Mein Beitrag betrifft die Tochter, die nicht recht anbeißen will.
Das hatte ich schon verstanden. Ich gebe seit 30 Jahren Kindern und Jugendlichen Musikunterricht und ich kann Dir sagen: Den Königsweg findet man nie. Und ich lerne in all diesen Fragen immer wieder neu. "Die Kinder abholen, wo sie sind." Das haben uns die damals progressiven Pädagogik-Professoren in den 90ern aber so etwas von eingetrichtert. Soll ich Dir was sagen: Es ist ziemlicher Unsinn. Man muss die Kinder dahin bringen wollen, wo sie nicht sind. Daran können sie sich dann reiben, dagegen opponieren und was weiß ich was. Wenn ich als Erwachsener versuche, Kinder da abzuholen, wo ich sie vermute, unterschätze ich sie und mache mich selbst lächerlich.
Meine Erfahrung ist: ich muss sehr genau überlegen, was ich Kindern zum Lernen anbiete und es so aufbereiten, dass sie einen Ansatzpunkt finden können, es zu begreifen. Gleichzeitig muss es aber immer ihren Horizont erweitern. Und in der Musik darf ich niemals etwas thematisieren, von dem ich nicht selbst begeistert und restlos überzeugt bin. Und diese Begeisterung muss ich authentisch vertreten können. Und darüber hinaus muss das, was ich verwende, exemplarisch für große, historisch bedeutende Strömungen in der Musik sein. Insofern lasse ich Wendy Carlos und auch die Stones in der Regel weg
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Das ist jetzt schon ein neues Thema, vorfür ich mich schon jetzt entschuldige:
Das was ich mit "abholen" meine, ist dass jeder anders ist, ich glaube nicht, dass ich 30 Leute gleichzeitig abholen kann, sondern nur zeigen kann, was es gibt. Dabei spielt es eine große Rolle, ob ich dann Musik oder Instrumente zeige, also Möglichkeiten oder fertige Dinger. Beides hat Reize und wenn ich eins weiss - dann das ich mit vermutlich keinem meiner Musikvorlieben irgendeinem mit einstelligem Alter irgendeine Art von positivem Eindruck hinterlassen kann, wenn ich da was anpreise oder toll finde. Ich fand den alten Kram der Musiklehrer auch unprogressiv - es wäre auch sonst was kaputt. Eltern ebenso - werden nie das alles treffen, weil sie eben Eltern sind.
Ja, man kann nur zeigen und machen und vorführen aber - das muss nicht wie bei Loriot enden.
Die finden das für sich - am Ende. Du wirst die nicht inspirieren, aber du kannst ein bisschen zeigen, mehr nicht.
Ich hab ja viele Jahre Workshops gemacht, auch sogar mal einen für Kinder. Das schöne dabei war - man muss das halt nicht, es muss nicht allen genau gerecht sein, wenn man es nur zeigen will, aber - diese Klassik-Synthesizer-Demos und Beatles oder so - ist eben genau so schwach wie eben meine Helden oder die Helden der Generationen danach. Das was hier erwähnt oder gezeigt wurde ist definitiv bestenfalls historisch relevant. Auch wenn wir Tomita, Heinz Funk und Co einbeziehen wird und bleibt es verstaubt, was man da vorführt. Das ist eine andere Welt - wie einen SciFi Film der 50er zu sehen.
Deshalb ist so ein Moog idealerweise neu zu bespielen, der kann nichts dafür, dass die so viele alte Sachen damit gemacht haben, sie sind auch nicht Sinnbild dafür, sie können das auch - der Zugang ist das und die Person die das macht. Und dessen Hintergrund natürlich.
Die 7 Jahre alte Tochter wird vielleicht Bock haben, wenn du zeigst, dass SIE damit das machen kann, was sie machen will und kann es auch tun, wenn es mit "nicht anfassen" versehen ist oder irgendein Fancy-Gerät in den Medien ist, ist es sowas wie der Fairlight für mich war - ein unbezahlbares Ding, das du nicht mal je berühren wirst und daher bestenfalls Faszination haben konntest, heute aber niemanden mehr lockt, weil jede DAW mehr bietet.
Nostalgie ist kein guter Trigger.
Aber - Caring ist gut, einfach zeigen und machen und so.
Und es wird Kinder geben, die keinen Bock auf Musik entwickeln mögen, andere Sachen machen oder so, sie sind halt Kinder.
Und - ich weiss nicht besser wie man das macht, aber ich würde es einfach mit meinen Mitteln zeigen, aber irgendwann kommt das - "willste auch ma"? ..
Vielleicht ist das sogar so, dass sich das Kind mal damit für Wochen einsperren will und so lernt, so für sich, nicht unter Aufsicht. Nicht wo andere gucken können etc.
Warten wir ab..
Henry Higgins, Warten wir ab..