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fummdich-fummdich-ratata
So, Ihr Lieben,
der Onkel Stephen gibt euch jetzt mal eine kurze Geschichtsstunde:
Hoenig wurde 1952 in Hamburg geboren und stieg parallel zu seinem PuKWi-Studium bei der Berliner Experimentalband Agitation Free ein, bei der bereits Christoph Franke (später TD) und Lutz Ulbrich (später Ash Ra Tempel) mitspielten. Hoenig brachte seinen EMS-Koffersynthi mit in die Band und hatte die Rolle eines Del Detmar oder Tim Blake inne, wenn man so will. Mit AF tourte er durch die Welt und beteiligte sich an allen drei Alben, die die Band bis 1974 aufnahm.
Neben Thomas Kessler wurde er eine der Leitfiguren des elektronischen Musikstudios der Pfalzburger Straße in Berlin-Wilmersdorf, wo sich Bands wie Ash Ra Tempel zusammenfanden bzw. Solisten wie Klaus Schulze das erste Mal mit Musikelektronik in Berührung kamen. Nach seinem Ausstieg bei AF arbeitete Hoenig kurz mit Schulze zusammen, allerdings trennte sich das Duo sehr schnell wieder, weil der Perfektionist Hoenig mit dem Chaoten Schulze nicht klarkam und partout nicht ohne vorherige Proben auftreten wollte. Hoenig gründete dann sein eigenes AURA-Studio, in dem er u. a. das Album "New Age of Earth" von Manuel Göttsching/Ashra produzierte. Er spielte auch mit Göttsching kurzzeitig zusammen, als Resultat dieser Arbeit gab´s mal das Album "Early Water", bei welchem auch der hier zur Versteigerung angebotene Four Voice seine Dienste tat (sehr beeindruckend... was für eine Maschine). Neben diesen Musikproduktionen war Hoenig Co-Organisator der Metamusik-Festivals in Berlin, die damals abliefen.
Michael Hoenig sprang 1975 kurzfristig für Peter Baumann bei TD ein für eine Tour durch Australien, Asien und England, als Baumann ohne nähere Angabe von Gründen in den Sack haute. Ich habe irgendwo eine uralte Ausgabe vom Musik Express 1975, wo er zusammen mit TD live in der Royal Albert Hall in London zu sehen ist. Kurz nach diesem Gastspiel stieg er wieder bei TD aus und arbeitete als Solist weiter, da ihm die endlose, unstrukturierte Rumnudelei ohne Hand und Fuß bei TD ziemlich auf den Sack ging.
Als Frucht dieser Arbeit ist sein 1977er Soloalbum "Departure from the Northern Wasteland" zu nennen, welches meiner Meinung nach sämtliche Arbeiten seiner Kollegen von TD bzw. Klaus Scheiße... äh, Schulze in den Schatten stellt. Ein hochkomplexes, sehr formal streng gehaltenes Werk mit absolut fantastischer, polyrhythmischer Sequenzerarbeit (für welche er vornehmlich diesen modifizierten Four Voice nebst zweier Mini Moogs und einem Moog Sequencer Complement B zur Hilfe nahm). Aufgenommen wurde diese Platte im Heimstudio mit einer alten ITAM 8-Spur, abgemischt und produziert wurde sie von Hoenig und Conny Plank.
Ein paar schöne Bilder aus dieser Zeit gibt´s in einer alten Ausgabe der Hobby von (ich glaube) Juni 1977, in dem Lexikon "Elektronische Musik" von Eberhard Höhn, und in dem "Billboard Guide to Progressive Music". Sehr nett.
Nach diesem Soloalbum brach Hoenig seine Zelte in Deutschland ab und begab sich nach Amiland, wo er u. a. mit Philip Glass an dem Soundtrack zu "Koyaanisqatsi" arbeitete. Ferner produzierte er Leute wie Morton Subotnick und Harold Budd, arbeitete als Produktspezialist für NED und nahm 1988 den reinen Synclavier-Soundtrack "The Blob" auf. Später produzierte er auch Leute wie Jack Nitzsche ("Das siebte Zeichen") und diverse Auftragsmusiken für Film- und Fernsehproduktionen.
Der Four Voice ist in der Keyboards 5/1988 im Interview mit Hoenig zu sehen. Mit Cooper Modifikation, daher denke ich, daß die Bastelarbeit vernünftig ausgeführt worden ist und sämtliche Eingriffe sinnstiftend sind. Hätte ich die 3.000 US$, ich würde sofort mitbieten, denn der Four Voice ist der einzige analoge Polysynthesizer, der mich noch wirklich interessiert.
Geschichtsstunde vorbei, ich gehe jetzt.
Stephen
der Onkel Stephen gibt euch jetzt mal eine kurze Geschichtsstunde:
Hoenig wurde 1952 in Hamburg geboren und stieg parallel zu seinem PuKWi-Studium bei der Berliner Experimentalband Agitation Free ein, bei der bereits Christoph Franke (später TD) und Lutz Ulbrich (später Ash Ra Tempel) mitspielten. Hoenig brachte seinen EMS-Koffersynthi mit in die Band und hatte die Rolle eines Del Detmar oder Tim Blake inne, wenn man so will. Mit AF tourte er durch die Welt und beteiligte sich an allen drei Alben, die die Band bis 1974 aufnahm.
Neben Thomas Kessler wurde er eine der Leitfiguren des elektronischen Musikstudios der Pfalzburger Straße in Berlin-Wilmersdorf, wo sich Bands wie Ash Ra Tempel zusammenfanden bzw. Solisten wie Klaus Schulze das erste Mal mit Musikelektronik in Berührung kamen. Nach seinem Ausstieg bei AF arbeitete Hoenig kurz mit Schulze zusammen, allerdings trennte sich das Duo sehr schnell wieder, weil der Perfektionist Hoenig mit dem Chaoten Schulze nicht klarkam und partout nicht ohne vorherige Proben auftreten wollte. Hoenig gründete dann sein eigenes AURA-Studio, in dem er u. a. das Album "New Age of Earth" von Manuel Göttsching/Ashra produzierte. Er spielte auch mit Göttsching kurzzeitig zusammen, als Resultat dieser Arbeit gab´s mal das Album "Early Water", bei welchem auch der hier zur Versteigerung angebotene Four Voice seine Dienste tat (sehr beeindruckend... was für eine Maschine). Neben diesen Musikproduktionen war Hoenig Co-Organisator der Metamusik-Festivals in Berlin, die damals abliefen.
Michael Hoenig sprang 1975 kurzfristig für Peter Baumann bei TD ein für eine Tour durch Australien, Asien und England, als Baumann ohne nähere Angabe von Gründen in den Sack haute. Ich habe irgendwo eine uralte Ausgabe vom Musik Express 1975, wo er zusammen mit TD live in der Royal Albert Hall in London zu sehen ist. Kurz nach diesem Gastspiel stieg er wieder bei TD aus und arbeitete als Solist weiter, da ihm die endlose, unstrukturierte Rumnudelei ohne Hand und Fuß bei TD ziemlich auf den Sack ging.
Als Frucht dieser Arbeit ist sein 1977er Soloalbum "Departure from the Northern Wasteland" zu nennen, welches meiner Meinung nach sämtliche Arbeiten seiner Kollegen von TD bzw. Klaus Scheiße... äh, Schulze in den Schatten stellt. Ein hochkomplexes, sehr formal streng gehaltenes Werk mit absolut fantastischer, polyrhythmischer Sequenzerarbeit (für welche er vornehmlich diesen modifizierten Four Voice nebst zweier Mini Moogs und einem Moog Sequencer Complement B zur Hilfe nahm). Aufgenommen wurde diese Platte im Heimstudio mit einer alten ITAM 8-Spur, abgemischt und produziert wurde sie von Hoenig und Conny Plank.
Ein paar schöne Bilder aus dieser Zeit gibt´s in einer alten Ausgabe der Hobby von (ich glaube) Juni 1977, in dem Lexikon "Elektronische Musik" von Eberhard Höhn, und in dem "Billboard Guide to Progressive Music". Sehr nett.
Nach diesem Soloalbum brach Hoenig seine Zelte in Deutschland ab und begab sich nach Amiland, wo er u. a. mit Philip Glass an dem Soundtrack zu "Koyaanisqatsi" arbeitete. Ferner produzierte er Leute wie Morton Subotnick und Harold Budd, arbeitete als Produktspezialist für NED und nahm 1988 den reinen Synclavier-Soundtrack "The Blob" auf. Später produzierte er auch Leute wie Jack Nitzsche ("Das siebte Zeichen") und diverse Auftragsmusiken für Film- und Fernsehproduktionen.
Der Four Voice ist in der Keyboards 5/1988 im Interview mit Hoenig zu sehen. Mit Cooper Modifikation, daher denke ich, daß die Bastelarbeit vernünftig ausgeführt worden ist und sämtliche Eingriffe sinnstiftend sind. Hätte ich die 3.000 US$, ich würde sofort mitbieten, denn der Four Voice ist der einzige analoge Polysynthesizer, der mich noch wirklich interessiert.
Geschichtsstunde vorbei, ich gehe jetzt.
Stephen
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