neu analog ≠ alt analog

Ich bin zwar auch ein Kind der Siebziger, aber dieser Bezug geht mir bei allen Neu Analogen und seien es auch Strukturkopien, mal abgesehen von den modernisierten Neuauflagen MS20 mini und SEM, völlig ab. Ja so eine BS2 klingt Richtung Roland, und die DSIs können auch Prophet, u d Moog kann Moogich...spielt das letztendlich musikalisch wirklich eine Rolle?
Wir sind hier doch genauso nerdig wie die Gitarristen. Was ich aber auch ok finde.

Der letzte Satz im Artikel weiter oben, fasst die Thread Thematik imo schön zusammen. Dem Sinn nach: Um (musikalische) Entschiedenheit zu erreichen, braucht man keinen Oldtimer, sondern ein Fahrzeug.
 
pulsn schrieb:
Wir sind hier doch genauso nerdig wie die Gitarristen. Was ich aber auch ok finde.
Meine Meinung: diejenigen, die keine Nerds sind, covern Songs und spielen auf Hochzeiten. Nerds sind vielleicht anstrengend, aber oftmals auch produktive Querdenker.
 
SynthUser0815 schrieb:
Er bezieht sich zwar auf Gitarren, aber das ist eigentlich egal. Das Prinzip ist das gleiche:
http://www.kraushaar-gitarren.de/cms/fl ... ohren.html

Ich weiß ja nicht. Der Mann ist offenbar genervt, weil viele Gitarristen nicht das wollen, was er anbietet...

Ich habe auch Zweifel, dass sich das auf Synthesizer übertragen lässt:
Entschiedenheit bedeutet, dass man weiß, wie ein Ton klingen soll, BEVOR er gespielt wurde und, und hier wird es wichtig; ohne einen Zweifel daran, dass er auch so klingen wird!

Wo aus dem Moog ein wahres Sequencer-Gewitter kommt, klingt das gleiche Pattern aus dem SH101 vielleicht nur noch nach Gepiepe. Was hat das mit meiner Entschiedenheit zu tun? Die Technik setzt einfach Grenzen. Wie wichtig diese Grenzen in welchem Zusammenhang sind, steht natürlich auf einem anderen Blatt. ;-)
 
Warum wird hier immer versucht Dinge schlecht zureden nur weil man sich diese Dinge selbst nicht leisten mag oder kann?! Das nervt! Es gibt ja auch einen Oldtimermarkt bei Autos, unabhängig vom normalen Automarkt. Beides hat seine Berechtigung und gut. :peace:

Fakt ist, das Interesse an den alten Geräte ist so hoch wie nie und das wird sogar noch stärker werden. Und das sind nicht alles nur "alte" Nostalgiker! Gerade viele junge Leute interessieren sich für die Kultgeräte aus den 70er und 80er Jahren und entdecken sogar die Musik ihrer Eltern für sich selbst.
 
moogist schrieb:
Schnuffi sagte einmal, dass Bob Moog / seine Firma seit den 60er Jahren ein gewaltiges Downsizing betreibt. Der Moog Modular war die originale Erfindung - edel, fantastisch klingend (remember Walter Carlos?), groß, teuer und für den normal Sterblichen kaum benutzbar / bezahlbar. Das Geschäftsmodell der Fa. Moog bestand nun darin, Komponenten des Modular für den "normalen" Musiker nutzbar zu machen. Insofern ist der Minimoog Model D der Archetyp des bezahlbaren analogen Bühnen-Synthesizers. In das Model D sind Anfang der 70er Jahre aber auch so viele gute Ideen für die Bühnentauglichkeit eingeflossen (z.B. die Wheels), dass man dieses Teil wiederum "Original" nennen kann - auch wenn der Minimoog aus einer bestimmten Perspektive nur ein sehr gedownsizeter (hihi!) Modular ist.
Moog wollte nicht nur einen deutlich günstigeren sondern auch deutlich tranportableren Synthesizer konstruieren, was sie dann mit dem Minimoog D auch geschafft haben.
 
Solange man ein klares Know How hat wie man einen gewünschten Sound kreieren kann ist die Frage nach alt oder neu obsolet.
 
Hm. Es scheint ja Übereinstimmung zu geben, dass man diesen "Vintage" Klangcharakter mit heutigen Mitteln reproduzieren könnte, wenn man wollte.

In ein Gerät wie den Prophet 08 oder den Omega-8 ließen sich vermutlich "Vintage" Parameter einbauen, die - mit einstellbarer Intensität - für etwas Ungenauigkeit in der Stimmung, leicht erhöhten Klirrfaktor, Rauschen usw. sorgen.

Je nach gewähltem Patch würde der Synth dann "modern" , "eher vintage" oder "echt kalibrierungsbedürftig" klingen.

Die Frage ist nur: Würde sowas gekauft? Finden Musiker sowas glaubwürdig, oder haben die dann erst recht das Gefühl, dass ihnen nur was vorgemacht wird?

Entzaubere niemals eine Legende :)
 
Ist es nicht einfach so, das ein Bedarf nach analogen Synths existiert, der aber größer als das Angebot ist? Wie sonst ließen sich die hohen Gebrauchtpreise für Vintagegeräte erklären? Im krassen Gegensatz dazu der Gebrauchtpreisverfall bei Aktuellen, da diese den Bedarf decken. Sicherlich ein Grund für die Entscheidung von Korg den MS20 neu zu produzieren. Und der Grund warum Roland mit aufspringt.
Und was tut Yamaha? :mrgreen:
 
Yamaha hat "analog" gar nicht nötig, so viel Geniales wie die selbst erfunden haben!

Ohne Witz: Ein aktueller FM-Synth mit vielen Parametern, die per Knopf und Display zugänglich sind: Das wär der Hammer.

Leider ist ja die Bedienung des FS1r nicht otimal - vorsichtig ausgedrückt - und der "random pitch" Parameter des DX7II wurde auch weggelassen.

Dabei hat FM wirklich das Potenzial, auch warm und schmutzig zu klingen. Abber bitte noch ein paar Vintage-Parameter einbauen -siehe oben:)
 
Tonerzeuger schrieb:
[...] Ohne Witz: Ein aktueller FM-Synth mit vielen Parametern, die per Knopf und Display zugänglich sind: Das wär der Hammer. [...]

Ich nehme dann auch mal einen.

Stephen
 
SynthUser0815 schrieb:
Na ja, Du sagst, dass Schwächen eines Instrumentes etwas zu seinem Charakter beitragen, bringst dann Rhodes als Beispiel und sagst dann, dass ein Rhodes aber besser klingt, wenn seine Schwächen behoben sind. Das ist ja genau das, worauf ich seit ein paar Posts hinaus will. Ein Korg SV-1 z. B. ist einfach das "bessere Rhodes". Keine Schwächen mehr.

Ohne jetzt nur einmal das SV-1 angelangt zu haben, würde ich jetzt die üblichen Schwächen, die man normalerweise bei Tastaur-Romplern findet, erwarten, nämlich:
- Zu kurze / zu leichte Tasten
- zu wenig Dynamik
Wenn Korg diese traditionellen Schwächen beim SV-1 ausgemerzt hätte, wäre das schonmal beeindruckend. Für mich is eine der größten Schwächen dieser Instrumente aber das fehlende mechanische Feedback. Damit is das SV-1 weit entfernt davon, das "bessere Rhodes" zu sein.
 
Zu meinem letzten Beitrag kann man noch hinzufügen, dass heute wie damals die Ingenieure eher versucht haben ihre Geräte zu verbessern.
Aus technischer Hinsicht ist es sicher eine, wenn man zB speichern kann. Eigentlich ist der V'ger gegenüber dem Mini genau das plus ein paar Komfort-Details. Aus der Sicht einiger würde dies schlicht ein Minimoog sein und der heißt sogar so. Aber jeder der beide gehört hat, kennt die Unterschiede trotzdem. Sie sind aber nicht nur durch den Fortschritt sondern die Änderung der Komponenten entstanden, so auch zB beim Memorymoog, der kaum noch "Bob Moog" ist sondern eher sein Team - man kenn die Geschichte hier vielleicht ja.
Übrigens ist diese Basisschaltung auch bei Oberheim so gelaufen. Die höheren Oberheims stammen nicht mehr von Tom O. sondern sind eine neue Maschine, die in der Tat eine Verbesserung war, die der Zeit entsprach - mehr Stimmen, Speicher, mehr Komfort. Aber der Jupiter 8 war günstiger und zudem nicht so überfett, fast zu fett, was?

Man könnte mal überlegen, ob das nicht auch heute vorkommt, dass immer mehr zB so mischen wie Robert Babicz. Da werden einfach die fetten Sachen rausEQ'ed und dann eingeteilt.

Praktisch gesehen ist zB das verketten von Phatties wohl auch - wie der Name sagt- oft zu fett. Deshalb wird analoges Zeug nicht selten gern für Leads und Bass genutzt, aber auch wegen des Verhaltens..


Es gibt dazu auf der digitalen Ebene auch Unterschiede - immerhin klingt ein älterer Digitaler gegenüber DSP Synths auch anders, auch wenn man die Wandler-Sachen rausdenkt.
Aus meiner Sicht klingen heute Workstations nicht wirklich mehr HiFi, sondern schon auch ein bisschen mehr nach Computer und Artefakten, muss auch Gründe haben.
 
psicolor schrieb:
Damit is das SV-1 weit entfernt davon, das "bessere Rhodes" zu sein.

Diese Rolle könnte durchaus das Waldorf Zarenbourg übernehmen, blöd nur, daß es nicht als Bühneninstrument konzipiert wurde, sondern als klingendes Möbelstück für den hobbymusizierenden ZahnWalt (tm).

Ohne Lautsprecher und ein wenig kürzer sowie leichter wäre das der Kracher.
 
Jörg schrieb:
Ich weiß ja nicht. Der Mann ist offenbar genervt, weil viele Gitarristen nicht das wollen, was er anbietet ...
Na ja, der hat durchaus seine Kunden. Zu ihm kommen die Leute, die eben moderne Instrumente oder ganz eigene Kreationen wollen. Scheint gut zu laufen. Wo ein Trend ist (Stichwort Vintage-Boom), gibt es ja auch immer eine Gegenbewegung.

Jörg schrieb:
Ich habe auch Zweifel, dass sich das auf Synthesizer übertragen lässt:
Entschiedenheit bedeutet, dass man weiß, wie ein Ton klingen soll, BEVOR er gespielt wurde und, und hier wird es wichtig; ohne einen Zweifel daran, dass er auch so klingen wird!

Wo aus dem Moog ein wahres Sequencer-Gewitter kommt, klingt das gleiche Pattern aus dem SH101 vielleicht nur noch nach Gepiepe. Was hat das mit meiner Entschiedenheit zu tun? Die Technik setzt einfach Grenzen. Wie wichtig diese Grenzen in welchem Zusammenhang sind, steht natürlich auf einem anderen Blatt. ;-)
Wenn es um sehr automatisierte elektronische Musik geht, hast Du sicherlich Recht. Wenn es aber darum geht, einen Synthesizer "von Hand" tatsächlich zu spielen - vor allem auch noch einen WYSIWYG-Synth wie den Minimoog, Minibrute, Nord Lead etc. sehe ich schon Parallelen. Ich bin überzeugt, dass gute Leute aus jedem dieser Synths das herausholen können, was sie brauchen, weil sie eben vorher eine musikalische Vorstellung davon haben, wo sie hinwollen. Und das geht um so besser, je störungsfreier und präziser ein Instrument arbeitet.

RetroSound schrieb:
Warum wird hier immer versucht Dinge schlecht zureden nur weil man sich diese Dinge selbst nicht leisten mag oder kann?! Das nervt! Es gibt ja auch einen Oldtimermarkt bei Autos, unabhängig vom normalen Automarkt. Beides hat seine Berechtigung und gut. :peace:
Ich für meinen Teil möchte nichts schlecht reden und auch niemand etwas mies machen. Ich möchte nur dem aus meiner Sicht im Moment modern gewordenen "Früher war alles besser" etwas entgegensetzen. Ich freue mich, dass es Leute wie Dich gibt, die alte Synths sammeln und damit schöne Musik machen. Aber neue Synths haben dennoch für mein Empfinden im Durchschnitt weit mehr Vor- als Nachteile gegenüber den alten Synths.
 
Naja, man sollte auch Soundanspruch von Komposition unterscheiden.

Wenn es ertmal rein um Komposition geht reicht auch ein GM-Expander.
 
SynthUser0815 schrieb:
swissdoc schrieb:
Dann ist eine TR-8 aus der AIRA Serie also die bessere TR-808. Und ein Trillian Sample der bessere Moog Taurus?
Weiß ich nicht. Kann ich nicht beurteilen. Gemeint ist ja nicht, dass alles gut ist, nur weil es neu ist. Bitte den oben verlinkten Artikel tatsächlich lesen. Danke.

ad 1.
Was masst Du Dich an, zu wissen, ob oder ob nicht ich diesen oben verlinkten Artikel tatsächlich gelesen habe?

ad 2.
Ich beziehe mich auf Deine Aussage, dass das Korg SV-1 einfach das "bessere Rhodes" ist. Was definitiv Quatsch ist. Das Rhodes ist authentisch und originär, das SV-1 ist ein Schnappschuss eines Rhodes.

ad 3.
Der Vergleich mit den Gitarren hinkt. Ein (Tatatur-) Synth (wie auch eine Orgel oder ein Klavier) macht einen Klang, der von recht wenigen Parametern abhängt, auf die der Spieler einen Einfluss hat (wir lassen die Regler beim Synth mal ausser acht, die kann ja jeder nach Schablone einstellen).
Bei Instrumenten wie Gitarre, Streichinstrumenten oder Blasinstrumenten gehört die physikalische Interaktion des Spielers stark zum Klang dazu, ausser dem Treffen der richtigen Noten in der richtigen Reihenfolge zur rechten Zeit muss man das Instrument ganz banal auch spielen können.

ad 4.
Wenn ich eine Strat will, dann gehe ich in den Laden und kaufe mir eine, ich kann sogar noch wählen, ob ich sie aus USA oder Korea oder sonstwoher haben will. Das Teil ist bis auf kleine Unterschiede identisch aufgebaut wie schon eh und je. Wenn ich einen Minimoog will, so muss ich einen alten Kasten kaufen. Neu gibt es die nämlich nicht. Ein Voyager ist ein anderes Instrument. Sollte mir nach Roland Sound stehen, so geht es mir genauso. Wenn ich eine SEM will, dann habe ich Glück.

ad 5.
Du gestehst ja zu, dass neu nicht automatisch gut oder besser als alt ist. Aber perfektioniert, im Sinne von "bester Reproduktion" via Sample macht ein SV-1 zum "besseren Rhodes". Nun gut...

BTW, die Rozzbox V2 ist super, auch wenn die OSCs digital sind. Der Filter ist ein Moog-Prodigy Clone in SMD und klingt hammer. Es gibt (nun gut, gab) also auch Synths die neu, originär und klanglich genial sind. Aber Teile im Stil einen Jupiter 80 sind doch einfach peinlich, aber "Super Natürlich".
 
swissdoc schrieb:
ad 1.
Was masst Du Dich an, zu wissen, ob oder ob nicht ich diesen oben verlinkten Artikel tatsächlich gelesen habe?
Nun sei mal nicht gleich beleidigt. Ob Du den Artikel gelesen hast oder nicht, ist ja Deine Sache.

swissdoc schrieb:
ad 2.
Ich beziehe mich auf Deine Aussage, dass das Korg SV-1 einfach das "bessere Rhodes" ist. Was definitiv Quatsch ist. Das Rhodes ist authentisch und originär, das SV-1 ist ein Schnappschuss eines Rhodes.
Ein SV-1 ist natürlich viel mehr als nur ein Sample-Player für Rhodes-Klänge - die Klangeigenschaften der E-Pianos werden nicht nur als Samples wiedergegeben, sondern zusätzlich werden die Nebengeräusche synthetisiert. Und dann sind Rhodes-Klänge natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was man mit dem SV-1 hervorragend spielen kann. Aber bitte: gehe halt mit einem wartungsintensiven und schweren Rhodes auf die Bühne, wenn Dir das Freude macht. Jeder so, wie er mag.

swissdoc schrieb:
ad 3.
Der Vergleich mit den Gitarren hinkt. Ein (Tatatur-) Synth (wie auch eine Orgel oder ein Klavier) macht einen Klang, der von recht wenigen Parametern abhängt, auf die der Spieler einen Einfluss hat (wir lassen die Regler beim Synth mal ausser acht, die kann ja jeder nach Schablone einstellen).
Bei Instrumenten wie Gitarre, Streichinstrumenten oder Blasinstrumenten gehört die physikalische Interaktion des Spielers stark zum Klang dazu, ausser dem Treffen der richtigen Noten in der richtigen Reihenfolge zur rechten Zeit muss man das Instrument ganz banal auch spielen können.
Alle Vergleiche hinken. Immer. Das ist das Wesen von Vergleichen, aber sie helfen manchmal auch, Dinge besser zu verstehen. Zu sagen "wir lassen die Regler beim Synth mal außer Acht" ist doch blanker Unsinn. Die sind Teil des Instruments und ermöglichen den direkten Einfluss auf den Klang durch eben diese "physikalische Interaktion des Spielers" mit dem Instrument, von der Du redest. Auch Synthesizer kann man spielen können.

swissdoc schrieb:
ad 4.
Wenn ich eine Strat will, dann gehe ich in den Laden und kaufe mir eine, ich kann sogar noch wählen, ob ich sie aus USA oder Korea oder sonstwoher haben will. Das Teil ist bis auf kleine Unterschiede identisch aufgebaut wie schon eh und je. Wenn ich einen Minimoog will, so muss ich einen alten Kasten kaufen. Neu gibt es die nämlich nicht. Ein Voyager ist ein anderes Instrument. Sollte mir nach Roland Sound stehen, so geht es mir genauso. Wenn ich eine SEM will, dann habe ich Glück.
Es gibt gefühlte einhundert verschiedene Minimoog-Clones in Hardware und Software im Handel. Wenn Dir die alle nicht authentisch genug sind, bitte. Aber diese Deine persönliche Präferenz ist nur ein gradueller Unterschied zu den Präferenzen der Leute, denen z. B. eine neue 54er Strat-Replika von Fender nicht authentisch genug ist, weil sie nur mit einer echten 54er-Strat leben zu können meinen.
 
SynthUser0815 schrieb:
Nun sei mal nicht gleich beleidigt. Ob Du den Artikel gelesen hast oder nicht, ist ja Deine Sache.
Wenn dem so wäre, warum forderst Du mich dann auf, den Artikel tatsächlich zu lesen? Aber passt schon...

SynthUser0815 schrieb:
Ein SV-1 ist natürlich viel mehr als nur ein Sample-Player für Rhodes-Klänge - die Klangeigenschaften der E-Pianos werden nicht nur als Samples wiedergegeben, sondern zusätzlich werden die Nebengeräusche synthetisiert. Und dann sind Rhodes-Klänge natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was man mit dem SV-1 hervorragend spielen kann. Aber bitte: gehe halt mit einem wartungsintensiven und schweren Rhodes auf die Bühne, wenn Dir das Freude macht. Jeder so, wie er mag.
Die ursprüngliche Frage war ja "neu analog ≠ alt analog" und dann leicht abgewandelt die These, dass Neu besser ist. Also über die Zeit werden verbesserte Möglichkeiten der Technik genutzt, das Instrument besser zu machen. Da ist in meinem Auge der Sprung von einem mechanisch/elektrischem Instrument zu dessen Replikation mit Mitteln des Samplings doch sehr gewagt. Klar ist ein SV-1 praktischer.

Aber man stelle sich ein Klavierkonzert mit einem Digitalpiano vor...

SynthUser0815 schrieb:
Alle Vergleiche hinken. Immer. Das ist das Wesen von Vergleichen, aber sie helfen manchmal auch, Dinge besser zu verstehen. Zu sagen "wir lassen die Regler beim Synth mal außer Acht" ist doch blanker Unsinn. Die sind Teil des Instruments und ermöglichen den direkten Einfluss auf den Klang durch eben diese "physikalische Interaktion des Spielers" mit dem Instrument, von der Du redest. Auch Synthesizer kann man spielen können.
Mein Punkt ist ein anderer. Wenn Du schon mal einem Geigenschüler im ersten Jahr beim Üben zugehört hast, dann weisst Du, was ich meine. Mit "physikalische Interaktion" meine ich, dass der Spieler in die Physik der Tonerzeugung eingebunden ist, nicht dass er einen Regler physisch berührt. Daher ist das mit dem ausser acht lassen auch völlig korrekt. Wenn ein Meister auf dem Synthesizer an einem OB-8 ein Preset aufruft und dann eine Taste drückt, kommt das gleiche heraus, wie wenn ein Noob dieses Preset aufruft und die selbe Taste drückt. Versuche das mal mit einer Geige, einem Horn oder einer Gitarre.

SynthUser0815 schrieb:
Es gibt gefühlte einhundert verschiedene Minimoog-Clones in Hardware und Software im Handel. Wenn Dir die alle nicht authentisch genug sind, bitte. Aber diese Deine persönliche Präferenz ist nur ein gradueller Unterschied zu den Präferenzen der Leute, denen z. B. eine neue 54er Strat-Replika von Fender nicht authentisch genug ist, weil sie nur mit einer echten 54er-Strat leben zu können meinen.
Mir ist kein Minimoog-Clone bekannt, der so identisch zum Minimoog ist, wie eine Fender Strat zu einer Fender Strat. Der Voyager ist ein anderer Synth inspired by Minimoog und mir sind keine Clones mit Tastatur und allen Eigenschaften des Minimoogs bekannt. Und die Strat gibt es sogar immer noch von Fender.

Du kannst das auch ausweiten auf andere Geräte, z.B. ein Juno 6/60/106, ein Memorymoog, oder was auch immer.

Es gibt einfach nur wenige Synths, wo neu analog = alt analog. Dazu sind die neu analog Kisten auch eher das, was Helmut Tünker als "Einfinger-Quietscher" bezeichnet hat.
 
Swissdoc, ich verstehe Deine Argumentation und Deine Sichtweise. Zu dem ein oder anderen Punkt hätte ich nach wie vor Einwände, aber ich glaube, wir kämen damit zu weit vom Thema ab. Die Ausgangsfrage war ja eigentlich, warum alte Analoge nicht identisch mit neuen Analogen klingen. Und da führt unsere Diskussion ja dann doch etwas von weg.

Nur kurz zu dem Punkt "physikalische Interaktion": ich habe wenige Geigenschüler beobachtet, aber umso mehr Gitarrenschüler, da ich einige Jahre davon gelebt habe, Gitarrenunterricht zu erteilen. Klar gibt es da einen nicht zu leugnenden Unterschied zu einem Synthesizer, aber zu einem Klavier z. B. doch auch: beim Klavier drückst Du eine Taste und dann kommt ein Ton. Ohne Nebengeräusche. Einfach so. Trotzdem würde dem Pianisten die physikalische Interaktion mit dem Instrument doch niemand absprechen, oder? Mein Ideal wäre, dass man auch Synthesizer mit all ihren Reglern plus Tastatur als "ganze Instrumente" begreift und es weniger für eine Meisterschaft dieses Instrumentes hält, das richtige Preset aufzurufen, als mit den Bedienelementen inklusive Tastatur live, kreativ spielen zu können. Ist aber vielleicht Utopie.

Zur Ausgangsfrage zurückkommend: ich bestreite nicht, dass ein alter Minimoog anders klingt als ein Voyager. Wohl aber fällt es mir schwer zu glauben, dass der alte Minimoog in der musikalischen Aufführungspraxis irgendwelche Vorteile gegenüber dem Voyager hat.
 
@Swissdoc: Das ist genau der Punkt, Synthesizer werden nicht als eigene Instrumentenklassen erkannt. Genauso wie die meisten immer noch glauben, ein Synth ohne Presetspeicher ist doch nur veraltet und taugt nichts. Das mag für Tanzbandkeyboarder und andere Düdler richtig sein, aber wie du schreibst, ein Minimoog ist ein vollwertiges Instrument. So wie es ist. Eine Veränderung des Konzepts mag für die einen eine Verbesserung sein, für die anderen ist es ein Rückschritt. Jetzt zB mal von Midi ganz zu schweigen. Was hat Midi gebracht, ausser elektronische Musikkomposition seit den 80er auf Noten die an Gates gekettet sind und nicht audiomodulationsfähige stufige Parameterkontrolle?! Max/Msp und Pure Data kommen ja nicht von irgendwoher. Um wiedermal Miller Puckette zu zitieren: "We've got to undo the MIDI revolution"
 
SynthUser0815 schrieb:
Zur Ausgangsfrage zurückkommend: ich bestreite nicht, dass ein alter Minimoog anders klingt als ein Voyager. Wohl aber fällt es mir schwer zu glauben, dass der alte Minimoog in der musikalischen Aufführungspraxis irgendwelche Vorteile gegenüber dem Voyager hat.

Es gibt aber auch eine nicht unbedeutende Anzahl an Leuten, denen ist die musikalische Aufführungspraxis nicht das Wichtigste.
Soll doch jeder selbst für sich entscheiden, was an dem jeweiligen Gerät das Wichtigste für einen ist.
Für mich ist es eben der einzigartige Klang, der in mir halt mehr Emotionen erzeugt.
 
Shunt schrieb:
Es gibt aber auch eine nicht unbedeutende Anzahl an Leuten, denen ist die musikalische Aufführungspraxis nicht das Wichtigste.
Soll doch jeder selbst für sich entscheiden, was an dem jeweiligen Gerät das Wichtigste für einen ist.
Für mich ist es eben der einzigartige Klang, der in mir halt mehr Emotionen erzeugt.
Okay, ja. Ich möchte wirklich niemandem seine Vorlieben madig machen. Nur frage ich mich, wie man den Klang denn von der Aufführungspraxis trennen kann?
 
ein reiner Klangverlauf benötigt ja zB keine "Aufführungspraxis" im eigentlichen Sinne.

Was man dann mit diesem Verlauf macht, steht der Phantasie offen (davor einschlafen, samplen, recorden, ihn triggern lässt, eine Melodie daraus entwirft etc.)
 


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