Martin Kraken
Anfänger
Hallo, ich schreibe gerade an einem Scifi-Buch, aber meine Motivation ist etwas im Keller. Vielleicht könnt ihr mich mit Ideen, Verbesserungsvorschlägen oder auch einfach eurem positiven Interesse motivieren weiter zu schreiben. Bin für jede Hilfe dankbar. Rechtschreibfehler und Logiklöcher aufdecken wäre natürlich ein Highlight.
Hier ist das erste Kapitel:
Kapitel 1 – Erwachen
John erwachte langsam, als würde er durch dicke Watte driften. Alles fühlte sich träge und fremd an, jeder Muskel schwer wie Blei. Seine Gedanken formten sich nur zögerlich. Es gab nichts zu sehen, nur Dunkelheit, die wie ein Schleier um ihn lag. Dann – ein Riss, ein Geräusch von Metall auf Metall. Ein Funken Licht, grell und hart. Instinktiv schloss er die Augen.
„Endlich,“ sagte eine kratzige Stimme, die klang wie ein Funkgerät, das auf halbem Weg zum Schrottplatz steckengeblieben war. „Es wurde auch Zeit.“
John blinzelte ins Licht. Vor ihm stand eine Gestalt, gezeichnet von schroffen, abgewetzten Kanten, als hätte jemand die Überreste eines Baugerüsts zu einem Skelett zusammengesetzt. Ein lebloses Gesicht aus Metall musterte ihn mit glühenden Linsenaugen, die leise summten.
„Beweg dich, Junge.“ Die Worte waren so knapp und kalt wie die metallenen Hände, die ihn aus der engen Kapsel zogen. Seine Beine, ungenutzt seit einer Ewigkeit, knickten beinahe weg. „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, und du willst hier unten sicher nicht für immer bleiben.“
John taumelte und starrte den Roboter an. „Wer…?“ Seine Stimme klang schwach, wie ein rostiges Instrument, das nach Jahren wieder benutzt wurde.
„Ethan,“ sagte die Maschine ungerührt. „Nicht, dass es für dich eine Rolle spielt.“ Ethans metallene Hand packte ihn erneut, hielt ihn aufrecht, als er weiter in Richtung eines schmalen Gangs schritt, seine Schritte scharf und entschieden.
John stolperte hinterher, den Kopf voller Fragen, die wie Nebelschwaden durch seine Gedanken zogen, sich auflösten, bevor er sie richtig fassen konnte. Wo war er? Wie war er hierher gekommen? Und wer war diese merkwürdige, abgenutzte Maschine, die ihn mit einem rauen Ton herumkommandierte?
Die Antwort kam nicht. Ethan zog ihn stumm durch die Dunkelheit, und mit jedem Schritt spürte John, wie die Kälte der Umgebung in seine Glieder kroch, bis in die Knochen. Die Wände um sie herum waren rau und verfallen, vernarbt von Rissen, aus denen lose Kabel hingen wie herunterhängende Adern.
„Wo… wo sind wir?“ fragte John schließlich, obwohl er selbst nicht sicher war, ob er es wirklich wissen wollte.
„Eine Art Bunker,“ erwiderte Ethan trocken. „Ziemlich tief unter der Erde. Und bevor du anfängst zu fragen – warum du hier bist, warum ich hier bin und warum alles hier aussieht, als wäre es vor Jahrhunderten kaputtgegangen, spare dir die Mühe. Wir haben keine Zeit.“
„Warum?“
Ethan blieb stehen und sah ihn über die Schulter an. Seine Linsenaugen schienen für einen kurzen Moment kalt aufzuleuchten. „Weil diese Stadt voll mit Maschinen ist, die weit weniger geduldig sind als ich.“
Mit einem dumpfen Krachen stieß Ethan eine schwere Metalltür auf, die halb in ihrem Rahmen verkeilt war. Dahinter öffnete sich eine gewaltige Halle, in deren Schatten sich verrostete, zerfallene Strukturen verloren. Ein Hauch von Öl und Rost lag in der Luft, dick und schwer. Überall lagen Metallteile verstreut, wie die Überreste eines Kampfes, der vor langer Zeit ausgefochten wurde.
John fühlte, wie ihm bei diesem Anblick ein Schauer über den Rücken lief. „Was… was ist das alles?“
„Schrott,“ erwiderte Ethan trocken und wischte mit einer metallischen Hand über die Überreste. „Willkommen in der Welt, Junge. Wenn du sie dir anders vorgestellt hast, liegt das an dir.“
Johns Blick glitt über die Halle. Hier und da blitzte ein schwaches Licht auf, ein Rest von Energie, der noch in alten, gebrochenen Geräten schlummerte. Er fühlte, wie sich ein Hauch von Erinnerung in ihm regte, ein Bild, das zu verschwinden drohte, bevor er es richtig greifen konnte.
„Das hier ist nicht… das ist doch nicht die Welt?“
„War es mal“, sagte Ethan leichthin und zog ihn weiter. „Die Menschen haben sich irgendwann entschlossen, die Erde mit ihren eigenen Händen zu ruinieren. Alles, was du hier siehst, ist das Erbe, das sie hinterlassen haben.“ Die Ironie in seiner Stimme war unüberhörbar.
„Menschen?“ John konnte den Gedanken kaum fassen. „Und… was ist dann aus ihnen geworden?“
Ethan hielt für einen Moment inne und schien John anzusehen, bevor er antwortete. „Manche haben versucht, das Ende zu verschlafen. So wie du.“ Eine kurze, knappe Bewegung seiner metallischen Finger deutete zurück zu der Kapsel, aus der John erwacht war. „Aber das hat den meisten auch nichts gebracht.“
„Und warum… warum bin ich noch hier?“ Seine Stimme klang brüchig und fremd in der kalten Stille.
Ethan lachte – ein heiseres, metallisches Geräusch, das sich anhörte wie das Quietschen einer alten Tür. „Warum, fragst du? Vielleicht, weil ich eine Schraube locker habe. Oder weil ich der einzige Idiot bin, der sich noch an seine Aufgabe erinnert.“ Er deutete in eine Richtung, wo die Schatten noch dichter lagen. „Aber wenn wir das hier überstehen wollen, musst du weniger fragen und mehr laufen.“
Sie setzten sich in Bewegung, und John folgte ihm schweigend, den Kopf voller unbeantworteter Fragen und die Beine schwer von der Kälte, die aus dem Boden emporstieg. Ethans Schritte hallten in der stillen Halle wider, wie ein metallenes Echo, das die Dunkelheit durchbrach.
John versuchte, sich an irgendetwas zu erinnern – ein Bild, ein Gefühl, irgendetwas, das ihm Halt geben konnte. Aber da war nichts, nur das schale Gefühl, dass er hier fehl am Platz war, ein Überbleibsel einer längst vergessenen Zeit.
„Und was bist du?“ Er konnte sich die Frage nicht verkneifen.
„Ein Roboter,“ antwortete Ethan ohne Umschweife. „Wartungseinheit, ursprünglich gebaut, um nach dem Ende der Menschheit den Planeten wieder vorzubereiten.“ Er sprach es aus, als würde er eine alte, langweilige Geschichte rezitieren. „Nur dass ich der Einzige bin, der den Laden hier nicht vergessen hat.“
John wollte noch etwas sagen, doch Ethan war bereits weitergegangen, seine Augen auf ein Ziel gerichtet, das John nicht sehen konnte. Und so folgte er, durch die endlosen Schatten einer Welt, die ihm so fremd und unwirklich erschien, dass sie ihm fast wie ein böser Traum vorkam.
Aber irgendetwas sagte ihm, dass er nicht träumte. Die Dunkelheit hier war zu tief, der Rost zu real, und Ethans Schritte zu kalt und schwer, als dass sie etwas anderes sein könnten als die harte Wirklichkeit.
Kapitel 2 – Kibbi
Die Luft im Gang war dicht, schwer und fast erstickend, während sie sich durch die Dunkelheit vorwärts tasteten. John blieb dicht hinter Ethan. Ethan sprach kaum ein Wort, und jedes Knirschen und Hallen der Schritte ließ John nervös zusammenzucken.
Plötzlich blieb Ethan stehen, und sein metallischer Arm schoss vor Johns Brust, um ihn zurückzuhalten. „Ruhe,“ flüsterte Ethan, seine Stimme war kaum mehr als ein Knistern.
Im schwachen Lichtschein, der aus einem der zerbrochenen Deckenplatten über ihnen fiel, konnte John jetzt den Boden vor sich genauer sehen. Überall lagen verwitterte Kabel und die leblosen Hüllen von Maschinen.
„Das sind… Maschinen?“ John flüsterte die Worte, ohne es wirklich zu wollen. Seine Stimme hallte kaum vernehmbar in der düsteren Stille wider.
„Ja, Maschinen,“ murmelte Ethan. „Überbleibsel der alten Welt. Überwachungsdroiden, Sicherheitsroboter – sie waren mal wie Wachhunde. Jetzt sind sie nur noch Monster, die auf alles losgehen, das sich bewegt.“
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, huschte ein flackerndes Licht über die Wand am Ende des Ganges. Ein leises Summen begleitete es, dass überging in ein unstetes Brummen. John sah, wie sich eine der Roboterhüllen bewegte, und ein einzelnes rotes Auge aufleuchtete, das ihn kalt fixierte.
„Los! Lauf!“ Ethans Stimme war ein metallisches Zischen, und ohne weiter zu zögern, riss er John nach vorne.
John stolperte, seine Beine fühlten sich steif und kraftlos an, aber der Adrenalinschub ließ ihn instinktiv weiterrennen. Sie hetzten durch den engen Gang, und John hörte das metallische Schaben hinter sich. Das rote Auge des Droiden bohrte sich in seinen Rücken wie eine unsichtbare Flamme.
Ethan riss ihn plötzlich zur Seite, in eine enge Nische, wo sie keuchend stehen blieben. Ethan warf einen flüchtigen Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Bleib still,“ flüsterte er, und John drückte sich so fest er konnte an die feuchte Wand, während das Summen des Droiden langsam an ihnen vorbeizog.
Das rote Auge glitt suchend durch den Raum, für einen Moment schien es direkt in ihre Richtung zu starren. John hielt den Atem an, spürte, wie sein Herz gegen seine Rippen hämmerte. Doch nach einer Weile zog das Summen ab, und das rote Licht verschwand in den Schatten des Gangs.
Ethan wartete noch einen Moment, dann zog er John weiter, bis sie einen anderen, breiteren Gang erreichten. „Erste Regel: Sprich nie, wenn ich sage, dass du still sein sollst,“ sagte Ethan trocken und fixierte John mit seinen glühenden Augen. „Die Drohnen in der Stadt haben ihre ursprüngliche Aufgabe vergessen. Alles wird als Ziel betrachtet.“
John nickte nur benommen, versuchte, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Er konnte noch immer das Summen und das kalte rote Auge vor sich sehen, als er neben Ethan weiter durch die labyrinthischen Gänge hastete.
Nach einer Weile öffnete sich der Gang in eine weitere Halle. Ethan führte ihn in eine Ecke, hinter ein halb eingestürztes Metallgestell, das mit den Resten von ausgedienten Schaltkästen übersät war. Dort blieb Ethan stehen und wandte sich zu ihm um.
„Ich weiß, du hast Fragen,“ sagte Ethan, seine Stimme war nun etwas gedämpfter, fast so, als würde er ihm diesen Moment lassen. „Aber wie gesagt, Antworten werden dir jetzt wenig nützen. Wir sind hier auf Feindesgebiet, und das Einzige, was zählt, ist, dass du lernst, mit mir Schritt zu halten.“
John atmete tief durch und schaute Ethan in die Augen – oder das, was davon übrig war. „Also, wohin gehen wir überhaupt?“
„Mein Versteck,“ antwortete Ethan knapp. „Wir müssen euch bereit machen. Ich kann nicht für immer das Kindermädchen spielen.“
Bevor John nachfragen konnte, hörte er ein leises, melodisches Summen. Aus einem der Kabelbündel, das von der Decke hing, erschien ein kleines, quirliges Metallwesen, kaum größer als Johns Hand. Es schwebte in der Luft, seine Antennen zuckten in alle Richtungen, während es neugierig auf John und Ethan zuflog.
„Kibbi, halt dich zurück,“ sagte Ethan in einem scharfen Ton, aber John konnte so etwas wie eine Spur von Erleichterung in seiner Stimme hören. „Das hier ist Kibbi,“ fügte Ethan hinzu, als Kibbi fröhlich in der Luft pirouettierte, die kleinen Lichter auf seinem Metallkörper wie winzige Glühwürmchen blinkend.
„Kibbi?“ John schaute das kleine Wesen mit großen Augen an, fasziniert von der lebhaften Energie, die Kibbi ausstrahlte, fast wie ein kleines Tier, das ihm neugierig in die Augen sah.
„Ja, Kibbi,“ brummte Ethan. „Hilft mir, die Stadt zu durchkämmen, ohne dass diese durchgeknallten Maschinen uns aus dem Hinterhalt überraschen. Er mag klein sein, aber er sieht mehr, als du glaubst. Also bleib dicht bei ihm, wenn ich nicht da bin.“
Kibbi schwirrte um Johns Kopf herum und piepte ein paar fröhliche Töne, als würde er ihn willkommen heißen. Die winzige Maschine war wie ein Widerspruch zu der düsteren Umgebung um sie herum – ein Funke von etwas Lebendigem, das trotz allem Freude auszustrahlen schien.
„Er ist… niedlich,“ murmelte John, und ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
Sie setzten sich wieder in Bewegung, mit Kibbi, der vorauseilte und die dunklen Ecken des Gangs absuchte, immer einen Schritt voraus. Ethan schien dem kleinen Roboter fast blind zu vertrauen, und John spürte, dass die Gegenwart von Kibbi eine seltsame Art von Sicherheit ausstrahlte – eine Sicherheit, die er seit seinem Erwachen in dieser düsteren, kalten Welt noch nicht gefühlt hatte.
Kibbi summte plötzlich aufgeregt und signalisierte Ethan etwas mit einem schnellen Blinkmuster seiner Lichter. Ethan hielt sofort an und winkte John, sich zu ducken.
Sie spähten um eine Ecke und sahen, wie ein weiterer Sicherheitsdroide mit kaltem, rotem Auge den Gang entlangschwebte, suchend und bedrohlich. Kibbi flog blitzschnell in die andere Richtung und lenkte die Drohne mit einem hohen, zirpenden Geräusch ab, das wie eine Fehlfunktion klang.
„Los, jetzt,“ flüsterte Ethan und zog John wieder in Bewegung, während die Drohne von Kibbi abgelenkt wurde und ihnen den Weg freimachte. Die Strategie funktionierte perfekt. Sie schlüpften durch die engen Gänge, stets geführt von Kibbi, der die Maschinen vor ihnen immer einen Schritt voraus zu sein schien und die Drohnen mit geschickt gesetzten Ablenkungsmanövern verwirrte.
Nachdem sie eine sichere Zone erreicht hatten, in der die Überwachungsdrohnen nicht mehr zu hören waren, blieben sie stehen, und Ethan drehte sich zu John. „Ich würde nicht sagen, dass niedlich sein, seine primäre Funktion ist. ‚Nützlich‘ ist trifft es eher.“.
John nickte, seine Angst hatte sich mit der Zeit in eine Art gespannten Respekt für Ethan und Kibbi verwandelt. Ethan schien mehr über diese Welt zu wissen als jeder andere, und Kibbi, so klein er auch war, war wie ein Licht, das ihm den Weg wies.
„Komm, Junge,“ sagte Ethan, ohne ihn weiter zu mustern. „Es gibt noch einiges, das du nicht verstehst. Aber eines kannst du dir schon jetzt merken: In dieser Stadt überleben nur die, die sich unsichtbar machen können.“
John atmete tief durch, als er Kibbi beobachtete, der vor ihnen her summte und mit fröhlichem Piepen die Richtung vorgab. Ethan war schroff und hart, aber Kibbi… Kibbi war Hoffnung.
Hier ist das erste Kapitel:
Kapitel 1 – Erwachen
John erwachte langsam, als würde er durch dicke Watte driften. Alles fühlte sich träge und fremd an, jeder Muskel schwer wie Blei. Seine Gedanken formten sich nur zögerlich. Es gab nichts zu sehen, nur Dunkelheit, die wie ein Schleier um ihn lag. Dann – ein Riss, ein Geräusch von Metall auf Metall. Ein Funken Licht, grell und hart. Instinktiv schloss er die Augen.
„Endlich,“ sagte eine kratzige Stimme, die klang wie ein Funkgerät, das auf halbem Weg zum Schrottplatz steckengeblieben war. „Es wurde auch Zeit.“
John blinzelte ins Licht. Vor ihm stand eine Gestalt, gezeichnet von schroffen, abgewetzten Kanten, als hätte jemand die Überreste eines Baugerüsts zu einem Skelett zusammengesetzt. Ein lebloses Gesicht aus Metall musterte ihn mit glühenden Linsenaugen, die leise summten.
„Beweg dich, Junge.“ Die Worte waren so knapp und kalt wie die metallenen Hände, die ihn aus der engen Kapsel zogen. Seine Beine, ungenutzt seit einer Ewigkeit, knickten beinahe weg. „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, und du willst hier unten sicher nicht für immer bleiben.“
John taumelte und starrte den Roboter an. „Wer…?“ Seine Stimme klang schwach, wie ein rostiges Instrument, das nach Jahren wieder benutzt wurde.
„Ethan,“ sagte die Maschine ungerührt. „Nicht, dass es für dich eine Rolle spielt.“ Ethans metallene Hand packte ihn erneut, hielt ihn aufrecht, als er weiter in Richtung eines schmalen Gangs schritt, seine Schritte scharf und entschieden.
John stolperte hinterher, den Kopf voller Fragen, die wie Nebelschwaden durch seine Gedanken zogen, sich auflösten, bevor er sie richtig fassen konnte. Wo war er? Wie war er hierher gekommen? Und wer war diese merkwürdige, abgenutzte Maschine, die ihn mit einem rauen Ton herumkommandierte?
Die Antwort kam nicht. Ethan zog ihn stumm durch die Dunkelheit, und mit jedem Schritt spürte John, wie die Kälte der Umgebung in seine Glieder kroch, bis in die Knochen. Die Wände um sie herum waren rau und verfallen, vernarbt von Rissen, aus denen lose Kabel hingen wie herunterhängende Adern.
„Wo… wo sind wir?“ fragte John schließlich, obwohl er selbst nicht sicher war, ob er es wirklich wissen wollte.
„Eine Art Bunker,“ erwiderte Ethan trocken. „Ziemlich tief unter der Erde. Und bevor du anfängst zu fragen – warum du hier bist, warum ich hier bin und warum alles hier aussieht, als wäre es vor Jahrhunderten kaputtgegangen, spare dir die Mühe. Wir haben keine Zeit.“
„Warum?“
Ethan blieb stehen und sah ihn über die Schulter an. Seine Linsenaugen schienen für einen kurzen Moment kalt aufzuleuchten. „Weil diese Stadt voll mit Maschinen ist, die weit weniger geduldig sind als ich.“
Mit einem dumpfen Krachen stieß Ethan eine schwere Metalltür auf, die halb in ihrem Rahmen verkeilt war. Dahinter öffnete sich eine gewaltige Halle, in deren Schatten sich verrostete, zerfallene Strukturen verloren. Ein Hauch von Öl und Rost lag in der Luft, dick und schwer. Überall lagen Metallteile verstreut, wie die Überreste eines Kampfes, der vor langer Zeit ausgefochten wurde.
John fühlte, wie ihm bei diesem Anblick ein Schauer über den Rücken lief. „Was… was ist das alles?“
„Schrott,“ erwiderte Ethan trocken und wischte mit einer metallischen Hand über die Überreste. „Willkommen in der Welt, Junge. Wenn du sie dir anders vorgestellt hast, liegt das an dir.“
Johns Blick glitt über die Halle. Hier und da blitzte ein schwaches Licht auf, ein Rest von Energie, der noch in alten, gebrochenen Geräten schlummerte. Er fühlte, wie sich ein Hauch von Erinnerung in ihm regte, ein Bild, das zu verschwinden drohte, bevor er es richtig greifen konnte.
„Das hier ist nicht… das ist doch nicht die Welt?“
„War es mal“, sagte Ethan leichthin und zog ihn weiter. „Die Menschen haben sich irgendwann entschlossen, die Erde mit ihren eigenen Händen zu ruinieren. Alles, was du hier siehst, ist das Erbe, das sie hinterlassen haben.“ Die Ironie in seiner Stimme war unüberhörbar.
„Menschen?“ John konnte den Gedanken kaum fassen. „Und… was ist dann aus ihnen geworden?“
Ethan hielt für einen Moment inne und schien John anzusehen, bevor er antwortete. „Manche haben versucht, das Ende zu verschlafen. So wie du.“ Eine kurze, knappe Bewegung seiner metallischen Finger deutete zurück zu der Kapsel, aus der John erwacht war. „Aber das hat den meisten auch nichts gebracht.“
„Und warum… warum bin ich noch hier?“ Seine Stimme klang brüchig und fremd in der kalten Stille.
Ethan lachte – ein heiseres, metallisches Geräusch, das sich anhörte wie das Quietschen einer alten Tür. „Warum, fragst du? Vielleicht, weil ich eine Schraube locker habe. Oder weil ich der einzige Idiot bin, der sich noch an seine Aufgabe erinnert.“ Er deutete in eine Richtung, wo die Schatten noch dichter lagen. „Aber wenn wir das hier überstehen wollen, musst du weniger fragen und mehr laufen.“
Sie setzten sich in Bewegung, und John folgte ihm schweigend, den Kopf voller unbeantworteter Fragen und die Beine schwer von der Kälte, die aus dem Boden emporstieg. Ethans Schritte hallten in der stillen Halle wider, wie ein metallenes Echo, das die Dunkelheit durchbrach.
John versuchte, sich an irgendetwas zu erinnern – ein Bild, ein Gefühl, irgendetwas, das ihm Halt geben konnte. Aber da war nichts, nur das schale Gefühl, dass er hier fehl am Platz war, ein Überbleibsel einer längst vergessenen Zeit.
„Und was bist du?“ Er konnte sich die Frage nicht verkneifen.
„Ein Roboter,“ antwortete Ethan ohne Umschweife. „Wartungseinheit, ursprünglich gebaut, um nach dem Ende der Menschheit den Planeten wieder vorzubereiten.“ Er sprach es aus, als würde er eine alte, langweilige Geschichte rezitieren. „Nur dass ich der Einzige bin, der den Laden hier nicht vergessen hat.“
John wollte noch etwas sagen, doch Ethan war bereits weitergegangen, seine Augen auf ein Ziel gerichtet, das John nicht sehen konnte. Und so folgte er, durch die endlosen Schatten einer Welt, die ihm so fremd und unwirklich erschien, dass sie ihm fast wie ein böser Traum vorkam.
Aber irgendetwas sagte ihm, dass er nicht träumte. Die Dunkelheit hier war zu tief, der Rost zu real, und Ethans Schritte zu kalt und schwer, als dass sie etwas anderes sein könnten als die harte Wirklichkeit.
Kapitel 2 – Kibbi
Die Luft im Gang war dicht, schwer und fast erstickend, während sie sich durch die Dunkelheit vorwärts tasteten. John blieb dicht hinter Ethan. Ethan sprach kaum ein Wort, und jedes Knirschen und Hallen der Schritte ließ John nervös zusammenzucken.
Plötzlich blieb Ethan stehen, und sein metallischer Arm schoss vor Johns Brust, um ihn zurückzuhalten. „Ruhe,“ flüsterte Ethan, seine Stimme war kaum mehr als ein Knistern.
Im schwachen Lichtschein, der aus einem der zerbrochenen Deckenplatten über ihnen fiel, konnte John jetzt den Boden vor sich genauer sehen. Überall lagen verwitterte Kabel und die leblosen Hüllen von Maschinen.
„Das sind… Maschinen?“ John flüsterte die Worte, ohne es wirklich zu wollen. Seine Stimme hallte kaum vernehmbar in der düsteren Stille wider.
„Ja, Maschinen,“ murmelte Ethan. „Überbleibsel der alten Welt. Überwachungsdroiden, Sicherheitsroboter – sie waren mal wie Wachhunde. Jetzt sind sie nur noch Monster, die auf alles losgehen, das sich bewegt.“
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, huschte ein flackerndes Licht über die Wand am Ende des Ganges. Ein leises Summen begleitete es, dass überging in ein unstetes Brummen. John sah, wie sich eine der Roboterhüllen bewegte, und ein einzelnes rotes Auge aufleuchtete, das ihn kalt fixierte.
„Los! Lauf!“ Ethans Stimme war ein metallisches Zischen, und ohne weiter zu zögern, riss er John nach vorne.
John stolperte, seine Beine fühlten sich steif und kraftlos an, aber der Adrenalinschub ließ ihn instinktiv weiterrennen. Sie hetzten durch den engen Gang, und John hörte das metallische Schaben hinter sich. Das rote Auge des Droiden bohrte sich in seinen Rücken wie eine unsichtbare Flamme.
Ethan riss ihn plötzlich zur Seite, in eine enge Nische, wo sie keuchend stehen blieben. Ethan warf einen flüchtigen Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Bleib still,“ flüsterte er, und John drückte sich so fest er konnte an die feuchte Wand, während das Summen des Droiden langsam an ihnen vorbeizog.
Das rote Auge glitt suchend durch den Raum, für einen Moment schien es direkt in ihre Richtung zu starren. John hielt den Atem an, spürte, wie sein Herz gegen seine Rippen hämmerte. Doch nach einer Weile zog das Summen ab, und das rote Licht verschwand in den Schatten des Gangs.
Ethan wartete noch einen Moment, dann zog er John weiter, bis sie einen anderen, breiteren Gang erreichten. „Erste Regel: Sprich nie, wenn ich sage, dass du still sein sollst,“ sagte Ethan trocken und fixierte John mit seinen glühenden Augen. „Die Drohnen in der Stadt haben ihre ursprüngliche Aufgabe vergessen. Alles wird als Ziel betrachtet.“
John nickte nur benommen, versuchte, seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Er konnte noch immer das Summen und das kalte rote Auge vor sich sehen, als er neben Ethan weiter durch die labyrinthischen Gänge hastete.
Nach einer Weile öffnete sich der Gang in eine weitere Halle. Ethan führte ihn in eine Ecke, hinter ein halb eingestürztes Metallgestell, das mit den Resten von ausgedienten Schaltkästen übersät war. Dort blieb Ethan stehen und wandte sich zu ihm um.
„Ich weiß, du hast Fragen,“ sagte Ethan, seine Stimme war nun etwas gedämpfter, fast so, als würde er ihm diesen Moment lassen. „Aber wie gesagt, Antworten werden dir jetzt wenig nützen. Wir sind hier auf Feindesgebiet, und das Einzige, was zählt, ist, dass du lernst, mit mir Schritt zu halten.“
John atmete tief durch und schaute Ethan in die Augen – oder das, was davon übrig war. „Also, wohin gehen wir überhaupt?“
„Mein Versteck,“ antwortete Ethan knapp. „Wir müssen euch bereit machen. Ich kann nicht für immer das Kindermädchen spielen.“
Bevor John nachfragen konnte, hörte er ein leises, melodisches Summen. Aus einem der Kabelbündel, das von der Decke hing, erschien ein kleines, quirliges Metallwesen, kaum größer als Johns Hand. Es schwebte in der Luft, seine Antennen zuckten in alle Richtungen, während es neugierig auf John und Ethan zuflog.
„Kibbi, halt dich zurück,“ sagte Ethan in einem scharfen Ton, aber John konnte so etwas wie eine Spur von Erleichterung in seiner Stimme hören. „Das hier ist Kibbi,“ fügte Ethan hinzu, als Kibbi fröhlich in der Luft pirouettierte, die kleinen Lichter auf seinem Metallkörper wie winzige Glühwürmchen blinkend.
„Kibbi?“ John schaute das kleine Wesen mit großen Augen an, fasziniert von der lebhaften Energie, die Kibbi ausstrahlte, fast wie ein kleines Tier, das ihm neugierig in die Augen sah.
„Ja, Kibbi,“ brummte Ethan. „Hilft mir, die Stadt zu durchkämmen, ohne dass diese durchgeknallten Maschinen uns aus dem Hinterhalt überraschen. Er mag klein sein, aber er sieht mehr, als du glaubst. Also bleib dicht bei ihm, wenn ich nicht da bin.“
Kibbi schwirrte um Johns Kopf herum und piepte ein paar fröhliche Töne, als würde er ihn willkommen heißen. Die winzige Maschine war wie ein Widerspruch zu der düsteren Umgebung um sie herum – ein Funke von etwas Lebendigem, das trotz allem Freude auszustrahlen schien.
„Er ist… niedlich,“ murmelte John, und ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
Sie setzten sich wieder in Bewegung, mit Kibbi, der vorauseilte und die dunklen Ecken des Gangs absuchte, immer einen Schritt voraus. Ethan schien dem kleinen Roboter fast blind zu vertrauen, und John spürte, dass die Gegenwart von Kibbi eine seltsame Art von Sicherheit ausstrahlte – eine Sicherheit, die er seit seinem Erwachen in dieser düsteren, kalten Welt noch nicht gefühlt hatte.
Kibbi summte plötzlich aufgeregt und signalisierte Ethan etwas mit einem schnellen Blinkmuster seiner Lichter. Ethan hielt sofort an und winkte John, sich zu ducken.
Sie spähten um eine Ecke und sahen, wie ein weiterer Sicherheitsdroide mit kaltem, rotem Auge den Gang entlangschwebte, suchend und bedrohlich. Kibbi flog blitzschnell in die andere Richtung und lenkte die Drohne mit einem hohen, zirpenden Geräusch ab, das wie eine Fehlfunktion klang.
„Los, jetzt,“ flüsterte Ethan und zog John wieder in Bewegung, während die Drohne von Kibbi abgelenkt wurde und ihnen den Weg freimachte. Die Strategie funktionierte perfekt. Sie schlüpften durch die engen Gänge, stets geführt von Kibbi, der die Maschinen vor ihnen immer einen Schritt voraus zu sein schien und die Drohnen mit geschickt gesetzten Ablenkungsmanövern verwirrte.
Nachdem sie eine sichere Zone erreicht hatten, in der die Überwachungsdrohnen nicht mehr zu hören waren, blieben sie stehen, und Ethan drehte sich zu John. „Ich würde nicht sagen, dass niedlich sein, seine primäre Funktion ist. ‚Nützlich‘ ist trifft es eher.“.
John nickte, seine Angst hatte sich mit der Zeit in eine Art gespannten Respekt für Ethan und Kibbi verwandelt. Ethan schien mehr über diese Welt zu wissen als jeder andere, und Kibbi, so klein er auch war, war wie ein Licht, das ihm den Weg wies.
„Komm, Junge,“ sagte Ethan, ohne ihn weiter zu mustern. „Es gibt noch einiges, das du nicht verstehst. Aber eines kannst du dir schon jetzt merken: In dieser Stadt überleben nur die, die sich unsichtbar machen können.“
John atmete tief durch, als er Kibbi beobachtete, der vor ihnen her summte und mit fröhlichem Piepen die Richtung vorgab. Ethan war schroff und hart, aber Kibbi… Kibbi war Hoffnung.
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