Aber dieses Bild, dass Thomann quasi aus reiner Menschenfreundlichkeit etwas für kleine Händler getan hat und durch dumme Zufälle, unbeabsichtigt in illegale Absprachen verwickelt wurde, das finde ich auch einigermaßen schief.
Das habe ich ja so nicht geschrieben. Sie haben nur in eine Vereinbarung eingewilligt, die letzten Endes allen nützt - auch natürlich ihnen - aber auch dem Verbraucher und den wenigen verbliebenen anderen Händlern. Mit "Menschenfreundlichkeit" hat das nichts zu tun, eher mit wirtschaftlicher Vernunft. Denn ein Verdrängungs-Wettbewerb bis aufs Messer schadet allen - auch uns Kunden. Oder glaubst Du etwa, die Instrumente werden billiger, wenn bis auf Thomann und Musicstore irgendwann alle anderen weg sind? Das ist eben die Krux an der Geschichte. Manchmal entspricht das Wettbewerbs-Recht in der heutigen Zeit nicht mehr den realen Gegebenheiten. Und so manches, was eigentlich gedacht war, uns - die Verbraucher - zu schützen, geht in der Praxis heute nach hinten los. Die entsprechenden Gesetze wurden vor Erfindung des Online-Handels gemacht.
Ziemlich sicher haben die eine juristische Abteilung und werden ganz genau gewusst haben, was sie tun.
Absolut.
Ich sehe das so:
- Fender, Yamaha und andere große Hersteller von Musikinstrumenten haben ein Interesse, dass sie in Deutschland von mehr als nur zwei Händlern vertrieben werden - ein großes Händlernetz nützt ihnen aus einer Vielzahl von Gründen, die naheliegend sind (Service, Erreichen von Kunden im Amateur- und Education-Bereich usw.).
- Thomann und Musicstore haben ein Interesse, sich nicht wechselseitig durch Unterbietung ständig die Butter vom Brot zu nehmen.
- Die kleinen Händler haben ein Interesse, ein wenig vom Kuchen abzubekommen. (Thomann und Musicstore können diese "Peanuts", die für die anderen abfallen, mehr oder weniger egal sein, solange sie sich gegenseitig nicht kaputtmachen. Also nichts mit Menschenfreundlichkeit. Einfach ökonomische Vernunft.)
- Die Kunden haben ein Interesse an günstigen Preisen, aber auch an gutem Service. Dafür ist Wettbewerb notwendig, der aber nicht mehr besteht, wenn nur sehr wenige Händler überleben.
Preisabsprachen sind eigentlich verboten, damit es nicht zu Monopolen kommt. Groteskerweise waren sie in diesem Fall aber
auch gedacht, um genau die Monopol-Bildung zu verhindern - im Interesse aller Beteiligten.