Zur Vervollständigung des Bildes von meiner Person, welches ich in diesem Forum in mosaikartigen Bruchstücken von mir gebe hier nun meine Erfahrungen in puncto Gesang:
Schon in meiner Kindheit war ich umgeben von einer fortwährend trällernden Großmutter, deren Wahlspruch lautete:
"Wo man singt, da lass' Dich nieder! Falsche Menschen haben Grammophöner™."
Inwiefern mich dieses vorurteilbehaftete "Pamphlet" beeinflusst oder geprägt hat, wage ich nicht abschließend zu beurteilen. Dumm nur, daß die Gesangstrigger, die meine Oma zu gesanglichen Ergüssen brachten, meist aus einem Röhrenradio kamen, dessen einziger empfangbarer Sender RTL zu sein schien. So kam es u.a. zu meiner ablehnenden Haltung gegenüber Schlagermusik im allgemeinen und Heintjes "Maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaamaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa" im Besonderen.
Kurzum: Meine Großmutter brauchte keine Badewanne, um Kapitänin zu sein, ein Staubwedel reichte vollkommen!
Als stilistischer Kontrapunkt fungierte da mein Vater, der zwar niemals sang, aber umso besser auf dem Klavier jazzte. Aus dieser Richtung kamen dann auch prägende Einflüsse und die Konfrontation mit dem Scat-Gesang*, insbesondere verkörpert durch Ella Fitzgerald oder die Swingle-Singers.
Es folgte meine klassische Ausbildung am Klavier, ich begann mich für Jaques Loussier zu interessieren, nicht zuletzt weil dieser eine Brücke zwischen der Musik J.S.Bachs und dem Jazz schlug.
Dann die ersten Schülerbands: alles ohne Gesang, rein instrumental, ziemlich planlos, dilettantisch...
...bis auf einmal ein gewisser Herbie Hancock mich mit seinen Vocodergesängen in seinen Bann nahm.
Also wurde ein KORG VC10 angeschafft und erste Versuche unternommen, das in die Schülerband zu übernehmen. Über die Ergebnisse breite ich jetzt lieber den Mantel des Schweigens...
Wenn ich heute - so aus einer Laune heraus - beginne zu singen, mahnt meine Frau mich immer zur Stille mit den Worten: "hör' auf, das klingt fürchterlich!" Obgleich ich mich dadurch nicht immer stoppen lasse, es vielmehr zum Anlass nehme weiter zu singen, ertappe ich mich öfters dabei, unter der Dusche den Caruso zu geben. Ob meine Frau dann schimpft, entzieht sich meiner Kenntnis, denn ich höre es ja nicht...
Im Berufsleben habe ich gerne mit Kopfstimme die Titelmelodie von "Raumschiff Enterprise" gesungen, sehr zur allgemeinen Erheiterung meiner weiblichen Mitarbeiterinnen. Peinlich waren lediglich die Situationen, wenn während meines gesanglichen Vortrags Kundschaft die Offizin betrat.
Jedenfalls wusste zumindest eine Mitarbeiterin mein "Talent" zu würdigen, als sie mir als Anerkennung für meinen Gesang ein Portrait von Mr. Spock überreichte...
*Geblieben ist mir die Vorliebe für den Scat-Gesang, wobei ich vor allem Al Jarreau und Peter Fessler favorisiere. Interessierten empfehle ich, den Jarreau'schen Improvisationspart in "Roof Garden" zu hören. Ob ich das allerdings jemals erreichen werde, wage ich zu bezweifeln...
"ISCH ABE GARKAINE BADEWANNE, SENIORINA!"