Candy Wahllos schrieb:
ppg360 schrieb:
(...) undin besserer Qualität im Resch-Mellotron M4000D. Die meisten davon sind erschreckend gut...
Ich schwanke immer noch zwischen dem und dem Memotron...hatte dazu ja schon mal einen eigenen Thread aufgemacht...konnte jetzt beide mal testen und bin hin- und hergerissen. :|
Nachdem ich mich mit beiden Geräten die letzten Wochen intensiver beschäftigt habe, komme ich zu folgendem Schluß:
- Verarbeitung: Das Memotron ist sehr schick verarbeitet und fühlt sich sehr wertig an. Das M4000D Mini in dem Blechgehäuse ist insgesamt etwas klunkig und "Behringer"-mäßig -- ich denke, das "große" M4000D im Holzgehäuse dürfte dem Memotron nahekommen, wenn nicht sogar ebenbürtig sein. Der Vorteil des kleinen 4000D Mini ist, daß es ohne Probleme auf dem gewölbten Deckel meines Mk. 1 Rhodes Halt findet, während das Memotron zum Runterkippeln neigt (so dürfte es dem großen M4000 ebenfalls ergehen). Der Hochglanzlack des Memotron sieht superedel aus, Kratzer und Macken verzeiht er dem Verursacher nicht -- da muß ein Flightcase her und auf jeden Fall eine Unterlage auf den Deckel, sollte man irgendwas auf dem Memotron parken wollen (Compact Phasing, Space Echo, Rotweinflaschen...).
- Sound: Da hat das Resch-Tron die Nase eindeutig vorn. Daß Markus Resch auf die originalen Masterbänder hat zurückgreifen können, trägt deutlich zur Ausgewogenheit der Klangfarben bei. Vor allem die Streicher und Chöre neigen beim M400 dazu, schrill und spitz zu klingen; das M4000 klingt da sehr viel angenehmer und seidiger. Homogener auch, denn da die Klänge für das Memotron von "echten" und "gebrauchten" M400-Bandsätzen genommen und z. T. entrauscht, geradegebogen und gefiltert wurden, neigen sie auch zu den für das Original-Tron typischen Sprüngen in den Klangfarben -- einfach, weil manche Bänder abgenudelter waren als andere (oder weil schnell noch ein Bierchen getrunken wurde, bevor es in die Mittagspause bei Streetly ging, also huppeldepup noch ein Band überdudelt... paßt scho!). Auch die Klangregelung am Gerät selbst entspricht beim Resch-Tron genau dem, was ich vom M400 kenne. Das Memotron filtert wesentlich stärker und arbeitet fast wie ein Synthesiser-VCF, da hier auch noch Resonanz mit eine Rolle spielt.
- Auswahl: Das Resch-Tron kommt bereits mit 100 Klängen an Bord, die die gebräuchlichsten und nützlichsten Klänge aus Chamberlin und Mellotron umfassen. Das finde ich schonmal sehr gut. Auch sind die Klänge innerhalb eines Augenblicks verfügbar, was beim Memotron erst langwierig geladen werden muß, entweder von CD-ROM oder von CFC (eigentlich ein Anachronismus heutzutage). Der Vorteil beim Manikin ist, daß man sich Libraries so zusammenstellen kann, wie man es braucht, der Nachteil ist, daß jede Library mit gut und gerne 100 Euro zu Buche schlägt (und manche Sounds anscheinend mehrfach verkauft werden) -- will man alle haben, muß man noch mal ein paar hundert Euro extra anlegen (dafür kann man im Memotron auch die Library für das M-Tron von GMedia verwenden).
Die Erweiterung beim Resch umfaßt nochmal 100 Sounds, von denen aber gut und gerne die Hälfte überflüssig sind (Mk. II-Tanzrhythmen und Begleitmuster, Soundeffekte von TD, Yes, Roxy Music und Black Sabbath... naja, einmal lacht man drüber). Dafür sehe ich beim Resch eindeutig die Stärken in der Anwesenheit der Chamberlin-Klänge, die (noch) ziemlich exotisch anmuten und noch nicht so oft gehört sind wie die Mellotron-Standards. Der größte Nachteil beim Resch-Tron (bedingt durch den visuellen Gimmick, Bilder der jeweils aktiven Maschinen zeigen zu wollen) ist, daß man nur "zwei" statt der üblicherweise drei Klänge gleichzeitig in den Speicher laden und kombinieren kann -- das hat man beim Memotron wesentlich besser gelöst, auch wenn bei beiden Geräten die Überblendung zwischen zwei Klängen mit einer gewissen Unausgewogenheit im Pegel einhergeht. Das machte das originale M400 auch, ist aber eigentlich nicht nötig -- ich kann ohne diesen Bug leben, der beim M400 noch ein Feature war.
- Fazit: Beide Geräte sind habenswert und machen beim Spielen wirklich Spaß und inspirieren -- das haben Mellotron-Samples aus dem E4 bei mir nie so in diesem Maße ausgelöst. Die Crux ist nur, sich entscheiden zu müssen: Dürfte ich nur ein Gerät haben, würde ich mich für das große M4000D -- trotz der genannten Schwächen -- entscheiden, da mir der Klang einfach mehr zusagt sowie die Holztastatur noch ein bißchen über dem Memotron liegt (was nicht schlecht ist, mitnichten). Hätte ich die Gelegenheit, beide zu kaufen, würde ich natürlich das große M4000 nehmen sowie das Memotron -- oder, wenn ich mit dem klunkigen 4000 Mini leben kann -- das kleine Resch-Tron und das Memotron. Auf dem Gebrauchtmarkt dürfte man vielleicht auch die Chance auf ein Schnäppchen haben.
Hoffe, das hilft, einen Eindruck zu bekommen.
Stephen