaktor (aka generator) verkaeufen ein bedeutendes mittelstaendisches unternehmen aufbauen,
und hat das (ok, da warens schon ca. 20 leute) mit traktor im dj-bereich nochmal (von nichts zum marktfuehrer (und zurueck?)) gemacht.
reaktor ist auch technisch gesehen eine wichtige (und sehr vernachlaessigte...) basis.
aber die eigene geschaeftsgrundlage zu zerstoeren ist ein haeufig beaobachtetes muster.
bin erstaunt, wie lange ni diesen merkwuerdigen zombie-zustand durchhaelt.
aber ich bin auch vorsichtig, und hab mit pessimistischen voraussagen diesbezueglich schonmal falsch gelegen...
Man könnte sogar den Spies umdrehen und sagen, NI ist daran kaputt gegangen zu lange die alten Zöpfe gepflegt zu haben, obwohl sie kein wirkliches Geld mehr eingebracht haben, nur um die Community nicht zu verärgern und als Arschlochfirma abgestempelt zu werden.
So ziemlich genau das, wobei "gepflegt" schon ein zünftiger Euphemismus wäre.
Vielmehr hat man eine Idee gehabt, sie solange entwickelt, wie es problemlos war, und ab dem ersten Moment, wo es Aufwand bedeutet hätte, fallen gelassen wie 1 Kartoffel. Das zieht sich durchs komplette Portfolio: Pro-53, B4, Kore, Kore 2, Rig Kontrol, Abysnth, Kontrol S-1, Maschine Studio, Maschine Jam... gerade da wo noch plötzlich nutzlose Hardware dran hing, hat man zurecht den Ruf weg, ein inkonsistenter Sauladen zu sein, mit der Zuverlässigkeit der afghanischen Armee.
Gleichzeitig basiert das eigene Geschäftsmodell auf Masse, darauf, via fettem alles-inklusive-Paket die eigenen Sachen querzufinanzieren, in der Hoffnung als auch im Wissen, dass der Nutzer sowieso nur 10% davon braucht, aber die Einzelanschaffung viel zu teuer wäre.
Das muss einfach irgendwann implodieren, und weil der Knall mit der Legacy etwas zu laut werden würde, tut es das halt als niedliche Verpuffung auf Zeit; mit Absenz im Subscription-Modell, und mit einer Fussnote in der Inhaltsliste im Perpetual-Modell.